
Farbexplosion im HKB-Kunstpunkt
Kottkamps wundersame Welten
Wer den Weg am Sonntag, 24. April 2022, in die Galerie Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes (HKB) sucht, wird sich an der wahren Farbexplosion der Bilder des Mülheimer Surrealisten und Dadaisten Helmut Kottkamp kaum sattsehen können. Dabei stellt der gebürtige Nordenhamer des Jahrgangs 1954 seit seiner ersten Teilnahme an der großen Gemeinschaftsausstellung 2010 im Sodinger Bunker regelmäßig in Herne aus, zuletzt waren Arbeiten von ihm im Rathaus zu sehen.
Die durch Helmut Kottkamps unverwechselbaren Stil sofort ins Auge fallen: Er collagiert Altes zu Neuem, und das in seiner Objektkunst wie in seinen zumeist großformatigen Acrylbildern, die er bewusst „Zeichnungen“ nennt, weil er einen sehr feinen Pinsel aus dem Revell-Modellbausatz verwendet. Obwohl er in den Titeln seiner Werke Hinweise gibt, erkennt man Alfred Hitchcock in „Die Vögel“ nicht unbedingt gleich beim ersten flüchtigen Hinschauen.

Denn Kottkamp, der 1983 an der Universität Oldenburg das Studium Kunst und Visuelle Kommunikation für das Lehramt in der gymnasialen Oberstufe mit dem zweiten Staatsexamen abschloss, zerlegt uns bekannte Dinge, um sie neu zu ordnen – und manchmal auch zu verstecken. So entstehen im plakativen Stil der Pop-Art bisweilen symbolträchtige Kunst-Rätsel etwa in der Verbindung der Revolutionäre Che Guevara und Martin Luther.
Manchmal reicht aber auch das historische Wissen des Betrachters nicht aus. Beim Motiv der Einladungskarte, „Genossenschaft“, musste ich passen: Herbert Wehner, Willy Brandt und Helmut Schmidt waren mir bekannt, nicht aber der nach dem Vorbild des amerikanischen National Memorial Mount Rushmore verewigte Herr ganz links (der häufiger schon des Bartes wegen für den Künstler selbst gehalten wurde): Friedrich Ebert.

Die mittelgroßen Acrylzeichnungen erschließen sich dagegen auf den ersten Blick, von Commander Spock aus der Science-Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ über den Schauspieler Jonny Depp bis hin zur Rolling Stones-Ikone Mick Jagger. Die Installation „Stubenlampe“ ist aus Fernseh- und Radioteilen zusammengesetzt und wird, als Work in progress, nach Lust und Laune verändert. Derzeit haben sich zwei Fliegen auf das Objekt, in dem eine funktionierende Glühbirne steckt, „verirrt“.
Im wahren Wortsinn aus dem Rahmen fallend sind seine drei in Sodingen gezeigten Schildobjekte. Der Malgrund besteht aus – bisweilen ramponierten – ausgemusterten Straßenschildern, die Helmut Kottkamp teilweise auch zu dreidimensionalen Objekten ausweitet. Zusammen mit den beiden Objekten im Schaufenster der Galerie weisen sie auf seine dadaistischen Anfänge bereits während des Studiums hin. Dass er auch ganz konventionell mit Wasserfarben malen kann, belegt das langjährige Vorstandsmitglied im Berufsverband Bildender Künstler Westfalen in den Tiermotiven seiner Aquarelle.
„Kottkamps wundersame Welten“ werden am Sonntag, 24. April 2022, um 11:30 Uhr in der Galerie Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes an der Mont-Cenis-Straße 296 (neben dem Bunker) eröffnet, zur Vernissage spricht Hans-Jürgen Jaworski. Danach können sie bis zum 29. Mai 2022 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 und 18 Uhr bestaunt werden.
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- Sonntag, 24. April 2022, um 11:30 Uhr