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Terminbuchung der Corona-Schutzimpfung für über 80-Jährige? Nur etwas für nervenstarke Zeitgenossen - oder für Menschen, die kein Hobby haben.

Mein Date mit der Impftermin-Vergabe

In der zweiten Januar-Woche bekam meine Mutter einen freundlichen Brief von unserem Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Herr Laumann tat darin seine Freude kund, dass es nun einen sicheren Impfstoff gegen das Corona-Virus gäbe, und er empfahl meiner Mutter und wahrscheinlich auch allen anderen über 80-Jährigen, am Montag, 25. Januar 2021, einen Termin im örtlichen Impfzentrum für die Corona-Schutzimpfung zu vereinbaren.

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Dem Brief von Herrn Laumann war auch ein Schreiben unseres Oberbürgermeisters Dr. Frank Dudda beigelegt. Auch Dr. Dudda freute sich, dass die Impfung gestartet sei. Ebenso freute er sich über die gute Zusammenarbeit von Bund, Land und Kommune und auch er legte meiner Mutter ans Herz, am Montag einen Impftermin zu vereinbaren.

Nun ist meine Mutter 87 Jahre alt und natürlich gewillt, sich auf jeden Fall impfen zu lassen. Ein wichtiger Gund ist für sie auch, endlich wieder ihren Enkeln und Urenkeln ein wenig näher kommen zu dürfen. Also versprach ich ihr, gleich am Montagmorgen einen Termin zu vereinbaren. Mit der vagen Vermutung, dass es nicht gleich beim ersten Versuch klappen würde, ging ich ans Werk.

In der Hoffnung, dass die Telefone oder die Website vielleicht schon vor 8 Uhr freigeschaltet sein würden, starte ich den ersten Versuch bereits um 7:10 Uhr. Der zielt natürlich ins Leere. Also heißt es warten bis 8 Uhr. Ab da versuche ich es per Telefon und auch über die angegebene Homepage fast minütlich. Auf der Homepage gibt es kein Weiterkommen und am Telefon höre ich noch nicht einmal ein Freizeichen, sodass ich mich schon frage, ob die Nummer falsch ist. Gegen kurz nach 10 Uhr ein erstes Aufmucken auf der Gegenseite: Eine männliche (Automaten-)Stimme meldet sich und sagt mir, dass im Augenblick alle Leitungen überlastet seien, danach höre ich ein dreimaliges Besetztzeichen und fliege wieder aus der Leitung.

Ich bin nicht allein

Freunden von mir ergeht es nicht anders, wie wir uns gegenseitig in Nachrichten versichern. Anfangs heißt es noch, „das wird ja lustig“, bevor es in schiere Verzweiflung umschlägt und von Würgegefühlen die Rede ist. Im späteren Verlauf des Vormittags ist so manch ein Telefon oder PC kurz davor, das Fliegen (aus dem Fenster) zu lernen. Es tut aber gut zu merken: Ich bin nicht allein. Klar war es uns allen ja, dass es ein größeres Gedränge und Geschiebe geben würde. Aber so gar kein Erfolg?

Die Homepage! Ich komme durch!

Gut, denke ich mir, probiere ich es mal wieder auf der Homepage. Und siehe da, ich kann mein Glück kaum fassen. Ich komme durch und sehe die hübsche blau/rosa Internetseite und klicke auf „Infos zur Impfung + Terminbuchung'. Super, ich bin immer noch drin und werde weitergeleitet. Auf gehts: Ich klicke auf 'Terminvergabe in ihrem Bundesland“, supi, ich kann tatsächlich auf mein Bundesland, es ist NRW, klicken und als ich das Impfzentrum Herne auswählen darf bin ich immer noch drin. Nun werde ich gefragt, ob mein Impfanspruch geprüft wurde. Klar, hier kann ich mit Fug und Recht JA anklicken. Sonst hätte Muttern doch kein Schreiben von den beiden netten Herren bekommen?!

Während ich noch über die Richtigkeit der Antwort nachdenke, der geneigte Leser ahnt es vielleicht schon, fliege ich wieder in hohem Bogen aus der Verbindung und mir wird höflich mitgeteilt, dass es aufgrund der erhöhten Nachfrage aktuell nicht möglich sei, einen Impftermin zu buchen. Mir wird aber versichert, dass die verantwortlichen Menschen intensiv daran arbeiten, den Online-Buchungsservice schnell wiederherzustellen.

Kurz nach 11 Uhr teilt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) mit, dass „alle Termine ausgebucht sind“ und sie daran arbeiten, bald wieder neue Termine vergeben zu können.

Juchuhhh!

Während ich vor Frust fast in die Tastatur beiße, meldet ein Freund, der ebenfalls im Homeoffice ist und es mit drei (!) Rechnern gleichzeitig probiert hat, Erfolg auf fast der ganzen Linie an. Er hat für seine Eltern jeweils einen Termin zur Erst-Impfung bekommen und seine Gattin, ebenfalls im Homeoffice, meldet aus dem Nebenraum auch Erfolg für Tante Rosi an. Und das Allerschönste ist, er hat dabei auch einen Termin für meine Mutter ergattert - ungefragt und von mir liebend gern genommen.

Eine kleine Ungewissheit

Allerdings gibt es auch eine klitzekleine Unklarheit: Es sind Bestätigungen für die Ersttermine eingegangen, aber die dürfen nur wahrgenommen werden, wenn man einen Termin-Nachweis für den zweiten Impftermin hat. Den aber, den spucken auch seine drei Rechner nicht aus. Also ruft er die Patienten-Hotline an. Leider liegen der freundlichen jungen Dame am anderen Ende darüber keine Infos vor, doch sie hat einen guten Tipp: „Rufen Sie doch dazu bitte die Hotline für die Impftermine an.“ Grrr.

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Schluss! Aus! Aus!

So Schluss für heute, mein Auto muss in die Werkstatt. Und da müssen wir uns nicht anstellen, denn wir haben einen festen Termin ausgemacht - mündlich, ohne Warteschleife.

| Autor: Carola Quickels