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Szene aus dem neuen Stück

Neues Stück 'Mondscheintarif' im Mondpalast

Marvin Boettcher traut sich was

„Die allerschlimmste weibliche Problemzone heißt Mann“ weiß die Mittdreißigerin Cora Hübsch (Johanna Wagner) – und mutet sich dennoch regelmäßig eine schmerzhafte Epilation zu. Konsequenz ist nicht die Stärke der Berufsfotografin, die Werbeprospekte von Möbelfirmen bebildert. Da ist ihre beste Freundin, Johanna „Jo“ Dagelski (Melanie Linka), Marketing-Leiterin mit dickem Dienst-BMW und ebensolcher Brieftasche, schon von anderem Kaliber. Auch was den locker-selbstbewussten Umgang mit dem nur scheinbar stärkeren Geschlecht betrifft.

„Liebe ist das Größte, Verliebtsein die Hölle“: Als Cora auf einem Filmball auf den Arzt Dr. Daniel Hofmann (Dominik Brünnig) trifft, ist es um sie geschehen. Stunde um Stunde wartet sie auf einen Anruf von ihm. Die so herrlich spontane, aber allzu naive Träumerin wird immer unsicherer, zumal alle Gewissheiten, die ihr Jo einimpft, nicht funktionieren. Kleine Kostprobe: Sie darf nach dem ersten Sex mit ihm nicht als Erste zum Telefon greifen, sondern muss auf seinen Anruf warten.

Pleiten, Pech und Pannen

Die Sache lässt sich trotz Pleiten, Pech und Pannen erfolgsversprechend an, das Date in der Pizzera Uno (mit Melanie Linka als umtriebiger Chefin) endet in Daniels Wohnung – aber dann funkt Coras „Ex“ Sascha (Dominik Brüning) dazwischen. Und treibt Jo gleich mit in den Wahnsinn. Nach der Pause, so viel darf verraten werden, geht’s im Mond-1-Vehikel mit BMW-Grill (Sonderapplaus für den Bühnenbildner Marcel Stränger) zur Mediziner-Party. Wäre da nicht eine, zumindest aus Jos und Coras Sicht, unterklassige Schauspielerin namens Ute „Carmen“ Koszlowski (Melanie Linka zum Dritten) an Daniels Seite, das Leben könnte so schön sein…

Zusammen singen und klatschen: Das Mondpalast-Ensemble.

Marvin Boettcher traut sich was: Der Mondpalast-Intendant lässt nicht nur die Sommerpause wegfallen, sondern nun auch montags an der Wilhelmstraße den Vorhang aufgehen (halloherne berichtete). Dabei stehen nicht Stücke aus dem eigenen, inzwischen etwas abgespeckten Repertoire auf dem Spielplan, sondern bewährte Publikumsrenner wie die Adaption des Debütromans der „Brigitte“- und „Stern“-Journalistin Ildikó von Kürthy, „Mondscheintarif“.

Buch wurde über drei Millionen Mal verkauft

Erschienen 1999 bei Rowohlt wurde die Vorlage bisher über drei Millionen Mal verkauft, was naturgemäß sogleich die Filmindustrie auf den Plan rief: 2001 verfilmte Ralf Huettner die turbulente Geschichte um zwei Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs mit Grace Simon, Tim Bergmann und Jasmin Tabatabai.

Katja Wolff, Regisseurin der Uraufführung am 20. November 2006 am Theater Hameln, einer Tourneeproduktion von Landgraf und Thespiskarren, hatte Friedrich Budy mit der Bühnenadaption beauftragt, die nun auch der am Premierenabend des 12. Mai 2025 völlig zu Recht mit stehenden Ovationen gefeierten Inszenierung Ekkehard Eumanns zugrunde liegt.

Ein tolles Ensemble

Die sich, anders als die recht stilisierte Verfilmung, als herzerwärmende Romantik-Komödie erweist. Mit einem tollen Ensemble, zu dem auch Susanne Fernkorn alternierend mit Silke Volkner gehören, und einem großartigen Sänger, der mit mehr als einem halben Dutzend live gesungenen Soul-Evergreens die Stimmung der Vollmond-Premierennacht perfektioniert: Der US-amerikanische Sänger, Tänzer und Musicaldarsteller Reginald Holden Jennings, bekannt als „Papa“ aus dem Bochumer „Starlight Express“ und Teilnehmer der Show „The Voice of Germany“, ist konstituierender Bestandteil der Inszenierung.

Was für ein schönes Kennzeichen und eine romantische Atmosphäre: (v.li.) Sascha (Dominik Brünnig), Cora Hübsch (Johanna Wagner) und Sänger Reginald Holden Jennings.

Nach fünf Jahren am Broadway in „Sweeet Charity“ kam er nach Bochum, war aber immer auch um weitere Engagements bemüht, die ihn u.a. an die Oper Bonn („Der kleine Horrorladen“), nach Klagenfurt („A Chorus Line“) und ans Staatstheater Oldenburg („Jesus Christ Superstar“) führten.

Debütantin Johanna Wagner

Fehlt noch ein lobendes Wort für die Mondpalast-Debütantin Johanna Wagner, 1988 in Oberhausen geboren und an der Arturo Schauspielschule Köln ausgebildet. Nach Engagements in der Domstadt und in Berlin ist sie „glücklich im Ruhrpott“ zurück, spielt regelmäßig in Essen und Neuss. Das Theater ist für sie „ein sicherer Hafen, den ich mit sehr viel Freude verbinde“. Eine Freude, die auch an der Wilhelmstraße über die Rampe kommt: Die Chemie im Boettcher-Ensemble stimmt offensichtlich.

„Mondscheintarif“ wird exklusiv montags um 20 Uhr gespielt – ein neuer Termin im Mondpalast-Kalender. Insgesamt neun weitere Vorstellungen stehen auf dem Spielplan: 19. und 26. Mai 2025, 2., 9., 23. und 30. Juni 2025 sowie am 7. und 14. Juli 2025. Karten unter mondpalast.com.

Party pur mit (v.li.) Cora Hübsch (Johanna Wagner) und ihrer Freundin Johanna Dagelsi (Melanie Linka).
Mai
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Montag
Montag, 19. Mai 2025, um 20 Uhr Mondpalast von Wanne-Eickel, Wilhelmstraße 26, 44649 Herne Karten unter mondpalast.com.
Weitere Termine (8) anzeigen...
  • Montag, 26. Mai 2025, um 20 Uhr
  • Montag, 2. Juni 2025, um 20 Uhr
  • Montag, 9. Juni 2025, um 20 Uhr
  • Montag, 16. Juni 2025, um 20 Uhr
  • Montag, 23. Juni 2025, um 20 Uhr
  • Montag, 30. Juni 2025, um 20 Uhr
  • Montag, 7. Juli 2025, um 20 Uhr
  • Montag, 14. Juli 2025, um 20 Uhr
Dienstag, 13. Mai 2025 | Autor: Pitt Herrmann