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Die Bewohnerinnen des Frauenhauses suchen weiterhin Mietwohnungen (Symbolbild).

Bewohnerinnen des Frauenhauses benötigen weiterhin Mietobjekte

Wohnungssuche weiterhin schwierig

Wie halloherne bereits mehrfach berichtete, haben die Bewohnerinnen des Frauenhauses immer noch Probleme, geeignete Wohnungen für sich und ihre Kinder zu finden. Die vergangenen Monate haben gezeigt, die Zahlen von Schutz suchenden Frauen steigen, die Möglichkeiten zur Unterbringung aber nicht.

Obwohl das 560 Quadratmeter große Frauenhaus 17 Plätze, verteilt auf neun Zimmer in vier Wohneinheiten mitsamt einer barrierefreie Wohnung, sind nicht einmal ansatzweise genug Plätze da, um der immer größerer werdenden Nachfrage gerecht zu werden. „Es ist so, dass wir derzeit wieder keine freien Plätze anbieten können“, erklärt Anna Kunze vom Frauenhaus Herne im Gespräch mit halloherne.

Mitarbeiterinnen müssen Frauen abweisen

Immer wieder müssen die Mitarbeiterinnen Frauen abweisen. „Es ist leider so, dass wir auch Frauen abweisen müssen, die akuter Gewalt ausgesetzt und Schutz bedürftig sind. Das ist für uns auch sehr hart, da wir uns natürlich fragen, was mit der Frau passiert und wo sie Schutz finden kann“, erläutert Anna Kunze weiter.

Zusätzlich müssen sich die Mitarbeiterinnen auch mit vielen bürokratischen Hürden beschäftigen. Denn der Aufenthalt von Frauen im Frauenhaus wird über Leistungsansprüche nach dem Sozialgesetzbuch (SGB II, SGB XII) geregelt. EU-Bürgerinnen, Frauen mit unklarem Aufenthaltstitel oder Frauen, die keine Leistungen beziehen, müssen für ihren Aufenthalt in einem Frauenhaus selbst zahlen. Dies ist für viele Frauen schlicht nicht machbar.

Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser (LAG) in NRW zeigt auf ihre Homepage, wo es noch freie Frauenhausplätze gibt. Momentan sind im Herner Umkreis wieder alle Plätze belegt.

„Wir müssen den Bewerberinnen beim ersten Gespräch aus diesem Grund gleich sehr private Fragen stellen, beispielsweise zum Aufenthaltstitel oder der Landeszugehörigkeit. Dinge, die uns selbst völlig egal sind, die wir aber klären müssen, da wir wissen müssen, ob ein Aufenthalt im Frauenhaus finanzierbar ist“, berichtet Ronja Dietrich, ebenfalls Mitarbeiterin im Frauenhaus. Generell könne das Frauenhaus eine oder eventuell auch zwei Frauen mit unklarem Aufenthaltstitel finanzieren, aber dann kämen auch sie an ihre Grenzen.

Diskriminierung, Rassismus und Stigmatisierung bei der Wohnungssuche

An die Belastungsgrenzen kommt das Frauenhaus aber auch aufgrund der Situation auf dem Herner Wohnungsmarkt. Die Frauen verweilen meist über mehrere Monate im Haus - deutlich länger als sonst üblich - und so bleiben Schutzplätze für Akutfälle besetzt. „Unsere Frauen erleben bei der Wohnungssuche immer noch Diskriminierung, teilweise Rassismus und Stigmatisierung“, so Anna Kunze.

Die Mitarbeiterinnen mutmaßen, dass eine Mieterin aus dem Frauenhaus vielleicht potenzielle Vermieter abschrecken könnte. „Aber Vermieter müssen keine Sorgen haben. Wir stehen immer noch als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung, sollte etwas einmal nicht rund laufen“, machen beide Mitarbeiterinnen unisono deutlich. Da viele Bewohnerinnen auch Leistungen des Jobcenters beziehen, müssten potenzielle Vermieter auch keine Befürchtungen haben, dass Mietzahlungen ausbleiben. Die werden nämlich direkt an sie vom Jobcenter überwiesen.

Die Mitarbeiterinnen würden es sich sehr wünschen, dass sich vielleicht private Vermieter oder Wohnungsgenossenschaften bei ihnen melden würden, wenn sie bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen könnten. Sie sind über alle Hinweise oder Angebote dankbar.

Sonntag, 18. Mai 2025 | Autor: Julia Blesgen