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Joachim Krol als Banker.

Joachim Krol verkauft Schrottpapiere

Film-Tipp: Gier frisst Herz

Der Herner Schauspieler Joachim Krol, derzeit als Peachum in Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm im Kino zu sehen, gehört zur Zeit zu den gefragtesten Charakterdarstellern der Republik. Gerade hat der Wahl-Kölner Der Junge muss an die frische Luft abgedreht, Caroline Links Verfilmung von Hape Kerkelings Erinnerungen. Und auf dem Filmfest München feierte jetzt Pia Strietmanns TV-Produktion Endlich Witwer Premiere, in dem Joachim Krol die Titelrolle des frisch verwitweten Georg spielt, der nach langen Jahren einer freudlosen Ehe endlich Morgenluft wittert. Im „Ersten“ ist er am Sonntag, 23. September 2018, um 21.45 Uhr als erfahrener Sparkassen-Anlagenberater Arno Breuer zu sehen im solide recherchierten neunzigminütigen Dokudrama Lehman. Gier frisst Herz des Genreexperten Raymond Ley (Eine mörderische Entscheidung). Es zeichnet den Countdown bis zum großen Crash vor allem aus der Perspektive der Sparkassen und ihren Kunden nach – faktenbasiert, aber auch emotional und in den fiktionalen Teilen regelrecht spannend. Wiederholungstermin im „Ersten“ ist am Dienstag, 25. September 2018, um 23.45 Uhr.

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Der absolute Renner bei seinen Kunden waren in den Nullerjahren Lehman-Zertifikate namens Twin Win mit einer Rendite von fünf bis neun Prozent. Und weil Geiz geil ist, griffen viele Sparkassenkunden zu, obwohl sie aus der Beratung des langjährigen, als besonders seriös geltenden Bankers Arno Breuer so schlau herausgegangen waren wie vor dem Gespräch. Sie vertrauten einem Berater, der gegen sein Bauchgefühl Schrottpapiere verkaufte und selbst nicht wusste, was er an den Mann oder die Frau brachte – mit satter Provision für den Verkäufer.

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Mitte September 2008 platzte die Blase – mit den bekannten Folgen besonders für ältere Anleger, die ihrem Kreditinstitut das ganze Kapital zur Altersvorsorge anvertraut hatten. Wie das Gastwirt-Ehepaar Claudia und Torsten Büttner, gespielt von Susanne Schäfer und Oliver Stokowski. Die fiktionale Inszenierung beruht auf intensiven Gesprächen mit Insidern. Die Dramatisierung der Fakten wird dokumentarisch eingeordnet durch die Erinnerungen von verantwortlichen Akteuren aus Wirtschaft und Politik, durch Aussagen von Geschädigten sowie durch historisches Material. So gibt etwa der ehemalige deutsche Finanzminister Peer Steinbrück zu Protokoll: „Es gab eine gewisse Entfesselungs-Arie, die alle gesungen haben.“

| Autor: Pitt Herrmann