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Die Landesfachstelle

Wie Kinder den Kontakt zu Eltern im Gefängnis halten können

Durch die Sicherheitsschleuse zu Papa

Münster (lwl). In Deutschland leben rund 100.000 Kinder mit mindestens einem inhaftierten Elternteil – eine Situation, die für viele von ihnen mit Isolation, Scham und seelischer Belastung verbunden ist. Die Landesfachstelle „Netzwerk Kinder von Inhaftierten NRW“, getragen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und von der Auridis Stiftung gefördert, setzt sich für kindgerechte Besuchsangebote und eine bessere Unterstützung der betroffenen Familien ein.

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Wann kann ich Papa besuchen?

Paul ist sieben Jahre alt, als sein Vater plötzlich nicht mehr nach Hause kommt. Die Mutter erzählt von einem Job im Ausland, doch Paul merkt schnell, dass etwas nicht stimmt. Wochenlang wartet er auf ein Lebenszeichen. Schließlich erfährt er die Wahrheit: Der Vater sitzt im Gefängnis. Pauls erste Frage ist schlicht: „Wann kann ich Papa besuchen?“

In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bielefeld-Brackwede arbeitet Sozialarbeiterin Nina Roland daran, Besuche bei ihren inhaftierten Eltern(teilen) im Gefängnis für Kinder wie Paul kindgerecht zu gestalten. In einem eigens gestalteten Besucherraum mit Kuschelecke, Maltisch und Plüschtieren sollen sich Kinder sicher fühlen. Für längere Treffen steht ein familienähnlich eingerichteter Raum mit Küche und Sofa zur Verfügung. „Wir wollen, dass sich Kinder hier sicher und wohlfühlen. So schaffen wir ein Stück Normalität in einer schwierigen Situation“, erklärt Roland. „Die Kinder profitieren emotional und psychisch vom Kontakt mit den inhaftierten Eltern. Studien zeigen, dass der Kontakt auch die Resozialisierung der Inhaftierten fördern kann.“

Jutta Möllers vom LWL-Landesjugendamt Westfalen gehört zum Team der Landesfachstelle

Seit 2020 arbeiten inzwischen sieben Familienschwerpunktanstalten in Nordrhein-Westfalen an familienfreundlichen Konzepten. Dabei unterstützt sie die Landesfachstelle, die auch den Austausch und die Vernetzung zwischen Justizvollzug, Jugendhilfe und freien Trägern der Jugendhilfe und der Straffälligenhilfe fördert. „Mit den drei Modellanstalten JVA Bielefeld-Brackwede sowie Willich I und Willich II wollen wir familienfreundliche Maßnahmen testen und Best-Practice-Ansätze für andere Haftanstalten entwickeln“, sagt Jutta Möllers vom LWL-Landesjugendamt. „Die Kinder inhaftierter Eltern sind nicht verantwortlich für die Straftaten ihrer Eltern. Sie leiden aber unter den Konsequenzen dieser Taten und benötigen besondere Unterstützung, um trotz ihrer Lebenslage ein gutes Leben führen zu können.“

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Die Landesfachstelle ist für Fachkräfte und betroffene Familien Anlaufstelle für alle Anfragen um das Thema Kinder von Inhaftierten und stellt verschiedene Informationsmaterialien bereit - darunter den Ratgeber „Elternteil in Haft - Wie sage ich es meinem Kind?“ sowie barrierefreie Kinderbücher wie „Mama muss ins Gefängnis“ und "Papa muss ins Gefängnis". Diese Materialien und weitere Informationen gibt es hier.

Dienstag, 29. Juli 2025 | Quelle: LWL Pressedienst