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Die Arbeitsmarktbilanz 2022 für Herne liest sich gut - es gibt aber neben einigen positiven Aspekten weiter ein paar Probleme.

Fast 50.000 Beschäftigte, Fachkräfte weiter dringend gesucht

Gute Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt

Die Lage auf dem Herner Arbeitsmarkt hat im Jahr 2022 trotz weiterer Krisen eine gute Entwicklung genommen. Dennoch wurden diese außergewöhnlichen Herausforderungen gut eingedämmt. So lautet das Fazit der Agentur für Arbeit Bochum, die auch für Herne zuständig ist, bei der Vorstellung der jährlichen Zahlen am Freitag (16.12.2022). Trotzdem bleiben Probleme wie der Fachkräfte- und Mitarbeitermangel weiterhin bestehen und werden wohl noch größer.

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Arbeitslosenquote liegt bei 10,7 Prozent im Schnitt

Insgesamt gab es im Jahresschnitt 2022 8.538 Arbeitslose in Herne, das sind 559 Personen (6,1 Prozent) weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote betrug im Mittel 10,7 Prozent, das sind 0,7 Prozentpunkte weniger als noch 2021. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten ist auf 49.718 gestiegen, das entspricht einem Plus von 1.007 Personen.

Freut sich über eine gute Entwicklung in Herne: Frank Neukirchen-Füsers (Chef Arbeitsagentur Bochum).

„Da die Daten bereits etwas vorher erhoben werden, dürften wir mittlerweile über der Grenze von 50.000 sein“, mutmaßt Frank Neukirchen-Füsers, Chef der Bochumer Arbeitsagentur. „Durch Corona gab es dort keine Delle, sondern die Zahl ist weiter angestiegen.“

Anteil der Ausländer steigt stark an

Starke 59 Prozent der Beschäftigten seien Fachkräfte. Einen großen Sprung haben die Helfer (9.429, plus 8,4 Prozent) und die Spezialisten (5.104, plus 6,9 Prozent) zu verzeichnen. Ebenso sind die Personen mit einem ausländischen Pass nun stärker vertreten: Der Anteil stieg um elf Prozent auf 7.469 Arbeitnehmer.

Zufrieden: OB Frank Dudda.

„Die beliebteste Branche in Herne ist weiterhin das Gesundheitswesen. Fast 6.700 Personen und damit 13,4 Prozent der Beschäftigten arbeiten in diesem Bereich“, erläutert Neukirchen-Füsers. Dahinter folgen mit jeweils über sieben Prozent der Einzelhandel, das Baustellengewerbe, Erzieher und Unterricht sowie das Sozialwesen ohne Heime.

Gesundheitswesen weiter vorantreiben

„Wir haben den Anteil in dieser Branche weiter gesteigert und das wollen wir auch wiederholen“, freut sich Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda. „Andere Städte wie Bochum, Essen und Dortmund haben einen geringeren Anteil im Gesundheitswesen.“ Insgesamt freut er sich über das stärkste Beschäftigungswachstum im Ruhrgebiet und in NRW. „Wir sind zufrieden, weil wir trotz der Krisen besser dastehen, als wir es uns erträumt haben.“

Das nächste Ziel laut Dudda ist, die Arbeitslosenquote unter zehn Prozent zu bekommen. „Ohne die Zuwanderung aus der Ukraine hätten wir das schon geschafft, sie entsprechen rund einem Prozent. Aber die Personen machen uns Hoffnung, weil sie sich integrationsnah zeigen.“ Seit Mitte 2022 gilt für sie nicht mehr das Asylbewerberleistungsgesetz, sondern die Grundsicherung (SGB II) - daher gab es zu diesem Zeitpunkt einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. 25 Ukrainer, so sagt es der neue Chef des Jobcenters Herne, Thomas Saponjac (halloherne berichtete), wären aber bereits in neue Jobs vermittelt worden.

Ausbildung und Weiterbildung

„Wir müssen auf Weiterbildungen setzen und die Personen, die ohne abgeschlossene Ausbildung sind, unterstützen. Das sind unsere Baustellen“, mahnt Dudda. Positiv wäre das Job-Speeddating in den Riesenradgondeln am Cranger Weihnachtszauber (halloherne berichtete) verlaufen. Dazu werde noch der Erfolg, also mögliche neue Einstellungen in den beteiligten Firmen, abgefragt.

Thomas Saponja, neuer Chef des Jobcenters Herne.

Neukirchen-Füsers hob weitere positive Aspekte des fast abgelaufenen Jahres hervor: So gebe es die niedrigste Unterbeschäftigung seit zwölf Jahren und die Kurzarbeit sei im Juni 2022 nur noch für 147 Personen angezeigt worden, das sind 0,3 Prozent (in NRW 0,7 Prozent). Zum Vergleich: Zum Corona-Start im April 2020 wurde für 6.953 Personen Kurzarbeit beantragt. Im Juni 2021 waren es noch rund 1.800 Personen mit Kurzarbeit.

Jüngere Generation 'ist nicht verloren'

Wichtig wäre außerdem, dass die junge Generation zwischen 15 und 25 nicht vergessen oder verloren wäre. 812 Personen aus dieser Altersklasse wären auf der Suche nach einem Job - 7,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Dort soll noch stärker im Bündnis für Arbeit angesetzt werden, damit junge Leute eine Arbeitsstelle finden.

Er erwähnt aber auch das Dauerthema: Fachkräftemangel. „Eine Möglichkeit wird sein, das über Zuwanderung anzugehen. Rund 1.000 Arbeitnehmer in Herne treten jährlich in den Ruhestand, das müssen wir auffangen“, so Neukirchen-Füsers.

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Der neue Jobcenter-Chef begrüßt derweil das ab 1. Januar 2023 angekündigte Bürgergeld. „Es ist gut, dass das kommt und wir werden unsere Kunden dementsprechend beraten. Unser Ziel ist weiter, die Personen in nachhaltige und vor allem sozialversicherungspflichtige Jobs zu vermitteln.“

Stellten die Zahlen vor: (v.li.) Frank Neukirchen-Füsers (Chef Arbeitsagentur Bochum), OB Dr. Frank Dudda und Thomas Saponjac (Chef Jobcenter Herne).
| Autor: Marcel Gruteser
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