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Für immer Disco.

Kleines Theater Herne: 20 Jahre an der Neustraße

Zum 20-jährigen Jubiläum des Standortes Neustraße 67 wird beim Kleinen Theater Herne gleich zweimal gefeiert: Am Mittwoch, 14. November 2018, steigt eine interne Fete, auf der ein gerade erst fertiges Fotobuch präsentiert wird. Am Mittwoch, 28. November 2018, folgt die offizielle Gala mit einer Sondervorstellung der jüngsten Produktion „Für immer Disco“ sowie dem Comedian Sebastian Coors, der Teile seines aktuellen Programms „Salonlöwengebrüll“ vorstellt.

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Zu dieser Gala werden lange mit dem Kleinen Theater verbundene Sponsoren und Gäste geladen, Karten gelangen angesichts von nur 50 Plätzen nicht in den freien Verkauf. Dennoch dürfen sich alle Theaterfreunde unserer Stadt und darüberhinaus, das Einzugsgebiet des Kleinen Theaters geht weit über die Herner Stadtgrenzen hinaus, über zwei neue Eigenproduktionen im Jubiläumsjahr freuen: „Heldin des Tages“ von Christian Weymayr feiert am 9. Februar 2018 Uraufführungs-Premiere, im Herbst 2019 folgt dann die Kriminalkomödie „Der Petersilien-Mörder“ von Jürgen Seifert.

Die Postkarte zum Theaterstück.

Gegründet wurde der heute im zehnten Jahr von Heike Hebing und Andreas Zigann geleitete gemeinnützige Verein am 1. Mai 1996 im Wohnzimmer des jetzigen Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Schulz – in Gelsenkirchen-Buer. Und zwar von Thespisjüngern, die seit 1977 in verschiedenen Ensembles auf den Brettern, die ihnen die Welt bedeuteten, standen. Darunter Profis der nach Gründung des Musiktheaters im Revier abgewickelten Städt. Bühnen Gelsenkirchen, die wie Bert Dyllon zuvor als „Freies Ensemble Herne“ im Eickeler Meistertrunk einen ambitionierten Spielplan versucht hatten, und Amateure wie der heutige FDP-Landtagsabgeordnete Thomas Nückel, der beim Arbeitskreis Theater des Revierparks Gysenberg und im Süder Kanonenofen erstmals Bühnenluft schnupperte.

In den Jahren 1996 bis 1998 tourte die KTH-Truppe durchs ganze Ruhrgebiet und trat auch im Haus Lohbeck an der Neustraße auf. Als die Traditionsgaststätte geschlossen wurde, wurden die Räumlichkeiten übernommen und am 14. November 1998 als eigene feste Spielstätte eingeweiht - mit einer Sketchreihe von Loriot. Dario Fos Farce „Bezahlt wird nicht“ war das erste eigeninszenierte Theaterstück in dem neuen, 50 Personen fassenden Theatersaal, dessen mobile Bestuhlung Ende 1999 durch Kinosessel aus einem Lichtspieltheater in Buer ersetzt wurden.

'Liebe Sex Sahne' im kleinen theater herne

Nach „Kikerikiste“ (1996) wurde mit „Des Kaisers neue Kleider“ 2001 das erste Kinderstück im eigenen Haus aufgeführt. Seit 2004 steht alljährlich zur Adventszeit „Wirbel um Weihnachten“ auf dem Spielplan, ein Weihnachtsmärchen für die ganze Familie von Belinda Ley. Die Inszenierung Andreas Ziganns ist heuer fünfmal zu sehen: am 15. (16 Uhr), 16. (15 Uhr), 22. (16 Uhr) und 23. Dezember 2018 (15 und 17 Uhr), Karten unter theater-herne.de oder Tel 02323 – 91 11 91 (Mi-Fr 17:30-19 Uhr). Im Jubiläumsjahr plant Debbie Schwittai, erstmals gemeinsam mit Jugendlichen ein Stück zu entwickeln.

Zu den Publikumsrennern im Abendtheater gehören Jürgen Seifers Gerontokomödien „Rabatz im Altenheim“ mit 123 Vorstellungen bis zum Tod des Spielpartners Berni Enger, „Die Hummels“, „Zwei Opas auf Abwegen“, „Auguste stürmt das Altenheim“ und, aktuell auf dem Spielplan, „Die Königs im Glück“, aber auch die Stücke des zweiten Hausautors Dr. Christian Weymayr, die sich noch alle im Repertoire befinden: „Camping Loch Ness“, „Lügen, Sex und Sahnetörtchen“ sowie „Graf Moorlochs Spiegel“. Aber auch „Spanien ole“ hat es auf 50, „Nicht ohne meinen Doktor“ auf 43 und „Wir kommen alle in den Himmel“ auf 42 Vorstellungen gebracht – für ein Amateurtheater absolute Spitzenwerte.

Musikalische Produktionen wie „Für immer Disco“ sind nur noch komplett mit Eigenkompositionen aufführbar: von den bei ausverkauftem Haus erzielten Einnahmen von 700 Euro müssten pro Abend 250 Euro an Gema-Gebühren überwiesen werden. Will die staatliche Bürokratie die kleinen Profi- und Amateurbühnen auf Dauer kaputtmachen? Die Abgabenschiene macht sich naturgemäß auch bei den Gastspielen bemerkbar, seit zwanzig Jahren fester Spielplan-Bestandteil an der Neustraße. Von A wie Aaron, der Hypnotiseur, über E wie Vince Ebert und H wie Bernhard Hoecker bis hin zu V wie Isabel Varell reicht die Phalanx prominenter Brettl-Gäste. Apropos Varell: Sie hat sich in einer Fernsehshow darüber mokiert, dass man in einem Theater, ohne das KTH namentlich zu erwähnen, von der Künstlergarderobe nur durch die Herrentoilette auf die Bühne gelangt. So ist das bei uns im Ruhrpott: hart, aber herzlich. Offenbar nicht jederfrau Sache.

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Treue Gäste wie John Doyle, Carsten Höfer und Heinz Gröning nutzen seit 2004 das Kleine Theater Herne für Vorpremieren, in denen die Reaktionen des Publikums getestet werden. Und das nimmt in unserer Stadt zur Freude der Comedians kein Blatt vor den Mund. Im Dezember 2018 haben sich Sylvia Brecko, Bernard Paschke, Carsten Höfer, Jola Wolters und der Hypnotiseur Aaron angesagt. Und schon mal vormerken: Vom 24. bis 27. Januar 2019 steigt das 6. Herner Magic Weekend im Kleinen Theater an der Neustraße 67.

| Autor: Pitt Herrmann