Am 9. Oktober 2025 wird der diesjährige Deutsche Schauspielpreis vergeben. Jetzt hat der Verein Bundesverband Schauspiel die Nominierungen in den einzelnen Kategorien bekanntgegeben. Mit dabei die Hernerin Lina Beckmann, die sich in der Kategorie „Starker Auftritt“ gegen drei Konkurrenten durchsetzen muss. Die Jury hat nach Sichtung aller relevanten deutschsprachigen Kino-, Fernseh- und Serienproduktionen, die zwischen dem 1. April 2024 und 31. März 2025 im deutschen Fernsehen oder auf Streamingplattformen erstausgestrahlt wurden oder im Kino sowie auf Filmfestivals in Deutschland Premiere feierten, in acht Preiskategorien insgesamt 32 Schauspieler und drei Synchronschauspieler nominiert. Darunter auch Lina Beckmann für ihre Episodenrolle der Carola Binder in der fiktiven Comedy-Dramaserie „Die Affäre Cum-Ex“ über den größten Bankenskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im Wettbewerbsbereich „Starker Auftritt“ konkurriert die Hernerin mit Thomas Bading in „Die Zweiflers“, mit Mirco Kreibich in „Ein Fall für Conti – Spieler“ sowie mit ihrer „Polizeiruf 110“-Kollegin Anneke Kim Sarnau, die für „Sad Jokes“ nominiert worden ist. 146 Milliarden Euro Schaden hat der Cum-Ex-Skandal in mehreren europäischen Ländern verursacht. Investitionsbanker haben dabei Aktien mit (cum) oder ohne (ex) Dividendenanspruch so verschoben, bis keine Steuerbehörde mehr nachvollziehen konnte, wem die Aktien wann gehört haben und ob je die bisweilen gar doppelt zurückverlangte Kapitalertragssteuer je gezahlt worden ist. Warum diese auf „leider wahren Ereignissen“ (Vorspann) beruhende, akribisch recherchierte und hochkarätig besetzte Dokufiction unter „Comedy-Dramaserie“ firmiert, erschließt sich dem Autor nicht. In Frankfurt am Main setzen der Investmentbanker und promovierte Jurist Dr. Bernd Hausner (Justus von Dohnányi) und der junge Steueranwalt Sven Lebert (Nils Strunk) nach US-amerikanischem Vorbild einen Fonds auf, der auf sogenannten Cum-Ex-Geschäften fußt, die gesetzlich verboten werden sollen. Als die beiden, konkrete Vorbilder im realen Leben sind Hanno Berger, einst als Regierungsdirektor der ranghöchste hessische Steuer-Bankprüfer, und Kai-Uwe Steck, bemerken, dass ihr Geschäftspartner Fred Allen (Andy Murray) sie jahrelang betrogen hat, ohne dass sie ihn anzeigen können, denkt Lebert daran, sich auszuklinken. Nachdem der Kölner Staatsanwältin Lena Birkwald (Lisa Wagner), hier stand Anne Brorhilker Pate, die im April 2024 auf eigenen Wunsch aus dem Beamtenverhältnis ausschied und Ko-Geschäftsführerin der Bürgerbewegung Finanzwende wurde, weil sie am politischen Willen zur Aufklärung des Skandals (ver-) zweifelte, die ungeheuren Ausmaße der europaweiten Betrügereien bewusst geworden sind, werden gleichzeitige Durchsuchungen in 16 Ländern ein voller Erfolg. Lebert stellt sich dem Hamburger Correctiv-Mitarbeiter Christoph Fromm (Fabian Hinrichs) als Kronzeuge zur Verfügung. Trotz aller Bremsbemühungen ihres Chefs, Oberstaatsanwalt Theo Loevenich (Timo Dierkes), gelingt es Lena Birkwald, Günther Osterkamp (Carl Achleitner), dem Finanzminister Nordrhein-Westfalens, nicht nur das ungeheure Ausmaß des Steuerbetrugs klarzumachen, sondern auch die Dringlichkeit der Aufdeckung vor der drohenden Verjährung. Doch der CDU-Politiker will sich nicht dem Vorwurf aussetzen, aus parteipolitischen Gründen die Machenschaften im sozialdemokratisch regierten Hamburg untersuchen zu lassen. So kann sich der Erste Bürgermeister der Hansestadt, Olaf Scholz, zum Bundeskanzler wählen lassen, weil er sich einfach an die Gespräche mit dem Banker Albert Kargus (Cornelius Obonya), der diese minutiös in seinem Tagebuch vermerkt hat, nicht mehr erinnert (Kargus steht hier für die Privatbank Warburg, letztlich aber auch für die HSH Nordbank). Die Banken, die für ihre Überwachung zuständigen Behörden und naturgemäß auch die Politiker weisen jede Verantwortung zurück. Doch der mediale Druck wächst und die Kölner Ermittlungen ziehen immer größere Kreise. „Kommt Scholz da heil raus?“: Am Ende wird Christoph Fromms Antwort auf Lena Birkwalds Frage nach der Verantwortung des damaligen Hamburger Ersten Bürgermeisters und späteren Bundeskanzlers geradezu prophetisch sein: „Niemals, außer er hat eine Haut aus Teflon“. Lina Beckmann spielt Carola Binder, eine Abteilungsleiterin im Finanzamt der norddeutschen Finanz- und Handelsmetropole, die sich Freie und Hansestadt Hamburg nennt. „Ich bin sprachlos“: Bei einem Gespräch mit Lena Birkwald in der Kantine „ihrer“ Steuerbehörde hält sie die 230 Jahre alte Kargus-Bank nach wie vor für eine „ehrbare Privatbank“, ist freilich entsetzt über das Ausmaß des Skandals, der sich allein in ihrem Bereich auf 171 Millionen Euro Steuererstattung subsummiert. Als Lena Birkwald erfährt, dass Carola Binder die Rückforderung von 44 Millionen Euro für das Jahr 2009 nicht umgesetzt hat, sodass diese Summe dem Staat wegen Verjährung entgangen ist, wird sie nach Berlin ins Bundesfinanzministerium bestellt. Mit taubenblauer Thermoskanne auf dem Pult und leicht verrutschtem Business-Anzug stellt sich Carola Binder den Forderungen der verärgerten Staatsanwältin, wenigstens 46 Millionen Euro für das Jahr 2010 zurückzufordern, entgegen. Als sie selbst einer behördlichen Anweisung nicht Folge leisten will, wird es laut im Regierungsviertel – und die Hamburger Abteilungsleiterin bricht erst zusammen, bevor es förmlich aus ihr herausbricht: „Von allen Seiten zerren die Leute an mir. Wissen Sie eigentlich, unter welchem Druck ich stehe? Ich mühe mich ab, es allen recht zu machen und alle beschweren sich ständig. Mein Herz setzt aus, immer wieder, ohne Grund. Aber das interessiert hier ja keinen mehr. Hier wird man nicht ‘mal als Mensch gesehen, sondern nur noch als Maschine.“ Eine fulminante Philippika – und ein sicherlich preiswürdiger Auftritt in der siebten Episode der Reihe. „Die Affäre Cum-Ex“, die noch bis April 2026 in der ZDF-Mediathek kostenlos gestreamt werden kann. Der nächste analoge TV-Termin mit Lina Beckmann ist am Sonntag, 6. Juli 2025, um 20.15 Uhr im Nord-3-TV der „Polizeiruf 110“-Krimi „Diebe“.