
Zeitreise durch 2000 Jahre Nächstenliebe
Einen prall gefüllten Bildungstag erlebten 36 ehrenamtliche Helfer des Lukas-Hospizes im Zentrum des Bistums Paderborn, zu dem auch Herne gehört. Mit dem ehrenamtlichen Geschäftsführer Gisbert Fulland und Hospiz-Leiterin Anneli Wallbaum besuchten sie die eindrucksvolle und am 13. Dezember zu Ende gehende Caritas-Ausstellung "Nächstenliebe von den frühen Christen bis zur Gegenwart" im Diözesanmuseum neben dem Paderborner Dom.
Die Ausstellung unter der Schirmherrschaft des Papstvertrauten und Präsidenten von Caritas Internationalis, Kardinal Oscar Andres Rodrigues Maradiaga, ist nach dem Leitwort von Erzbischof Hans-Josef Becker "den Formen tätiger Nächstenliebe und der Geschichte ihrer institutionellen Entfaltung durch die Jahrhundert gewidmet". Sie zeigt anhand hochwertiger Ausstellungsstücke, die zum Teil als Leihgaben aus der ganzen Welt ihren Weg nach Paderborn fanden, "wie die Idee der Caritas zu unterschiedlichen Zeiten gelebt wurde und wie sie sich in der Kunst und Kultur der jeweiligen Epochen niedergeschlagen hat," so der Erzbischof weiter.
Im Vortragssaal des bischöflichen Liborianums stimmte Referentin Ingrid Baumjohann die Herner Besucher bis zum Mittag mit einem Streifzug von den Ägyptern über die Griechen und die Römer, vom Alten und dem neuen Testament und die sich danach ausbreitenden christlichen Gemeinden auf das Thema ein. Dabei zitierte die Referentin als Beispiel für frühchristliche Caritas aus dem 3. Buch Moses (Kap.19, Vers 33) einen Satz, wie er aktueller in Zeiten des Flüchtlingsstroms aus den Bürgerkriegsgebieten des Nahen Ostens nicht sein konnte. "Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in Eurem Lande, den sollt ihr nicht unterdrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer unter euch, und du sollst ihn lieben wie dich selbst."

Nach einem stärkenden Mittagessen besuchten die Herner mit dem sachkundigen Gästeführer Guido Apel zunächst den Dom sowie die angrenzende Bartholomäus-Kapelle und danach das Museum. In der Kapelle, von durch den frühen Paderborner Bischof Meinwerk aus Rom mitgebrachten Handwerkern aus dem oströmischen Byzanz 1024 erbaut und mit einer bis heute rätselhaft guten Akustik ausgestattet, testeten die Herner diese Austik selbst und sangen, vom Flügelhorn von Kira Wallbaum begleitet, zwei Adventslieder.
Am Nachmittag blieb aber auch noch Zeit, den stimmungsvollen Paderborner Weihnachtsmarkt bis zum frühen Abend zu besuchen, bevor die von dem gebürtigen Herner Dr. Thomas Witt (Vorsitzender der Caritasverbände im Bistum Paderborn) verabschiedeten Herner am frühen Abend mit dem Bus die Heimreise antraten. Bei der Bilanz des Tages zitierte Hospiz-Geschäftsführer Fulland den vor 30 Jahren verstorbenen Schriftsteller Heinrich Böll, der die christlichen Kirchen aus dem Blickwinkel des rheinischen Katholizismus zwar immer kritisch begleitete, mit Anerkennung ihrer Arbeit aber auch nicht zurückhielt: "Die Einzigen, die es in der Geschichte der Menschen mit der Nächstenliebe ernst gemeint haben, sind die Christen."