
Stellungnahme
Offener Brief von Münker und Leutbecher
Die Vorsitzenden des Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel Karin Leutbecher und Dr. Axel Münker haben einen offenen Brief an die Mitglieder des Palliativ-Netzwerkes Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel und der Arbeitsgruppe „Herner Weg - Gesundheitsvorsoge planen“ sowie an die Herner Medien verfasst. Darin geht es um einen Palliativausweis, den der Verein Vielfalt im Dezember 2019 harausgebracht hat:
„Mit Verwunderung, Sorge und Überraschung hat das Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel den Medienbericht “Patientenwillen per Ausweis regeln“ (WAZ Herne vom 12. Dezember 2019) von Theo Körner und weitere Veröffentlichungen (halloherne, Lokalkompass) zur Kenntnis genommen. Darin stellt der Palliativarzt Anton Preissig, Vorsitzender des Vereins Vielfalt e.V., quasi im Alleingang einen Palliativausweis für die Versorgung von Notfallpatienten in Herne vor. In der WAZ heißt es außerdem, der Verein Vielfalt e.V. unterstütze das Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel.
Diese Aussagen möchte das Palliativ-Netzwerk, dem mehr als 30 Organisationen in Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel angehören, nicht unkommentiert lassen: Der Palliativmediziner Anton Preissig ist zwar von Beginn an Mitglied im Netzwerk, der von ihm später gegründete Verein Vielfalt e.V. aber nicht. Ein Aufnahme-Antrag wurde vom Netzwerk-Vorstand mehrfach abgelehnt. Von einer Unterstützung des Netzwerks durch Vielfalt e.V. kann deshalb keine Rede sein, - im Gegenteil.
Das Palliativ-Netzwerk begrüßt und unterstützt vielmehr den im Oktober unter Federführung der Stadt Herne ins Leben gerufenen „Herner Weg“ für eine gemeinschaftliche Planung der Gesundheitsversorgung von Notfallpatienten am Ende des Lebens. Ziel dieser von den Herner Notärzten angestoßenen, partnerschaftlichen Initiative, der wir uns in besonderem Maße verbunden fühlen, ist es, ein sorgfältig abgestimmtes Verfahren zu entwickeln, das allen Beteiligten - Patienten, Angehörigen und Ärzten - mit Hilfe einer „Notfall-Ampel“ die notwendige Entscheidungssicherheit gibt. Die WAZ und andere Medien berichteten ausführlich darüber.
Weder der Verein Vielfalt e.V. noch Anton Preissig haben sich bisher erkennbar an dieser über die Grenzen unserer Stadt hinaus beispielhaften Aktion beteiligt, die im kommenden Jahr zu ersten, konkreten Ergebnissen kommen will. Stattdessen wird - ohne vorherige Abstimmung oder Ankündigung - ein eigener Palliativausweis aus dem Hut gezaubert, der nun gedruckt und in hoher Stückzahl in Herne verteilt werden soll.
Dieses Vorgehen ist genau das Gegenteil von dem, was der „Herner Weg“ erreichen möchte. Als Netzwerk distanzieren wir uns deshalb von diesem Vorgang und warnen vor Alleingängen auf diesem so sensiblen Gebiet. Derartige Blitz-Aktionen tragen nicht zur Aufklärung und Hilfe, sondern zur Verwirrung betroffener Menschen in einer schwierigen Lebenssituation bei. Damit muss Schluss sein.
Wir alle engagieren uns dafür, dass Menschen am Ende des Lebens größtmögliche Selbstbestimmung und Lebensqualität bis zuletzt erfahren können – zuhause, im Heim oder im Krankenhaus. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir vertrauensvolle, transparente und breit angelegte Kooperationsstrukturen und keine auf billige Publicity zielenden Schnellschüsse Einzelner, die der Sache mehr schaden als nutzen. Deshalb fordern wir Herrn Preissig und den Verein Vielfalt dringend auf, das Papier zurückzuziehen und sich dem „Herner Weg für Gesundheitsplanung“ anzuschließen."