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Ihr Bauchgefühl war für den Anruf bei der Polizei richtig: Sina Prinz beobachtete verdächtige Frauen, die einer Seniorin Schmuck rauben wollten.

32-Jährige informierte nach verdächtigen Beobachtungen die Polizei

Sina Prinz bewahrte Seniorin vor Schmuckraub

Sina Prinz saß am Donnerstag (6.5.2021) im Auto, sie war gerade bei einer Freundin gewesen und telefonierte noch mit der Arbeit. Da stockte sie kurz am Handy und sagte: „Hier ist etwas merkwürdig, ich muss das checken und melde mich gleich wieder.“ Sie beobachtete zwei Frauen, die vor einer Wohnung in Horsthausen standen und erst durch die Fenster schauten, bevor sie an der Tür klingelten. Eine Seniorin (88) machte auf und die beiden Frauen kamen ihr immer näher, bevor alle drei in der Wohnung verschwunden waren. Prinz hatte die Vermutung, dass es sich um einen Raub handeln könnte und wählte mit der 110 den Notruf der Polizei.

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Kurze Zeit später war klar: Sie hatte Recht, bei der Durchsuchung der Räuberinnen fand die Polizei Schmuck der Seniorin (halloherne berichtete). So bewahrte die Zeugin eine ältere Dame davor, Opfer eines Schmuckraubes zu werden.

„Ich habe mir beim Anruf gedacht, lieber einmal zu viel als zu wenig. Es war mir ja nicht klar, ob die Seniorin die Frauen kennt. Jedoch sah das schon sehr verdächtig aus“, schildert Sina Prinz die Szene gegenüber halloherne. Merkwürdig war für sie außerdem, dass der Nachbar seinen Rasen mähte, die Frauen sich aber davon unbeirrt zeigten. „Ich dachte, so dreist kann man gar nicht sein. Ich sollte dann beim Anruf die beiden Personen gegenüber der Polizei beschreiben und habe während der Wartezeit die Wohnung aus der Nähe beobachtet. Zum Glück kamen die beiden zivilen Fahrzeuge sehr schnell und konnten die Räuberinnen festnehmen.“

Tür stand einen Spalt offen

Dabei half es, dass die Polizei durch die noch einen Spalt offene Wohnungstür hereingehen konnte - die Räuberinnen hatten die Tür nicht ganz geschlossen.

Hätten während der Wartezeit die Täterinnen (34 und 57, beide aus Essen) versucht den Tatort zu verlassen, weiß die 32-Jährige nicht, wie sie reagiert hätte: „Ob ich mich in den Weg gestellt hätte? Schwer zu sagen. Auf jeden Fall hätte ich sie mit dem Auto verfolgt.“ Dabei kennt sich Prinz damit aus, wie man sich zur Wehr setzt: Sie arbeitet bei der Bundeswehr und hatte auch zum Tatzeitpunkt ihre Uniform an.

Sina Prinz in ihrer Bundeswehruniform.

Rund 25 Minuten hätte alles zusammen gedauert, bis der Einsatz inklusive der eigenen Beobachtungen beendet war. Einen der Polizisten kannte Prinz sogar noch von der Schule früher. „Die haben sich bei mir bedankt, dass ich angerufen und mich dann im Hintergrund aufgehalten habe. Außerdem sagte er, dass es in der Gegend häufiger zu diesen Vorfällen kommt“, erzählt die aufmerksam Zeugin.

Bauchgefühl war richtig

„Immerhin war mein Bauchgefühl richtig, auch wenn es mir komisch vorkam. Mit der Seniorin konnte ich leider nicht sprechen, ich möchte aber auch nicht wieder hin, da die alte Dame nun bestimmt Angst hat, wenn es an der Tür klingelt.“ Sina Prinz kam das erste Mal in solch eine Situation, mit ihrem Handeln möchte sie auch andere ermutigen, verdächtige Beobachtungen zu melden - auch wenn es sich als harmlos herausstellt. „Ich hätte nicht schlafen können, wenn ich die Meldung, dass eine Seniorin in Horsthausen beraubt wurde, am nächsten Tag gelesen hätte. Ich hätte mich sehr darüber geärgert“, so Prinz. So kann sie nun stolz auf ihr Handeln sein.

Im Juni 2020 zeigte bereits Ugur Tahmaz Zivilcourage, in dem er am Berliner Platz einen 22-jährigen Schamverletzer bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten hat (halloherne berichtete).

Von der Polizeipressestelle konnte auf Nachfrage von halloherne am Sonntag (9.5.2021) noch nicht mitgeteilt werden, was mit den beiden Tatverdächtigen nach der Festnahme geschehen ist. Dies soll am Montag, 10. Mai 2021, nachgeliefert werden.

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Update, Montag, 10. Mai 2021: Jens Artschwager, Pressesprecher der Polizei Bochum, teilte am Montag (10.5.2021) mit, dass die beiden tatverdächtigen Frauen nicht in Untersuchungshaft gekommen sind, da keine ausreichenden Gründe für einen Haftbefehl vorlagen, sondern nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen wurden. Eine Anzeige wurde geschrieben, nun liegt es an der Staatsanwaltschaft, Anklage zu erheben. Beide Damen sind polizeibekannt.

| Autor: Marcel Gruteser