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Dr. Regine Schmalhorst. (Archiv)

Ideen für die Zukunft der Pflege

Die Gesundheitsbranche gehört zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Herne. Wie es gelingt, dass Pflegeeinrichtungen auch in Zukunft genügend Mitarbeiter finden, haben Experten am Mittwoch (3.4.2019) im Stadtteilzentrum Pluto diskutiert. 46 Fach- und Führungskräfte der Agentur für Arbeit, der Stadt Herne, von Arbeitgebern, Schulen und Pflegeschulen haben gemeinsam Ideen erarbeitet, wie sie Auszubildende, aber auch Wiedereinsteiger in den Beruf gewinnen können. Bereits im vergangenen November hatten sich Experten aus der Gesundheits- und Pflegebranche in Herne getroffen und Themenfelder festgelegt, an denen sie weiterarbeiten werden. „Wir wollen dieses Thema in Herne weiterbewegen. Wir sind gerade in der Herner Gesundheitswoche und wollen, dass auch die, die in der Pflegebranche arbeiten, gesund bleiben“, sagte Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bochum/Herne zur Begrüßung.

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Besonders die Frage, wie Arbeitgeber gemeinsam Nachwuchskräfte akquirieren können, stand auf dem Programm. „Es gibt nicht die eine Lösung für die Probleme in der Pflege. Wir müssen an vielen Stellen ansetzen. Für ein besseres Image der Pflege brauchen wir Initiative und Initiative braucht Zeit und Geld“, so Roland Weigel, Organisationsberater in der Pflegebranche, der das Forum moderierte. Bei seinem Impulsvortrag warnte er davor, die Situation in der Pflege zu düster darzustellen. Durchschnittlich würde jedem Pflegeunternehmen eine Pflegekraft fehlen, die Mitarbeiter blieben im Schnitt 19 Jahre lang bei ihrem Arbeitgeber. In vielen Unternehmen sei die Situation gut, sie müssten sich nicht verstecken. Auch Dr. Daniela Lobin, Leiterin Marketing und Kommunikation der St. Elisabeth-Gruppe, erinnerte daran: „Wir müssen positiv auftreten und nicht nur jammern, weil das Interessenten für den Beruf vergrault.“

Arbeitgeber können viel verändern

Pflege.

Adele Morreale vom Diakonischen Werk Gladbeck, Bottrop, Dorsten stellte ihr Programm für den Bundesfreiwilligendienst vor. Sie betonte, wie wichtig es sei, interessierte junge Menschen direkt anzusprechen. Das könne nicht nur mit Plakaten, sondern auch über Whatsapp-Gruppen, kleine Spiele und persönlichen Kontakt zu Pflegekräften geschehen. Jörg Klomann von der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen erklärte, wie sein Arbeitgeber gezielt Alleinerziehenden eine Pflegeausbildung ermöglicht. „Unsere Mütter-Azubis sind extrem motiviert. Wir hatten große Angst vor den Ausfallzeiten, wenn Kinder krank sind, aber die Motivation ist so groß, dass sie kaum fehlen.“

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Unter anderem würden alleinerziehende Auszubildende nur während der Betreuungszeiten ihrer Kinder arbeiten. Eine Ausbildung in Teilzeit sei zwar nicht immer einfach umzusetzen, aber es lohne sich, diese Zielgruppe anzusprechen. „Wir sind die Branche, deswegen können wir die Regeln verändern“, appellierte er an seine Arbeitgeber-Kollegen. Anschließend entwickelten die Experten gemeinsam Ideen, wie sie Schüler, Berufsrückkehrer und Migranten gezielt ansprechen und für den Pflegeberuf gewinnen können. Vor allem den persönlichen Kontakt zwischen Arbeitgebern, Schulen und Behörden wie der Agentur für Arbeit und den Jobcentern empfanden die Teilnehmenden als wichtig. So können Informationen schnell ausgetauscht und Fördermöglichkeiten genutzt werden – damit in Herne auch zukünftig die Versorgung durch qualifizierte Pflegekräfte sichergestellt ist.