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Szene aus

Verzweifelte Flüchtlingskinder

Zutiefst berührend: Quiet Life

Schweden 2018: Ein unbekanntes Syndrom, das Flüchtlingskinder betrifft, löst bei Ärzten und Politikern Besorgnis aus. Sergei (Grigory Dobrygin) und Natalia (Chulpan Khamatova) sind mit ihren beiden Töchtern Katja (Miroslava Pashutina) und Alina (Naomi Lamp) wegen politischer Verfolgung aus Russland nach Schweden geflohen – in der Hoffnung auf ein neues Leben, nachdem ein Angriff Sergei fast das Leben gekostet hätte.

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Allerdings wird der Asylantrag der Familie abgelehnt und die Ausweisung angeordnet. Katja, die jüngere der beiden Töchter, traumatisiert von der Ablehnung, bricht zusammen und fällt ins Koma; ein Zustand, der als Resignationssyndrom oder auch als Apathie bekannt ist. Ihre Eltern versuchen alles, um eine Atmosphäre der Sicherheit, Stabilität und Hoffnung zu schaffen, die ihre Tochter braucht, um wieder aufzuwachen…

Ein reales Apathie-Syndrom

„Quiet Life“ ist ein zutiefst berührender und packender Film über ein reales Apathie-Syndrom, das Kinder auf der Flucht in hoffnungslosen Situationen befallen kann. Da Geflüchtete in Schweden unmittelbar nach Antragstellung sofort gut integriert werden und sich sicher vor Verfolgung fühlen können, reagieren manche Kinder dort umso dramatischer, wenn der Antrag abgelehnt wird, die Hoffnung auf Asyl erlischt und die Angst vor einer ungewissen Zukunft sie überwältigt.

Dieses Resignations-Syndrom ist real: In Skandinavien fallen jährlich mehr als einhundert Kinder infolge traumatischer Erfahrungen in diesen Zustand, wenn sie von Abschiebung bedroht sind. Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde es in den 1990er Jahren bei Kindern, die infolge der Jugoslawienkriege nach Schweden geflüchtet waren. Der international koproduzierte Spielfilm mit deutscher Beteiligung zeigt, wie sich Exil für Kinder anfühlt. Er ist gleichzeitig eine universelle Geschichte über die unbedingte Liebe von Eltern zu ihren Kindern und über die Zerbrechlichkeit von Wahrheit.

Alina (Naomi Lamp) und ihre jüngere Schwester Katja (Miroslava Pashutina) fühlen sich wohl in ihrer neuen Heimat Schweden – noch.

Unter der Regie von Alexandros Avranas („Miss Violence“) überzeugen Chulpan Khamatova („Good Bye Lenin“, „Luna Papa“) und Grigory Dobrygin („A Most Wanted Man“, „Verräter wie wir“) in den Hauptrollen. „Quiet Life“ feierte Weltpremiere am 30. August 2024 bei den Filmfestspielen von Venedig, die Deutschlandpremiere fand 29. September 2024 beim Filmfest Hamburg statt. Bei den Nordischen Filmtagen 2024 in Lübeck wurde der 99-minütige Film mit dem Publikumspreis und bei dem Geneva Internationales Filmfestival 2024 mit dem Future Is Sensible Award ausgezeichnet.

Das Child Resignation Syndrome

Regisseur Alexandros Avranas im Wild Bunch-Presseheft: „Seitdem ich vor einigen Jahren vom Child Resignation Syndrome gehört habe, bin ich besessen von dem Phänomen und dem Bedürfnis, es auf die Leinwand zu bringen. Millionen von Kindern sind auf der Flucht, vertrieben aus ihrer Heimat durch Krieg, Armut oder politische Unterdrückung, in der Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben. Doch wie können Eltern ihren Kindern Schutz und Stabilität bieten, wenn die Realität alles andere als Grund zu Optimismus bietet? Das ist es, was Sergei und Natalia erleben, als ihr Asyl-Antrag abgelehnt wird und ihre jüngste Tochter in den Zustand des Resignationssyndroms fällt, einem Zustand kompletter Verzweiflung, in den allein in Schweden Hunderte von Kindern gefallen sind. Ist es möglich, etwas aus dem Nichts zu erschaffen, nur indem man sich genug anstrengt? Ist Glück am Ende etwas, das wir erschaffen können? ‚Quiet Life‘ handelt von ihrem Kampf, die Hoffnung und Stabilität um jeden Preis wiederherzustellen, darum, wieder Licht zu finden in einer menschenverachtenden Situation.“

Zum Kinostart am 24. April 2025 ist „Quiet Life“ bei uns im Metropolis Bochum, im Sweetsixteen Dortmund, im Luna im Astra Essen sowie im Metropol Düsseldorf zu sehen.

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  • Donnerstag, 24. April 2025
Mittwoch, 23. April 2025 | Autor: Pitt Herrmann