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Glasfenster des Künstlers Ignatius Geitel in der Kapelle des Horsthauser Ostfriedhofs.

Werke von Ignatius Geitel „wiederentdeckt“

Geheimnis der Glasfenster gelüftet

Das Rätselraten um die Glasfenster in der Trauerhalle auf dem Horsthauser Ostfriedhof hat ein Ende. Der entscheidende Hinweis auf den Bochumer Künstler Ignatius Geitel (1913 bis 1985) kam letztlich von Dr. Annette Jansen-Winkeln von der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. in Mönchengladbach, die auch den Kontakt zur Nachlassverwalterin und früheren Lebensgefährtin des Bochumer Künstlers, Inge Diergardt, herstellte.

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Ignatius Geitel besuchte nach seiner abgeschlossenen Lehre zum Steinmetz die 'Maler- und Bildhauerklasse' der Essener Folkwangschule und die 'Meisterklasse Glasmalen' an der Werkskunstschule Trier. Überliefert ist auch seine Vorladung vor die nationalsozialistische Kunst-Kommission in Düsseldorf im Jahre 1939, die an seiner Ausstellungsbeteiligung mit dem Bild 'Das lungenkranke Kind' Anstoß nahm. Nach Kriegseinsatz und Kriegsgefangenschaft (bis 1949) gehörte Geitel in den 1950er und 1960er Jahren zu den meistbeschäftigten Bochumer Künstlern im öffentlichen Raum und zu den wichtigsten Glaskünstlern überhaupt.

Glasfenster des Künstlers Ignatius Geitel in der Kapelle des Horsthauser Ostfriedhofs.

In dieser Woche hatten nun Inge Diergardt und Gerda Thierhoff auf Einladung des Sodinger Bezirksbürgermeisters Mathias Grunert die Gelegenheit die Kunstwerke vor Ort in Augenschein zu nehmen. Es handelt sich dabei um zwei sehr qualitätsvolle Symbol-Fenster, die vermutlich um 1955 entstanden sind und die nun in das Werkverzeichnis des Künstlers aufgenommen werden.

Anhand der beiden Werke erläuterten Diergardt und Thierhoff, die noch bei Geitel das Verbleien gelernt hatte, die einzelnen Produktionsschritte bei der Schaffung solcher Glaskunstwerke und die besondere Handschrift des Bochumer Künstlers. Überhaupt waren die 50er Jahre – bedingt durch die vielen Kriegsschäden und die rege Bautätigkeit - eine Blütezeit der Glaskunst im Ruhrgebiet. Die Vielzahl an Aufträgen in den verschiedensten Kunstdisziplinen und die damals teilweise recht „hemdsärmelige“ Auftragsvergabe führten allerdings auch dazu, dass solche Einzelwerke in Vergessenheit geraten konnten.

v.l. Gerda Thierhoff, Nachlassverwalterin und frühere Lebensgefährtin des Künstlers Ignatius Geitel, Inge Diergardt.

In wenigen Jahren werden die farbenprächtigen Fenster wieder öffentlich zugänglich sein. Schließlich wurde bereits im November 2018 beschlossen die 1906 erbaute Friedhofskapelle nach Plänen des Herner Architekten Karl-Heinz Laboda zu einer Kolumbarien-Kapelle umzubauen (halloherne berichtete). Noch in diesem Jahre wird das Gebäude von außen hergerichtet werden; in den kommenden zwei Jahren folgen die Umbauarbeiten im Inneren, wobei insgesamt 824 Einzel- und 24 Doppelkolumbarien entstehen sollen. In diesem Zuge werden auch die Glasfenster gereinigt, restauriert und gesichert werden. Aus dem Nachlass des Künstlers existieren noch Restbestände an Antikglas, die zur Verfügung gestellt werden könnten, damit die schon jetzt strahlenden Kunstwerke im Zuge der Umbauarbeiten wieder ihre alte Pracht zurückerhalten.

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Wer einen Vorgeschmack genießen möchte: Am Freitag, den 28. Mai (19-21:30 Uhr) und am Samstag, den 29. Mai (16-18 Uhr) werden im Rahmen des Pfingst-Projekts „Feuer und Flamme“ in St. Marien Eickel u.a. auch Kunstwerke von Ignatius Geitel zu sehen sein (halloherne berichtete).

| Quelle: Mathias Grunert
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