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Im Liegen geht’s bietet ein Sammelsurium an Nummern, die in den vergangenen vier Jahren für die Mitternachtsspitzen geschrieben wurden sowie aus dem Gruppenprogramm 'Männer ohne Nerven'.

Im Gespräch über Musik, Publikum und das neue Programm

Interview: Herbert Knebel wird älter

Wenn Herbert Knebel von der Bühne geht, wird er zu Uwe Lyko. Seit knapp 30 Jahren spielt er für sein Publikum. Was bei ihm noch auf dem Plan steht? „Mit einer Band auftreten, als Uwe Lyko.“ Das verriet der Entertainer Redakteurin Susanne Jäschke beim exklusiven Empfang in Essen-Werden, in seinem Haus mit den blau gestrichenen Fensterrahmen.

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„Ich bin mittlerweile ein halbwegs passabler Sänger“, beurteilt Lyko sich selbst, „und Gitarre spielen kann ich auch – wobei ich Galaxien von Ozzy Ostermann entfernt bin.“ Gut gelaunt durchstöbert er sein CD-Regal. „Ich lege großen Wert darauf, dass ich nicht bei Bob Dylan oder Neil Young stehen geblieben bin, wobei die ja auch nicht stehen geblieben sind.“ Lyko hört gerne The White Stripes, die Red Hot Chili Peppers, mag den Südstaaten Rock'n'Roller Ryan Adams und die Band Calexico. Lykos Genre wäre „Coversachen machen. Originale neu arrangieren.“ Während er so in die Zukunft blickt, guckt er fast träumerisch aus der geöffneten Balkontür in den feinen Garten, hinter dem sich Felder ausdehnen: „Ich habe direkt das Bergische Land vor der Tür, gehe gerne spazieren. Ich fahre nicht mehr so viel Rad wie früher.“

Alsbald steht der Auftritt im Herner Kulturzentrum bevor (28. Juni, 20 Uhr / halloherne berichtete). Im Liegen geht’s heißt das vierte Solo-Programm: „Ist ja so ein Spruch, den man sagt, wenn man erschöpft ist oder es ist ein heißer Tag. Ich finde, das passt super gut zu dem Knebel.“ Gemeinsam mit den Co-Autoren Martin Breuer und Sigi Domke sind Geschichten und Songtexte entstanden, „die sich streng genommen nicht nur damit beschäftigen, dass es im Liegen geht. Das wäre ja nach zehn Minuten langweilig." Langeweile kennt Lykos alias Knebels Publikum von ihrem Ruhr-Rentner so gar nicht, und der freut sich immer über positives Feedback: „Es gibt Auftritte, da toben die Leute schon, wenn man nur die Bühne betritt und ich weiß dann: Jetzt musse dich unglaublich anstrengen, damit der Abend noch schief gehen kann.“ Auch privat haben Lyko/Knebel und sein Affentheater sehr angenehmes Publikum: „Hin und wieder werde ich angesprochen, aber auf eine sehr höfliche Art. Ich freue mich darüber, wenn man mir sagt, dass er oder sie das, was ich mache, ganz toll findet.“

Dat, wat, hömma und samma gehören zu Uwe Lykos Sprachgebrauch: „Dat krieg ich auch nicht mehr raus, selbst wenn ich mich bemühe.“

Kabarettist, Komiker, Comedian, was davon ist eigentlich die Figur Knebel? Wenn es einer erklären kann, dann sein Erfinder. „Herbert Knebel ist in erster Linie ein Geschichtenerzähler“, beschreibt Lyko ganz bedächtig, „ein Grenzgänger zwischen Komiker und Kabarettist. Er hat eine sehr intelligente Art, zu erzählen.“ Knebel sei daher auf keinen Fall Comedian. Die nämlich, so Lyko, fegen meist nur hektisch über die Bühne. Mit ausgebreiteten Armen parodiert er einen der üblichen Verdächtigen: „Hey, hey, Leute, ich hab hier gerade versucht, 'nen Parkplatz zu kriegen. Habt ihr schon mal versucht, in Köln einen Parkplatz zu kriegen? Wer von euch kommt aus Köln?“ Dieser Humor geht Lyko „unglaublich auf den Zünder“.

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Als Lyko zu knebeln anfing, „kamen 80 Leute in seine Konzerte und 70 davon waren auf Verdacht da“, erinnert sich der 61-Jährige. Heute sei das ganz anders. „Die Leute gehen nicht mehr auf gut Glück irgendwohin, sondern machen sich über Youtube, Fernsehen oder CD ein Bild vom Künstler. Von daher ist auch jeder meiner Auftritte ein Heimspiel.“ Ob Rheinland-Pfalz, Hessen, Norddeutschland oder das Ruhrgebiet, zu Knebels Affentheater kommen echte Fans und immer wieder neue dazu: „Ich bin seit fast 30 Jahren unterwegs und habe Menschen im Publikum, die jenseits der 60 sind, aber auch Mitte 20. Teilweise waren sie noch gar nicht geboren oder noch viel zu klein, als wir zu spielen anfingen. Das ist extrem erfreulich, wenn Publikum nachwächst.“

| Autor: Susanne Jäschke