
Kinofilm: Wilma will mehr
Von der Lausitz nach Wien
Elektrikerin, Maschinistin, Obst-Expertin, Optimistin: Wilma (Fritzi Haberlandt) ist eine Frau mit vielen Talenten, zahllosen Zertifikaten und palettenweise Enttäuschungen. Bis Ende der 1990er-Jahre hat sie im Lausitzer Braunkohlerevier gelebt. Als aber ihr Mann mit einer anderen Frau splitterfasernackt Spaghetti kocht und ihr der Job im Baumarkt gekündigt wird, verlässt Wilma fluchtartig ihre Heimat Richtung Wien.
Mit Mitte 40 muss sie hier quasi bei Null anfangen und landet schnell auf dem Handwerkerstrich. Bald schon repariert sie sich durch den Wiener Speckgürtel, landet in einer linken Bohemian-WG, wird Fachfrau für Reparaturen aller Art und sogar Lehrerin in einer Traditions-Tanzschule. Zwischen Walzer und Elektro-Installationen entdeckt Wilma ein Gefühl, das sie längst vergessen hatte: verliebt sein, glücklich sein, die aufgeregte Hoffnung auf etwas Neues. Hineingeworfen in die Unsicherheiten einer Zukunft, in der alles möglich ist, wird Wilma ein anderer Mensch.
„Wilma will mehr“ ist eine charmante, einfühlsam beobachtete und mit schrägem Humor erzählte Tragikomödie, die ebenso genau in der Wirklichkeitsdarstellung ist wie sie in ihrer hoffnungsvollen und berührenden Melancholie optimistisch bleibt. Maren-Kea Freese, geboren 1960, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Hamburg, Curacao und Köln. In den 1980er Jahren zog sie nach West-Berlin, in eine Querstraße zur Berliner Mauer. Sie studierte Filmwissenschaft, Publizistik und Germanistik an der Freien Universität und schrieb ihre Magisterarbeit über Fellinis Film „8 ½“, anschließend studierte sie Regie und Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb).

Die Erfahrung der Maueröffnung und der Zusammenbruch der DDR hat Fragen nach der Gestaltung der neuen Freiheit aufgeworfen und Maren-Kea Freese dazu veranlasst, mit einst selbstbewussten Industrie- und Lausitzer Bergbau-Arbeiterinnen über ihre existentiellen Erfahrungen in der Nachwendezeit zu sprechen. Dabei hat sie ihre Recherchen auf Wien ausgedehnt, dem Fluchtpunkt zahlreicher ostdeutscher Arbeitsmigranten.
Die Autorin und Regisseurin im Neue Visionen-Presseheft: „Bei vielen Begegnungen funkelte immer wieder eine elementare und universelle Kraft auf, die ich als ‚Wilmas Freiheits-Energie‘ bezeichne: die Kraft des Einzelnen, etwas zu tun oder auch zu lassen, weiter zu suchen aber sich selbst treu zu bleiben – mit passender Werkzeugtasche oder ohne – aber mit Neugier und einer offenen Haltung den Menschen, der Welt und sich selbst gegenüber. Mein Film spielt in einer Umbruchszeit, in der viele Weichen gestellt wurden. Hoffnung und Desillusionierung. Wilmas Weg, als Skizze eines Neuanfangs, ist eine Suchbewegung ins Heute und Morgen, Ende offen.“
Gedreht vom 5. Oktober bis zum 10. November 2023 in Brandenburg, Sachsen, und Wien ist die 110-minütige Tragikomödie, die beim Neiße Filmfestival 2025 mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, am 8. Mai 2025 beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin uraufgeführt worden. Zum Kinostart am 31. Juli 2025 bei uns zu sehen im Casablanca und Metropolis Bochum, in der Schauburg Gelsenkirchen, im Filmstudio Glückauf Essen sowie im Atelier Düsseldorf.