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Endlich geht’s wieder los. Dean hat den Kontakt zu anderen Kinder vermisst.

– aber wir brauchen auch eine Auszeit“

„Wir geben unser Bestes

Marl-Sinsen (lwl). Kurzzeitpflege für Kinder und Jugendliche unterstützt die ganze Familie. Das Angebot des LWL-Wohnverbundes Marl-Sinsen nach Corona -Lockerung wieder geöffnet. Fröhlich lachend kommen Kerstin Möllmann und ihr Enkelsohn Dean im Marler Wohnverbund des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) an. Der Siebenjährige ist für vier Tage zur Themenwoche „Rund um den Fußball“ in der Kinder-Kurzzeitpflege (KiKu) angemeldet.

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Das Team der KiKu bietet ganzjährig ein abwechslungsreiches Freizeitangebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer geistigen Behinderung. Die Mindestdauer für einen Aufenthalt sind zwei Tage. So kann die Kurzzeitpflege in Ferienzeiten oder zur Überbrückung von Versorgungslücken, etwa beim Übergang von der Schule in eine Arbeit in einer Behindertenwerkstatt in Anspruch genommen werden.

Dean gestaltet sein eigenes Fußballtrikot.

Kaum angekommen winkt Dean seiner Oma noch einmal kurz zu und verschwindet sofort im Gruppenraum. Hier sind die anderen Gäste schon schwer beschäftigt. Heute gestalten sie gemeinsam mit ihren Betreuerinnen eigene Fußballtrikots. Dean ist Bayern-Fan, zum Leidwesen seiner Oma. Die Familie kommt schließlich aus Dortmund. Den Anfahrtsweg nach Marl nimmt Kerstin Möllmann gerne in Kauf, denn „hier weiß ich, dass Dean gut aufgehoben ist und Spaß hat!“

Seit fünf Jahren lebt Dean jetzt bei seinen Großeltern. Mit etwa zwei Jahren wurde bei dem Jungen ein Gendefekt festgestellt, das „Fragiles-X-Syndrom“. Dieses ist unter anderem für seine verzögerte Entwicklung und teilweise autistischen Züge verantwortlich. „Unser Alltag mit Dean ist durchgeplant, weil mein Mann und ich berufstätig sind“, erzählt die 50-Jährige. Herausfordernd sei das schon, zumal Dean oftmals schon um vier Uhr morgen voll aktiv und betreuungsbedürftig sei. Dazu komme sein immenser Bewegungsdrang. „In Ruhe ein Bilderbuch anschauen oder ein Puzzle legen ist fast unmöglich. Das schlaucht uns natürlich auch. „In der KiKu ist das für uns kein Problem“, so die Leiterin Monika Wolter, „wir bieten unseren jungen Gästen ein vielseitiges Programm, gehen gemeinsam Schwimmen, in den Wald, auf den Bolzplatz oder auch mal ins Kino.“

LWL-Wohnverbundsmitarbeiterin Regina Bücker und Kerstin Möllmann besprechen die kommenden Tage für Dean.

Ein weiterer positiver Aspekt sei der, dass die Kinder und Jugendlichen hier voneinander lernen, so Wolter. „Manche essen hier zum ersten Mal ohne Hilfe, alleine, weil sie es genauso machen wollen wie ihre Mitbewohner.“ Dean ist bei einem seiner Aufenthalte in der KiKu trocken geworden. „Als ich das gehört habe, sind mir die Tränen in die Augen getreten“, erinnert sich Kerstin Möllmann, „das hatten wir zwei Jahre lang erfolglos geübt.“

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Trotzdem drückte sie anfangs ein schlechtes Gewissen, wenn sie Dean nach Marl gebracht hat: „Wir geben unser Bestes, aber wir brauchen auch eine Auszeit! Und heute weiß ich auch, dass ich meinem Enkel damit einen Gefallen tue. Er macht Ferien von Oma und Opa und lernt gleichzeitig, sich an andere Menschen und Situation zu gewöhnen. Und wir können mittlerweile auch einen Urlaub ohne Dean genießen, weil wir wissen, je fitter wir sind, desto besser können wir unserem Enkel gerecht werden.“

| Quelle: Kerstin Seifert
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