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Als Experte im Bereich Schluckstörungen im Alter zeigte Prof. Dr. Rainer Wirth den chinesischen Fachkollegen neue diagnostische und therapeutische Konzepte auf.

Geriatrie-Kongress in Suzhou

Moderne Diagnostik bei Schluckstörungen

Der Spezialist Prof. Dr. Rainer Wirth, Direktor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum reiste zum Chinese Congress on Gerontology and Health Industry nach Suzhou, um vor mehr als 1000 Kongressteilnehmern über die moderne Diagnostik und Therapie bei älteren Menschen mit Schluckstörungen (Dysphagie) zu referieren.

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„Der Dialog unter Fachkollegen auf internationalen Kongressen ist sehr wichtig. Das gilt insbesondere für dieses Thema“, betonte Prof. Wirth. Der Kongress greift die internationale Diskussion um altersmedizinische Gesundheitsthemen auf und leistet einen Beitrag zu einer besseren medizinischen Versorgung von alten Patienten, die in China aufgrund der dort sehr rasch alternden Gesellschaft immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken.

„Etwa 50 Prozent der Schlaganfall-, Alzheimer- und Parkinsonpatienten leiden an einer Schluckstörung als Symptom oder Folge ihrer neurologischen Erkrankung“, erklärte Prof. Wirth in seinem Vortrag. Eine Schluckstörung bezeichnet eine funktionelle Störung des Schluckaktes. Ist dieser Vorgang beeinträchtigt, kann es zu Komplikationen wie zum Beispiel einer Lungenentzündung kommen.

Eine Störung des Schluckvorganges kann die Nahrungsaufnahme begrenzen oder verhindern. Die Folgen sind Mangelernährung, Gewichtsverlust, erhöhte Infektanfälligkeit sowie Dehydration. Ein anhaltendes Nährstoffdefizit kann zu funktionellen Verschlechterungen, Störungen wichtiger Organfunktionen sowie zur Schwächung des Immunsystems führen. „Dadurch verstärkt sich oft die Grunderkrankung des Patienten“, erläuterte Prof. Wirth.

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Schluckstörung ist von wesentlicher Bedeutung für den Gesundheitszustand der Patienten. Im Rahmen des Vortrages wies der Professor darauf hin, dass Risikogruppen im Hinblick auf eine Schluckstörung gescreent werden sollten: „Dies gilt beispielsweise für Patienten mit neurologischen Erkrankungen, verlangsamter oder ausbleibender Nahrungsaufnahme, häufigem Husten, Lungenentzündung, Fieber oder unerklärlicher Gewichtsabnahme.“

Das diagnostische Vorgehen umfasst einen standardisierten Wasserschlucktest als Screeningverfahren, die logopädische Untersuchung und die apparativen Untersuchungen. Spezielle diagnostische Verfahren wie beispielsweise hochauflösende videoendoskopische Untersuchungen stehen nur in wenigen Kliniken in Deutschland zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um eine endoskopische Untersuchung, die über die Nase durchgeführt wird. Die Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation am Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum gehört zu den wenigen Kliniken, die diese Untersuchungsmethode mit hochauflösender Videotechnik anbieten.

Mit der videoendoskopischen Schluckuntersuchung werden die am Schluckvorgang beteiligten Strukturen und die Effektivität des Schluckaktes beobachtet. Ziel dieser Beobachtung ist es, das jeweilige Muster der Schluckstörung und das Risiko für das Verschlucken zu erkennen. Beim Verschlucken dringt Speichel oder Nahrung in die Atemwege ein. „Bis zu 40 Prozent der Lungenentzündungen bei alten Patienten sind auf Schluckstörungen zurückzuführen“, so Prof. Wirth.

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„Patienten mit einer Schluckstörung benötigen sowohl eine konsequente Therapie als auch eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen, um die Prognose langfristig zu verbessern“, ergänzte Prof. Wirth und erläuterte diätetische Maßnahmen. Die Behandlung umfasst neben der Ernährungsumstellung auch ein auf den Patienten individuell abgestimmtes logopädisches Training der Schluckfunktion. „Ziel dabei ist es, eine selbstständige und sichere Nahrungsaufnahme wieder zu ermöglichen und die Lebensqualität des Patienten zu steigern“, fasste der Experte zusammen.