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Kein Durchkommen: Die Baustelle am Rhein-Herne-Kanal, Höhe Grimberger Feld, im Juli 2022, mit Blickrichtung Gelsenkirchen.

Schifffahrtsamt hält Aussage an die Verwaltung nicht ein

Stillstand an der Kanal-Baustelle

Nichts geht mehr: Das denken sich viele Fußgänger und Radfahrer, die am Rhein-Herne-Kanal entlang fahren und laufen und dann in der Höhe der Straße Grimberger Feld aus beiden Richtungen (Crange und Gelsenkirchen) vor verschlossenen Bauzäunen stehen - und das nun mittlerweile seit über einem Jahr (halloherne berichtete). Getan hat sich bis Mitte Juli 2022: Wenig bis nichts. Eine eingerichtete Umleitung führt über einen relativ großen Umweg und ist zudem noch gefährlich für Radfahrer und Fußgänger. Das nervt nicht nur diese beiden Personengruppen, sondern auch Anwohner und die Herner Politik.

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Es bleibt die Frage: Warum? Eigentlich sollte es anders kommen, so geht es zumindest aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage des Stadtverordneten Lars Wind (Piraten) hervor, die Mitte März 2022 beantwortet wurde. Wind hatte die Fragen gestellt, wie lange der Stadt bekannt sei, dass sich die Bauzeit verzögere und warum der Weg in der Zwischenzeit - wenn nicht gearbeitet wird - nicht wieder freigegeben wurde.

Verzögerung wurde der Stadt nicht mitgeteilt

Die Stadt erläuterte, dass die Zuständigkeit bei der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) liege. Der Weg sei ein Betriebsweg der WSV und damit deren Eigentum, der Stadt und den Bürgern ist daher nur eine Freizeitnutzung gestattet. „Die Verzögerung auf der Baustelle der WSV wurde der Verwaltung nicht mitgeteilt und war daher auch nicht bekannt“, heißt es in der schriftlichen Antwort weiter.

Der Zugang über die Straße

Zur zweiten Frage schreibt die Stadtverwaltung: „Nach Auskunft der WSV ist man dort von einer schnelleren Wiederaufnahme der Bautätigkeit ausgegangen und sah keine Veranlassung, die funktionierende Baustellenumleitung zu verändern“ und ergänzt: „Die zwischenzeitliche Wiederöffnung des Betriebsweges hätte für die WSV einen erheblichen Aufwand bedeutet, zumal die WSV mit einem Baubeginn im zweiten Quartal 2022 rechnet. Die Verwaltung wird noch einmal an die WSV herantreten, um genauere Auskünfte über den Baubeginn zu erhalten. Sollte sich dieser weiter verzögern, wird die Verwaltung versuchen, eine Freigabe für den Betriebsweg zu erwirken.“

Drittes Quartal 2022, aber nichts passiert

halloherne überzeugte sich Mitte Juli 2022 vor Ort und damit bereits im dritten Quartal, dass bei der Baustelle weiter nichts passiert ist. Gerne hätte halloherne auch die zuständige Westdeutsche Behörde mit Sitz in Duisburg zum Thema und der Verzögerung Stellung nehmen lassen, doch mehrfache telefonische wie schriftliche Anfragen blieben trotz ausreichender Frist unbeantwortet.

Diese ganze Arbeitsweise sorgt nicht nur bei Michael Zyweck für Kopfschütteln. Einerseits ist er als Anwohner davon betroffen, zudem versucht er als SPD-Stadtverordneter für Unser Fritz Klarheit zu bekommen - zuletzt ebenfalls vergeblich. Bereit vor rund einem Jahr, im Juni 2021, traf er sich mit den zuständigen Mitarbeitern von der WSV (halloherne berichtete).

Im Hintergrund kommen die Passanten aus Richtung Gelsenkirchen, stehen dann aber vor den Bauzäunen - diese sind mittlerweile mit Schlössern miteinander verbunden.

„Es gab immer wieder die Kommunikation, dass es im zweiten Quartal 2022 weitergehen sollte. Verzögerungen sind immer nachvollziehbar, aber man hätte nicht direkt alles aufreißen müssen“, sagt Zyweck gegenüber halloherne. „Nach über einem Jahr hätte man auch überlegen können, die Baustelle komplett zurückzubauen, wenn man weiß, dass man lange für ein Gutachten und auch für die Gewinnung der passenden Firmen braucht.“

Müll liegt im Grasbereich am Ufer vom Kanal

Nun erlebe man auch die verschärfte Situation, dass die Baustelle nicht bewacht ist und sich die Menschen dort trotzdem bewegen und auch Zeit verbringen - Müll im Grasbereich, direkt am Ufer des Rhein-Herne-Kanals, deutet daraufhin: „So umgehen die Personen das Verbot und das ist auch nachzuvollziehen, weil die Baustelle noch gut begehbar ist und die Umwege sehr lang sind. Gerade als Fahrradfahrer steht man dann dort und fragt sich, wie komme ich nun weiter?“.

Auch im Hinblick auf die baldige Cranger Kirmes (halloherne berichtete und berichtete) sieht er Probleme aufkommen, da weitere Radfahrer auf die Baustelle treffen werden und diese noch nicht kennen. „Es ist völlig okay, wenn eine Baustelle sein muss, darüber brauchen wir nicht diskutieren - aber wenn so lange nichts passiert, das geht gar nicht“, wird der SPD-Politiker deutlich. Wenn absehbar sei, dass man gewisse Zeitpunkte nicht einhalten kann, solle man das aktiv kommunizieren - in diesem Fall sei die Kommunikation nicht optimal.

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Ähnlich argumentiert auch Leser Michael Arning, der regelmäßig von Bochum nach Gelsenkirchen fährt: „Seit ungefähr einem Jahr ist am Rhein-Herne-Kanal diese Baustelle, an der nicht gebaut wird. Es hat sich aber leider bis heute nichts getan.“ Vor allem die Umleitung mache ihm Angst: „Der Umweg mit dem Fahrrad über die Straße mit Tempo 70 ist gefährlich. Wenn ich sehe, dass da Kinder mit dem Rad herfahren, wird mir ganz anders.“

So sah es im Juni 2021 aus - fast genauso wie im Juli 2022 (siehe Bild ganz oben).
| Autor: Marcel Gruteser