
Zänker Orthopädie-Schuhtechnik bereitet sich auf die Zukunft vor
Leidenschaft, Handwerk und Innovation
Wenn man die Räumlichkeiten der Firma Zänker Orthopädie-Schuhtechnik in Eickel an der Herzogstraße betritt, merkt man schnell: Hier schlägt das Herz eines traditionsreichen Handwerksbetriebs – und das bereits in der dritten Generation. Was als Ein-Mann-Unternehmen begann, ist heute eine feste Größe weit über das Ruhrgebiet hinaus.
Inhaber und Orthopädie-Schuhmachermeister Andreas Zänker und seine Tochter Vivienne, Orthopädie-Schuhmachermeisterin, verstehen sich als Bindeglied zwischen Patienten und Arzt. Sie betrachten ihre Kunden und deren gesundheitlichen Probleme ganzheitlich und machen sich mit technischen Geräten, komplexer Software und mithilfe ihrer langjährigen Erfahrung auf die Suche nach den Ursachen für ihre gesundheitlichen Beschwerden.
Betrieb wurde 1956 gegründet
Die Geschichte des Betriebs beginnt mit Alfred, dem Vater des heutigen Inhabers Andreas Zänker. „Mein Vater war Schuhmachermeister und hat den Betrieb 1956 gegründet. 1958 hat er in Düsseldorf noch den Orthopädie-Schuhmachermeister gemacht. 1980 habe ich im väterlichen Betrieb meine Ausbildung angefangen und nach der Lehre dort als Geselle gearbeitet. Mein Vater hat immer extrem viel gearbeitet. Seinen vierten Herzinfarkt hat er nicht überlebt“, berichtet Andreas Zänker über seinen Vater.
Nach dem plötzlichen Tod des Vaters im Jahr 1986 musste die Familie improvisieren. „Wir hatten eine Ausnahmegenehmigung, um den Betrieb weiterzuführen – aber es fehlte ein Meister. Das war eine harte Zeit, besonders für meine Mutter.“ Kurzfristig wurde ein junger Meister eingestellt.
Lange Wartezeiten für einen Platz an der Meisterschule
Damit Andreas Zänker den Betrieb übernehmen konnte, entschied er sich, seinen Meister zu machen. Damals war es nicht leicht, einen Platz an der Meisterschule zu bekommen. Fünf Jahre Wartezeit waren keine Seltenheit. „Wir mussten sogar über einen Bundestags-Abgeordneten versuchen, einen Platz zu erhalten, weil der Betrieb sonst hätte schließen müssen“, berichtet der Inhaber. Letztlich absolviert er im Oktober 1987 in Frankfurt alle vier Teile der Meisterprüfung erfolgreich. Im Jahr 1993 hat Andreas Zänker den Betrieb von seiner Mutter übernommen.
„Viele junge Leute wissen gar nicht genau, was wir machen. Der Beruf hat sich in den letzten Jahren enorm verändert“, so der 60-Jährige. „Wir nutzen beispielsweise bestimmte Software für Vermessungen oder Techniken beim Erstellen von Einlagen oder Schuhen, wir scannen Füße und erstellen 3-D-Modelle. Viele Arbeitsprozesse haben wir digitalisiert.“
Gleitzeit ja, Homeoffice nein
Etwas Kritik gibt es an den jungen Menschen auch: Einige Berufseinsteiger würden nur ihre Work-Life-Balance sehen. Gleitzeit ginge natürlich, aber das Arbeiten im Homeoffice nicht. „Wir sind ganz nah an unseren Kunden und eigentlich Bindeglied zwischen Patienten und Arzt. Wir stehen in engem Kontakt zu Krankenkassen, Ärzten und auch Einrichtungen. Wir sind sogar im Außendienst unterwegs bei Kunden, die weniger mobil sind und nicht zu uns kommen können.“

Unterstützung gibt es im Betrieb als Nachwuchs durch die Tochter von Andreas Zänker. 2014 startete Vivienne Zänker im väterlichen Betrieb ihre Ausbildung zur Orthopädie-Schuhmacherin und legte 2019 erfolgreich ihre Meisterprüfung ab. „Als ich noch zur Schule ging, sagte mir mein Vater, ich solle erst einmal mein Abi machen, und dass wir danach weitersehen.“ Letztendlich verbrachte sie alle Schulferien im Betrieb und erwarb sich in ihren Praktika schon einiges an Grundwissen. „Nach dem Abi war das Orthopädie-Schuhmacherhandwerk immer noch genau das, was ich machen wollte.“
Die angestellte Meisterin fügt an: „Der Beruf macht wahnsinnig viel Spaß. Ich brauche einen Beruf, bei dem ich am Ende des Tages das Gefühl habe, etwas erreicht und jemandem geholfen zu haben. Das habe ich von meinem Vater übernommen. Es ist ein gutes Gefühl, aus einem medizinischen Problem einen Hingucker zu machen. Viele denken bei orthopädischen Schuhen an klobige, schwarze Modelle. Wir zeigen, dass es auch anders geht.“ Kunden kommen aus ganz Deutschland, unter anderem wegen des individuellen Designs der maßgefertigten orthopädischen Schuhe. „In meinem Beruf kann ich kreativ sein und vieles selbst bestimmen.“
Permanente Weiterbildungen
Um den ganzheitlichen Ansatz zu vertiefen, hat sich Vivienne Zänker in den letzten Jahren permanent weitergebildet. Zuerst erfolgte der Abschluss zur Posturalorthesiologin (Spezialausbildung im neurologischen Einlagenbau) noch innerhalb ihrer Schullaufbahn. Neben einer abgeschlossenen Teilausbildung zur Osteopathin sowie weiteren Zusatzausbildungen wie zum Beispiel in Sensomotorik, Ganganalyse und Podotherapie, strebt sie noch den Abschluss zur Heilpraktikerin an, um später auch osteopathisch tätig sein zu dürfen.
