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Rüdiger Frank als E.T.A. Hoffmann.

MiR-Start mit Fest und Zinnober

Spielzeit-Auftakt am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier: Am Samstag, 8. September 2018, steigt um 12 Uhr rund um den Kennedyplatz das traditionelle Theaterfest für die ganze Familie. Jung und alt können einen Blick hinter die Kulissen werfen, offene Proben verfolgen sowie in Workshops und Gesprächsrunden das schillernde Leben auf und hinter der Bühne hautnah miterleben. Am gleichen Abend steht um 19 Uhr die Wiederaufnahme der Steampunk-Oper Klein Zaches, genannt Zinnober von Coppelius und Sebastian Schwab nach dem gleichnamigen Märchen von E.T.A. Hoffmann auf dem Spielplan, eine der erfolgreichsten Produktionen der MiR-Intendanz Michael Schulz'.

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Es war eine Pracht, zur heftig umjubelten Uraufführung der weltersten Steampunk-Oper Mitte November 2015 in den lichten MiR-Foyers junge und junggebliebene Besucher, aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland angereist, in viktorianischer Mode des 19. Jahrhunderts bewundern zu können. Naturgemäß angepasst als Gothic-Outfit: Neben Gehstock, Zylinder, Monokel und Korsett darf die umgearbeitete Schweißerbrille, Goggles genannt, ebenso wenig fehlen wie kleine ins Haar gesteckte Hütchen bei den Damen.

Klein Zaches wird auch zu Beginn der Spielzeit 2018/19 ein neues, junges Publikum anziehen, das auf geradezu spielerische Weise erstmals die Schwelle in ein Opernhaus überwindet. Denn die sechsköpfige Berliner Band Coppelius ist in der Szene ein Begriff und ein enormes Zugpferd. Sie hat nicht nur die Musik, die Arrangements und sogar die Songtexte beigesteuert, sondern überzeugt auch darstellerisch mit Bastille als Poet Balthasar, Comte Caspar an sein Freund Fabian, Graf Lindorf und Nobusama als Zauberer Prosper Alpanus, Max Coppella als Sbiocca und Sissy Voss als Mosch Terpin.

Ein Ereignis zumindest in darstellerischer Hinsicht ist der Rockmusiker und zeitweilige Essener Schauspieler Rüdiger Frank: Er verkörpert die Missgeburt Klein Zaches wie den als Erzähler fungierenden Autor E.T.A. Hoffmann, was durchaus Sinn macht, litt der Autor doch zeitlebens unter seiner kleinen Gestalt. Den sängerischen Höhepunkt bildet die Berliner Sopranistin Ulrike Schwab, welcher der Fee Rosabelverde und der Lack-und-Leder-Schönheit Candida freilich auch optische Reize abgewinnt.

Man muss künftigen Besuchern nicht den Spaß verderben und hier zu viele Einzelheiten der Inszenierung des Autors Sebastian Schwab preisgeben. Nur soviel: die Ohrenstöpsel dürfen getrost an der Garderobe bleiben. Und die Bühne der Ausstatterin Britta Tönne, auf der im Hintergrund die Neue Philharmonie Westfalen agiert, ist ein Gesamtkunstwerk, das so recht zum Industrie-Dino Ruhrgebiet passt. Samt Steuergerät einer Seilscheibe, wie sie etwa im Industriemuseum Zeche Hannover noch in Betrieb ist, an der rechterhand Rüdiger Frank alle Fäden in den Händen hält.

We Will Fuck You: Das Text-Pasticcio, bei dem die Klein Zaches-Story schon 'mal aus dem Blick gerät, könnte man mit „Hoffmanns Erzählungen“ betiteln, während sich die musikalische Kakophonie von lieblichen Mozart-Klängen bis hin zu James-Bond-Fanfaren allzu eklektisch ausnimmt. Das macht aber alles gar nichts, denn die Coppelius-Musiker sind tolle Schauspieler und das ganze Drumherum stimmt in jeder der 130 Minuten.

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Die Kartennachfrage dürfte auch jetzt enorm sein, daher rasch Karten ordern für die weiteren Vorstellungen am 9. und 30. September sowie am 1. und 31. Dezember 2018 beim Stadtmarketing Herne an der Kirchhofstraße, im Netz oder Tel 0209 – 40 97 200.

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  • Samstag, 8. September 2018, um 12 Uhr
Vergangene Termine (1) anzeigen...
  • Samstag, 8. September 2018, um 19 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann