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„Das neue Leben“ ist zum Berliner Theatertreffen eingeladen. v.l. Damian Rebgetz, Anna Drexler, Anne Rietmeijer und William Cooper.

Berlinale und Theatertreffen

Wir fahren nach Berlin

Wir fahren nach Berlin: Was dem Fußball-Traditionsverein VfL Bochum bisher versagt blieb, schafft das Schauspielhaus Bochum heuer gleich zweimal: Gleich drei Schauspielerinnen sind zu den 72. Intnationalen Filmfestspielen in die Hauptstadt eingeladen, wo ihre Filme am 12. bzw. 14. Februar 2022 uraufgeführt werden. Und Christopher Rüpings Bochumer Inszenierung „Das neue Leben – where do we go from here“ ist zum 59. Theatertreffen der Berliner Festspiele im Mai 2022 eingeladen worden.

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Die Jury des Berliner Theatertreffens nennt „Das neue Leben“ in ihrem Statement einen „mutigen, überraschenden, schauspielerisch wie musikalisch virtuosen Abend, der uns bei unserer (post-) pandemischen Sehnsucht nach Begegnung und Neuanfang packt, das Herz meint und ans Herz geht.“ Es gehe um die große Liebe, den Tod und verpasste Momente. „Und darum, wie aus diesen manchmal Kunst entsteht.“

In „Das neue Leben – where do we go from here“ (halloherne berichtete) frei nach Dante Alighieri, Meat Loaf und Britney Spears spielen William Cooper, Anna Drexler, Viviane De Muynck, Damian Rebgetz und Anne Rietmeijer – wieder am 13. und 20. Februar sowie am 16. und 17. März 2022 im Schauspielhaus Bochum.

Zum Tod meiner Mutter

Uraufführung auf der Berlinale: Birte Schnöink und das Bochumer Ensemblemitglied Elsie de Brauw in „Zum Tod meiner Mutter“.

„Wir wissen, dass es zu Ende geht; mehr nicht“, sagt Juliane über ihre leidende Mutter Kerstin (das Bochumer Schauspielhaus-Ensemblemitglied Elsie de Brauw), die schwer erkrankt ist und mit nur 64 Jahren sterben wird. Der junge Arzt, den Juliane konsultiert, ist zwar persönlich der Meinung, jeder habe das Recht, über den eigenen Tod zu bestimmen, weist sie aber darauf hin, dass Sterbehilfe in Deutschland immer noch verboten ist, zumal in dem katholischen Pflegeheim, in dem Kerstin untergebracht ist. Freunde und Angehörige kommen, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden; emotionsgeladene Erinnerungen und Vorgefühle der Trauer mischen sich. Juliane kämpft gegen die Zeit – eine unerbittliche, apathische und monochrome Zeit –, hervorragend gespiegelt durch die Erschütterungen in den weiten Handkameraaufnahmen.

Jessica Krummacher, die unter anderem in Bochum Politik studierte, bevor sie an die Hochschule für Film und Fernsehen nach München wechselte, verarbeitet in ihrem im September und Oktober 2020 in Hagen und Bochum gedrehten zweiten Spielfilm „Zum Tod meiner Mutter“ ein persönliches Erlebnis und erzählt lebendig und ergreifend vom Verlust eines Elternteils. Ohne Gewalt und Düsterkeit schildert die Regisseurin das wichtigste Ereignis im Leben anhand von winzigen Details: gesprochene Worte, Texte und liebevolle Gesten, die unter die Haut gehen und im Gedächtnis bleiben. Zum Cast gehört mit Gina Haller in der Rolle der Katharina ein weiteres Schauspielhaus-Ensemblemitglied. Uraufführung ist innerhalb des Encounter-Wettbewerbs am 12. Februar 2022 in Cinemaxx am Potsdamer Platz.

Alle reden übers Wetter

Uraufführung auf der Berlinale: Sandra Hüller, Anne Schäfer und Judith Hoffmann in „Alle reden übers Wetter“.

Die 39-jährige Philosophiedoktorandin Clara (Anne Schäfer) lebt in einer Kreuzberger WG, ihre Teenager-Tochter (Emma Frieda Brüggler) wohnt bei ihrem Ex. Clara hat ein heimliches Verhältnis mit einem ihrer Studierenden. Beruflich bestärkt und betreut wird sie von ihrer souveränen Doktormutter Margot (Judith Hofmann). Als Clara zum Geburtstag ihrer Mutter die mecklenburgische Provinz besucht, aus der sie stammt, hat sie mit dem Stolz, den Erwartungshaltungen, aber auch mit der Ablehnung der Familie und ehemaliger Weggefährten zu kämpfen. Ihr wird bewusst, wie weit sie sich auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben von ihren Wurzeln entfernt hat. Und vielleicht entfernen musste. Denn Heimatgefühl kann sich ändern.

„Alle reden übers Wetter“, Annika Pinskes Spielfilmdebüt als Autorin und Regisseurin, ist ein leises Drama über Vertrautheit und Fremdeln, Libertät und Zwang, Provinz und Stadt. Durch sensibles Spiel mit vielen Zwischentönen macht ein herausragender, dialektfester Cast, zu dem auch Sandra Hüller als Hanna gehört, sowohl die Atmosphäre im universitären Umfeld Berlins als auch die auf der ländlichen Familienfeier erlebbar. Annika Pinke war Regieassistentin bei Sandra Hüllers bisher größtem Leinwand-Erfolg „Toni Erdmann“. Uraufführung im Rahmen des Panorama-Wettbewerbs ist am 14. Februar 2022 im Zoo-Palast.

Sandra Hüller stellt Mitte Mai 2022 am Schauspielhaus Bochum zusammen mit Tom Schneider und ihrem FARN.collective das posthumane Ritual „The Shape of Trouble to Come“ vor, das sich Fragen widmet wie: Können wir uns eine Zukunft vorstellen, in der der Mensch nicht in Konkurrenz zur Welt steht, sondern Teil von Natur, Tier- und Pflanzenwelt ist? In der Koproduktion mit dem Schauspiel Leipzig geht es auch um die Erprobung alternativer Formen des Musiktheaters.

Mittwoch, 9. Februar 2022 | Autor: Pitt Herrmann