Was macht Kunst zu Kunst?
Eröffnungsfest am Schloss
Ab dem ersten Wochenende im Mai 2018 präsentieren 17 RuhrKunstMuseen in 13 Städten Ausstellungen zu dem gemeinsamen Projekt Kunst und Kohle (halloherne berichtete) - alles zum Abschied des Steinkohle-Bergbaus. In Herne wurden dazu am Samstag (5.5.2018) gleich zwei Ausstellungen eröffnet: Am und im Schloss Strünkede - das von dem Ghanaische Künstler Ibrahim Mahama verhüllt wurde - fand ein großes Familienfest statt. Anschließend fuhren zwei Shuttle-Busse die Menschen zu der zweiten Eröffnung in Herne - den Flottmannhallen. Hier standen die verkohlten Holz-Skulpturen des englischen Bildhauers David Nash zu begutachten.
Die Verhüllungsaktion am Schloss hatte schon im Vorfeld für Diskussions-Stoff gesorgt. In seiner Eröffnungsrede sagte Oberbürgermeister Dudda: „Ich habe in den vergangenen Wochen viele Briefe bekommen und musste viele Fragen beantworten. Nicht jeder ist mit dieser Aktion einverstanden, die die barocke Fassade des Schlosses unter gebrauchten alten Säcken versteckt.“ Und er bemühte Paul Klee, der gesagt hat: Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern: Kunst macht sichtbar. Für Dudda macht dieses Kunstwerk Melancholie sichtbar: „Ja, es sieht nicht schön aus. Und: Ja, wir verlieren den Bergbau.“
Gleichzeitig ist aber davon überzeugt, „das wir das spektakulärste und schlagzeilenträchtigste Kunstwerk der Aussstellungsreihe haben. Und das gibt uns genügend Anlass zu diskutieren: Was macht Kunst zu Kunst? Was darf Kunst? Welche Debatten stößt Kunst an? Wir reden mehr über Kunst, als es in Herne sonst üblich ist.“ Dudda ist von dem positiven Effekt überzeugt, den das Kunstwerk für Herne hat. „Denn, dieses Kunstwerk soll uns erinnern, dass in diesen Säcken viel Blut und Schweiß der Menschen steckt, die sie getragen haben, um zum Beispiel Kohle zu transportieren. Dieses Kunstwerk soll uns anregen, zu überlegen, wie wir positiv in die Zukunft kommen."
Also war dieses Eröffnungsfest auch ein Abschiedsfest. Abschiede sind eigentlich immer traurig. Von Traurigkeit war am Samstag allerdings wenig zu spüren. Schon bevor die Besucher die Brücke zum Schloss betraten, wurden sie von Frieda und Fritz begrüßt - natürlich in Bergmanns-Kleidung. Die beiden Akteure des Theater Traumbaum, hatten neben Kohlestückchen als Belohnung, auch einen Kanarien-Vogel dabei. Der Vogel sollte 'Schlechte Wetter' anzeigen. Erwies sich allerdings als unnötig, da die Sonne den gesamten Tag vom Himmel schien.
Im Schloss-Innenhof spielte das Trio Theaitetos mit vier (!) Musikern. Helmut Buntjer blies ins Blech, Johannes Dolezich haute in die Tasten, Udo Herbst zupfte mit traurigem Gesicht an seiner Gitarre und Bernd Kortenkamp bearbeitete seinen Wachtel-Realisator - eine selbstgebaute Perkussions-Sulptur - mit Wattebäuschchen oder mit einem Schraubendreher. Dazu rezitierten, sangen und musizierten sie. Das alles so gekonnt, dass sie das gesamte Publikum sofort auf ihrer Seite hatten. Gemeinsam mit Frieda und Fritz lockten sie die Gäste in den Park hinaus. Hier wurden sie von den Maiers mit dem Stück - Just Married - erwartet. Auf großer Bühne sollte eigentlich ein Heiratsantrag gemacht und die Hochzeitsnacht verbracht werden. Dabei ging so ziemliche alles schief, was nur schief gehen konnte- sehr zur Freude des Publikums.
Wer sich sportlich betätigen wollte, für den hatten Frieda und Fritz eine kleine Bergmanns-Olymiade vorbereitet: Eier-Lauf mit Eier-Kohle, Sackhüpfen in Kohle-Säcken, Anziehen einer Bergmanns-Kluft nach Zeit. Im Schloss wurden Workshops angeboten - natürlich drehte sich hier auch alles um das Thema Kohle.
Am Ende des Eröffnungs-Festes am Schloss, fuhren zwei Shuttle-Busse die Gäste zu der zweiten Eröffnung an diesem Samstag: in die Flottmannhallen.