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Das Bündnis Herne plant, wie Anfang März, erneut eine Gegenkundgebung zur kommenden Impfgegner-Demo. Dieses Mal wohl an der Christuskirche.

Erneut Friedensgebet, Kundgebung und Gegendemo geplant

Bündnis zeigt 'Rote Karte gegen Schwurbler'

Am Sonntag, 3. April 2022, wird es am Cranger Kirmesplatz und in der Wanner City wieder laut (halloherne berichtete). Nicht etwa weil eine Kirmes oder ein Konzert stattfindet, sondern weil dort wieder ab 14 Uhr zu einer Demonstration unter dem Namen „Der Pott erwacht 2.0“ aufgerufen wird. Es ist davon auszugehen, dass sich wie am Sonntag (6.3.2022, halloherne berichtete) dort Menschen versammeln werden, die größtenteils der sogenannten „Schwurbler“- und Impfgegner-Szene zuzuordnen sind. Bei der vergangenen Demo demonstrierten die Personen unter anderem gegen die Impfpflicht.

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Das Bündnis Herne befasst sich mit dieser Lage. Nachdem bei der vergangenen Demo schon unter anderem eine Gegenkundgebung am Buschmannshof abgehalten wurde (halloherne berichtete), bereiten sich die Verantwortlichen vom Bündnis nun genauer auf die nächste Ausgabe vor. Sie vermuten, dass die Organisation aus der rechten Szene heraus abläuft, auch wenn erneut „nur“ eine Privatperson offiziell bei der Polizei eine Demo mit dem interessant klingenden Titel „Rhythmische und musikalische Meinungskundgebung für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung“ angemeldet hat.

Organisation über Telegram

Die Polizei sprach Anfang März von rund 3.500 Teilnehmern, das Bündnis beruft sich nach eigenen Zählungen und Analysen auf rund 2.500 Personen in einem heterogenen Feld. „Jedoch wird fast alles über einschlägige Telegram-Gruppen organisiert. Hierbei werden viele Verschwörungstheorien und Falschinformationen geteilt und die Gruppenmitglieder, die nicht alle automatisch der rechten Szene zugehören, nehmen das unwidersprochen hin“, sagt Markus Vordenbäumen vom Bündnis Herne.

Viele Teilnehmer: Die Demonstration von Impfgegnern in der Wanner Innenstadt Anfang März 2022.

Diejenigen, die an den Demos teilnehmen würden, hätten sich wissentlich in die Riege der Demokratiefeinde eingereiht und dürften sich nicht wundern, wenn sie zusammen in einem Satz genannt werden. „Bei den Demos wird mehr gedroht, als dass für eine Position geworben wird. Da wird nicht gefeiert, sondern die Faust in die Luft gestreckt. Hinzu kommt, dass die Videos zur Mobilisierung nun deutlich martialischer sind.“

Jacob Liedtke, ebenfalls Mitglied beim Bündnis, ergänzt: „Die rechte Szene bewegt sich immer in diesen Gruppen und Demos. Nach außen hin soll der Mantel über die Bewegung geworfen werden, um friedlich auszusehen und so mehr Menschen mobilisieren zu können. Da helfen auch Reichsbürger und AfD-Mitglieder mit, um Menschen zu erreichen, die viele Jahre lang still und allein im Kämmerlein saßen, nun aber durch die großen Gruppen Anschluss und Gleichgesinnte finden.“ Daher seien diese Demos als sehr heikel in Bezug auf die Schwelle zur Demokratiefeindlichkeit zu sehen. Gemeinsame Nenner wären grundlegendes Misstrauen in die Politik, Regierung und Institutionen.

Beginn ab 14 Uhr

Um dagegen anzukämpfen, mobilisiert das Bündnis Herne mit weiteren Partnern wieder verschiedene Aktionen. Die Schirme gegen Rechts treffen sich um 14 Uhr an der Christuskirche (Hauptstraße) und brechen rund 20 Minuten später zu mehreren dezentralen Veranstaltungsorten auf. Ab 14:30 Uhr ist an der Christuskirche erneut ein interreligiöses Friedensgebet geplant, ab 15 Uhr folgt dann die Kundgebung vom Bündnis mit den Mottos „Packt den Pott nicht an“ und „Rote Karte gegen Schwurbler".

Am Cranger Kirmesplatz versammelten sich Anfang März die Teilnehmer des Demozugs.

„Dazu rufen wir die demokratischen Parteien, Gewerkschaften, Vereine und Institutionen in Herne auf, mit uns Gesicht gegen diese Vereinnahmung zu zeigen. Es besteht die Gefahr, dass Herne zu einem Wallfahrtsort für diese Szene mutiert“, sagt Markus Vordenbäumen. Zusätzlich werden entlang der mutmaßlichen Wegstrecke Flyer und Plakate verteilt, um Menschen, die vielleicht nicht auf dem neusten Nachrichtenstand sind, zu informieren.

Allerdings ist dem Bündnis klar, dass es mehr Personen bei der Gegendemo braucht, als Anfang März - dort war auf der Bündnisseite von rund 200 bis 300 Personen die Rede. „Niemand, auch nicht die Teilnehmer der Schwurbler selbst, haben mit dieser großen Anzahl an Demonstrierenden gerechnet. Das hat uns natürlich auch überrascht. Allerdings wird unser Gegenprotest dort auch wahrgenommen“, sagt Vordenbäumen.

Spaziergänger sind wieder Geschichte

Jacob Liedtke ergänzt: „Jedoch ist klar: Wir können nur in Herne gegensteuern. Die Herner Spaziergänger, rund zehn bis 15, sind schon wieder Geschichte. Aus Herne gibt es auch nur eine Gruppe von rund 50 Personen, die aktiv der 'Schwurbler'-Szene zuzuordnen sind. Kommt aber das ganze Ruhrgebiet nach Herne, schaffen wir das nicht mehr alleine.“

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Bleibt die Frage: Warum gerade Herne? „Wir vermuten, Herne wurde als Mittelpunkt des Ruhrgebiets als Treffpunkt ausgewählt. Außerdem bietet der Cranger Kirmesplatz genügend Fläche“, mutmaßt Markus Vordenbäumen. Er vermutet auch, dass der Protest und die zugehörigen Demonstrationen noch einige Zeit anhalten werden. Für das Bündnis steht aber fest: „Da, wo demokratischer Konsens angegriffen wird, muss man sich dagegenstellen.“

| Quelle: Marcel Gruteser
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