
Berührende Komödie mit Wotan Wilke Möhring
'Was im Leben zählt'
„Ich mag die Hausgemeinschaft mit ihren Paaren und Konflikten, denen man so ähnlich auch im wahren Leben begegnet. Und ich mag die Leichtigkeit, mit der die einzelnen Geschichten der Paare erzählt werden. Vivian Naefe hat keine Schmonzette oder etwa Kitsch inszeniert, sondern eine Komödie, von der man sich berühren lassen kann“, so Wotan Wilke Möhring zum Fernsehfilm „Was im Leben zählt“, den 3-Sat am Mittwoch, 18. Juni 2025, um 22:25 Uhr ausstrahlt.
Gregor Thaler (Wotan Wilke Möhring), Pfarrer der evang.-luth. Erlöserkirche in München in der Probezeit, hat es nicht leicht. Was einmal nicht mit der Diaspora im urkatholischen Bayern zu tun hat. Er plant eine neue Predigtreihe, in der er das Thema „Liebe“ in den Mittelpunkt stellen will - „im weitesten Sinne“. Was seinen Vater (Andre Jung) zu der Warnung veranlasst, er solle seine Berufung nicht aufs Spiel setzen „wegen privater Angelegenheiten“.
Aber Herr Pfarrer!
Denn die haben es in sich: Die nach einem Seitensprung ihres Gatten Jan (Max von Thun) von diesem getrennt lebende Miriam Kirsch (Petra Schmidt-Schaller) und Gregor Thaler sind inzwischen ein Paar. Und wollen eventuell gar im Pfarrhaus zusammenziehen. Gregors Gemeinde, allen voran die Kirchenratsvorsitzende Vogt (Sarah Camp), ist empört: Ein Pfarrer, der mit einer noch verheirateten Frau liiert ist, das geht gar nicht!
„Wichtig ist, dass man liebt. Das ist die Botschaft des Evangeliums“: Dabei ist auch Gregor durchaus der Meinung, dass Miriam sich scheiden lassen sollte. Doch die glaubt, einen solchen Schritt ihrer Tochter Julchen (Lara Sophie Rottmann) nicht zumuten zu können, zumal diese sehr unter der Trennung ihrer Eltern leidet und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass ihr Papa wieder bei ihnen einzieht. Und der steht jetzt tatsächlich häufiger auf der Matte als es Miriam lieb ist: Seine „Neue“, Sonja, ist ihm offenbar abhanden gekommen. Jedenfalls berichtet Julchen begeistert, dass ihre Sachen nicht mehr in Papas Bad sind.
Berliner Schnauze
Auch bei den Nachbarn von Miriam und Julchen gibt es reichlich Sorgen: Achim Henning (August Zirner) ist seit elf Wochen und drei Tagen Strohwitwer, weil seine Gattin „Waldi“ gar nicht daran denkt, aus Indien zurückzukommen: „Ich spüre meine Mitte und bin ganz bei mir.“ Weil ihr Vater zunehmend verwahrlost in seiner Wohnung, sucht seine besorgte erwachsene Tochter Sanne (Anja Klawun) eine Putzfrau. Händeringend!

Um dann entsetzt die Hände zu ringen, als er sich selbst eine gesucht hat, die junge, quirlige Lori (Nina Gummrich). „Wat hier überholt werden muss, bist du“: Für zwölf Euro die Stunde und reichlich Berliner Schnauze bringt sie Achim Henning wieder auf Trab – und seinen Haushalt gleich mit. Aus dem freilich mit der Zeit einige Erbstücke verschwinden wie das Meißner Porzellan, das er später im Fenster eines Antiquitätenhändlers entdeckt – feilgeboten für 4.200 Euro. „Kriminelles Flittchen aus der Gosse“ - sollte Sanne mit ihrem Urteil über Lori Recht haben?
Probleme und Sorgen
Während das jüngste Pärchen im Mietshaus, Isabell (Maria Weidner) und Nick (Mario Klischies), im Dauerstreit darüber liegt, ob man in diese schreckliche Welt überhaupt Kinder gebären sollte, wird Nina (Janina Fautz), die ab und an bei Julchen den „Babysitter“ spielt, wenn Mama Miriam als Sängerin einen Club-Auftritt hat, allmählich flügge, was ihrem alleinerziehenden Vater Michael (Thomas Loibl) mächtig gegen den Strich geht. Der längst selbst wieder ein Auge auf eine Frau geworfen hat, sich aber nicht traut, ihr gegenüber seine Gefühle zu offenbaren: Ingrid (Sylvana Krappatsch).
Diese ist jetzt häufiger im Haus, in dem ihr Vater, der Hausmeister Eberling (Fred Stillkrauth), fast sein ganzes Leben verbracht hat. Ingrid macht sich berechtigterweise große Sorgen um den Grantler, seit er mitten in der Zubereitung des Abendbrotes erschöpft zu Bett gegangen ist und die Pfanne mit den Bratkartoffeln auf dem Herd verschmorte: Zum Glück hat die 'mal wieder viel zu spät heimkommende Nina noch gerade rechtzeitig die Feuerwehr alarmieren können. Nun lässt Ingrid auch des Nachts ihren Vater nicht mehr allein, der um seine Demenz weiß und bereits eine Menge Schlaftabletten in der Kaffeebüchse gehortet hat...
Publikumserfolg
„Was im Leben zählt“ folgte im September 2016 dem Publikumserfolg „Obendrüber, da schneit es“. Mit ihrer Erzählung einer noch intakten Nachbarschaft in einem Münchner Mietshaus entsprach die Autorin Astrid Ruppert offensichtlich ganz dem Publikumsgeschmack. Die alltäglichen Irrungen und Wirrungen der Weihnachtszeit werden jetzt im Sommer fortgesetzt – und wieder nehmen die Bewohner einander wahr und unterstützen sich nachbarschaftlich, insbesondere was den an Ende hilflosen Hausmeister Eberling betrifft.
Das Buch stammt wieder von Astrid Ruppert, inszeniert hat erneut Vivian Naefe – mit dem Großteil des damaligen Ensembles um August Zirner, Fred Stillkrauth und den Herner Wotan Wilke Möhring, der am Ende so schön den Hirten Paulus zitiert, als er seiner konservativen Gemeinde die Leviten liest: „Hätte ich die Liebe nicht, hätte ich nichts.“