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Im Tierheim Herne-Wanne warten Tiere auf ein liebevolles Zuhause (Archivfoto).

Veronika Wolff vom Tierheim Herne-Wanne über die derzeitige Situation

'Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke'

Jahr für Jahr finden sich immer wieder Tiere auf dem Wunschzettel zu Weihnachten. Was viele dabei vergessen: Einer kleinen Fellnase ein liebevolles Zuhause zu schenken, ist eine Langzeitaufgabe. Sie ist kosten- und zeitintensiv. Aus diesem Grund müssen es sich Menschen sehr gut überlegen, ob sie sich dieser Verantwortung gewachsen sehen.

Das sieht auch Veronika Wolff, Geschäftsführerin vom Tierheim Herne-Wanne, so. „Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke. Wir denken, dass es jedes Jahr Menschen gibt, die noch nicht den Unterschied verstanden haben, was ein Gegenstand und was ein Lebewesen ist und meinen in letzter Minute ein Weihnachtsgeschenk 'kaufen' zu müssen“, so Veronika Wolff gegenüber halloherne.

Zum Tierheim Wanne könne niemand mehr kommen, der am 24. Dezember sein 'Weihnachtsgeschenk' abholen möchte. Im Tierheim sei es so geregelt, dass potenzielle neue Tierbesitzer erst einmal längere Zeit mit dem Tier verbringen.

'Eingewöhnung in das Rudel erleichtern'

„Wir schauen über mehrere Wochen, ob Tier und Mensch zueinander passen. Wir schauen, wie beispielsweise ein Hund reagiert, wenn er seine potenzielle neue Familie sieht. Freut er sich auch noch nach mehreren vergangenen Tagen über ein Wiedersehen?", erläutert Wolff.

Im Tierheim wird geschaut, ob Mensch und Tier zueinander passen (Archivfoto).

Menschen, die bereits seit mehreren Wochen zum Standort kommen, um sich um das Tier zu kümmern und nun während der Feiertage mehr Zeit haben, dem Tier die Eingewöhnung in das Rudel zu erleichtern, könnten das Tier noch vor Weihnachten mit nach Hause nehmen.

„Jedoch beraten wir auch hier. Ist beispielsweise viel Trubel im Haus oder es steht eine Silvesterparty an, dann raten wir auch schon mal, das Tier lieber erst nach den Feiertagen mit ins neue Zuhause zunehmen. Die ungewohnte Situation bedeutet für die Tiere viel Stress", sagt die Geschäftsführerin des Tierheims.

Tierabgaben über das ganze Jahr

Jedoch macht sie auch deutlich, dass es Menschen gibt, die Tiere wieder abgeben, weil sie die Verantwortung und die Arbeit unterschätzt haben. „Dies geschieht nicht unbedingt nur zu den Sommerferien hin, sondern das ganze Jahr hindurch." Gründe seien dafür nicht unbedingt nur, dass sich viele Menschen zu Corona- und Lockdownzeiten ein Tier angeschafft hätten, sondern auch unseriöse Tierschutzvereine sowie Tierhandelplattformen, die Tiere wie Ware verkaufen.

„Diese unseriösen Händler versprechen den Menschen das Blaue vom Himmel und die wundern sich dann, wenn das Tier eben doch nicht so „perfekt“ ist“, berichtet Wolff. „Wir hatten einen Fall, da wurde ein 15 Wochen alter Hund an einem Donnerstag an eine Familie verkauft, der sollte stubenrein sein und sämtliche Kommandos beherrschen. Am Sonntag war er dann bei uns.“

Im Vorfeld Gedanken machen

Man merkt der passionierten Tierschützerin während des Gespräches an, wie sehr sie diese Situationen ärgern. „Es ist wichtig, dass sich Menschen im Vorfeld Gedanken darüber machen, ob sie wirklich für ein Tier sorgen können und ihnen ein liebevolles Zuhause bieten können“, so Wolff.

Das Tierheim Herne-Wanne steht aufgrund der steigenden Kosten vor Herausforderungen.

Auch bereiten die erhöhten Tierarztkosten sowie die insgesamt gestiegenen Kosten dem Tierheim sorgen. „Wir haben bereits vier Katzen von einer Person bekommen, die nicht mehr weiß, wie sie die Tierarztkosten und die Vorsorgen finanzieren kann", sagt Wolff. „Wobei natürlich die Frage gestellt werden kann, warum habe ich mir so viele Tiere angeschafft? Tiere können und konnten immer schon teuer werden. Arztkosten im vierstelligen Bereich sind schnell mal erreicht."

Steigende Kosten belasten auch das Tierheim

Damit habe aber auch das Tierheim zu kämpfen. „Durch die steigenden Allgemeinkosten haben wir auch Austritte von Mitgliedern zu verzeichnen, die sich nicht mehr leisten können, einen Mitgliedsbeitrag zu entrichten", berichtet Wolff. Dazu kommen weitere finanzielle Herausforderungen. „So ist beispielsweise unsere Heizkostenvorauszahlung von 9.000 auf 27.000 Euro gestiegen", beklagt Veronika Wolff gegenüber halloherne.

Die Spendenbereitschaft sei bisher noch positiv. „Die extremen Erhöhungen greifen sicher im nächsten Jahr, dann sind die Mehrkosten für jeden Einzelnen ersichtlicher. Jetzt hat es ja erst einmal angefangen und viele haben es sicher noch nicht realisiert. Wir wissen nicht, wie sich das auf die Spendenbereitschaft auswirkt. Wir hoffen aber, dass weiterhin Menschen unsere Arbeit unterstützen“, so die Geschäftsführerin des Tierheims abschließend.

Mittwoch, 21. Dezember 2022 | Autor: Julia Blesgen