„Man muss etwas erreicht haben am Tag. Die Kombination aus medizinischem Wissen, handwerklichem Geschick und Kreativität macht unseren Beruf aus“, sagt Vivienne Zänker. Seit etwa einem halben Jahr ist sie Mutter und unterstützt ihren Vater mit 20 Stunden pro Woche innerhalb der Elternteilzeit. Ihr Vater kompensiert einige ihrer Arbeitsstunden, um alle anfallenden Arbeiten und Aufträge zu erledigen: „Es steht und fällt immer mit den Mitarbeitenden. Man kann diesen Beruf nur machen, wenn man ihn liebt.“ Kundentermine sind durchschnittlich drei bis vier Wochen im Voraus ausgebucht.
Was der Betrieb sucht und was er bietet
Der Betrieb von Familie Zänker ist der einzige, spezialisierte Orthopädieschuhmacherbetrieb in ganz Herne. Wie viele Handwerksbetriebe steht auch dieser Betrieb vor dem Problem des Fachkräftemangels. „Wir suchen gute Leute – auch ältere Mitarbeiter sind willkommen. Auch Erfahrung zählt für uns viel“, so der Inhaber. Der Betrieb setzt auf eine familiäre Arbeitsatmosphäre und flexible Arbeitszeiten, um attraktiv für Auszubildende und Gesellen zu sein. Derzeit arbeiten rund 25 Mitarbeitende in Werkstatt, Abrechnung, Buchhaltung und im Verkauf.
Perspektivisch wird Vivienne Zänker den väterlichen Betrieb übernehmen - alle Voraussetzungen dafür hat sie bereits geschaffen. Damit diesem Beispiel auch möglichst viele andere Betriebe folgen, also sich frühzeitig um einen Nachfolger zu bemühen und gleichzeitig jungen Leuten Mut zu geben, als Selbstständiger zu arbeiten, ist die Firma Zänker Teil der neuen Kampagne „Ständig du selbst“ der Handwerkskammer Dortmund (HWK, halloherne berichtete).
Teil der HWK-Kampagne
Zusammen mit sechs anderen Betrieben aus dem Kammerbezirk stehen sie mit ihren Portraits sinnbildlich für die Möglichkeit und die ergriffene Chance, vom Azubi oder Angestellten zum Chef zu werden. Gleichzeitig versucht die HWK Dortmund weiterhin mehr junge Leute von einer Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Mit Stand von Mitte August 2025 und damit kurz nach Ausbildungsstart, bleibt die Lage im Kammerbezirk weiter angespannt (halloherne berichtete).
Vielen Handwerksbetrieben macht dabei die aufwendige Bürokratie zu schaffen - auch der Familie Zänker. „Jede Krankenkasse hat eine Fülle von Formularen, die sich ständig ändern. Das kostet viel Zeit“, betont die junge Handwerksmeisterin. Dennoch überwiege die Freude am Beruf: „Wenn ein Patient am Ende des Tages zufrieden ist und seine Schuhe gerne trägt, dann weiß ich, warum ich das alles mache.“ Und das ist alles, was zählt.
Weitere Informationen und Beratungen zur Unternehmensnachfolge, damit alles reibungslos verläuft, gibt es bei der Handwerkskammer Dortmund unter www.hwk-do.de/selbststaendig.