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Süd-Friedhof an der Wiescherstraße.

DGB: Mahn- und Gedenkstunde

ABGESAGT 'Geh‘ denken'

Die Herner Gewerkschaften erinnern am Samstag, 21. März 2020, um 10:30 Uhr an den Generalstreik gegen den Kapp-Putsch, der im Frühjahr 1920 zur Märzrevolution anschwoll und im Ruhrgebiet an die 1.000 Opfer forderte. Treffpunkt am Samstag ist der Haupteingang Südfriedhof, an der Wiescherstraße. Es sprechen Norbert Kozicki (DGB-Vorstand Herne) und Bernd Dreisbusch (Geschäftsführer ver.di Bezirk Mittleres Ruhrgebiet). Für die Musik sorgt die Band Schwarz/Rot Atemgold 09 aus Dortmund. Unter den Opfern befanden sich zahlreiche Arbeiter und Gewerkschafter aus Herne und Wanne-Eickel. Vier von ihnen - Gustav Sotter (19 Jahre), Gustav Breuning (19 Jahre,) Rochus Steinert (35 Jahre) und Franz Winkel (Alter unbekannt) - sind auf dem Wiescherfriedhof in Herne beigesetzt.

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Zum historischen Hintergrund

Am 13. März 1920 putschten unter Führung des preußischen Oberregierungsrats Kapp und des Generals von Lüttwitz die Reichswehr und marodierende Freikorpseinheiten in Berlin gegen die Ergebnisse der Novemberrevolution (1918/19) und die junge Weimarer Republik. Die Reichsregierung unter Friedrich Ebert (SPD) flüchtete zunächst nach Dresden und dann nach Stuttgart. Gewerkschaften, SPD, USPD und KPD riefen zur Verteidigung der Republik und der ersten parlamentarischen Demokratie in der deutschen Geschichte zum General-streik auf. Bei der größten Volkserhebung seit dem Bauernkrieg befanden sich ab 15. März 1920 über 12 Millionen Arbeiter, Angestellte und Beamte im Streik.

Auch in Herne und Wanne-Eickel drehte sich kein Förderrad der Zechen mehr, alle Betriebe und Verwaltungen standen hier, wie im übrigen Ruhrgebiet still. In beiden Städten bildeten sich provisorische Arbeiterräte und Aktionsausschüsse die die Kommunalverwaltung übernahmen und die in weitgehend monarchistische Polizei ihrem Kommando unterstellten.

Die Republik war gerettet, aber der Terror ging weiter Bewaffnete Arbeiterwehren wurden aufgestellt. In vielen Teilen Deutschlands, besonders aber hier im Industrierevier, wo sich eine 100tausend Mann starke „Rote Ruhrarmee“ gebildet hatte lieferten sich die Arbeiter mit der äußerst brutal vorgehenden Soldateska zum Teil erbitterte, bewaffnete Kämpfe. Zunächst war der Generalstreik erfolgreich, die Reichswehr- und Freikorpseinheiten wurden zurückgeschlagen oder zur Kapitulation gezwungen. Der Putsch wurde vereitelt und die Republik gerettet. Es ging der Streikbewegung aber nicht nur um die Abwehr des Putsches sondern auch um die in der Novemberrevolution verfehlte, konsequente Sozialisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Gegen diese Bestrebungen wurden nunmehr von der gerade geretteten Regierung, Reichswehr und Freikorpseinheiten (darunter Teile der Putschtruppen) in Marsch gesetzt.

Das Militär nahm in den folgenden Tagen und Wochen auch in Herne und Wanne-Eickel blutige Rache an den kämpfenden Arbeitern. Am 3. April 1920 besetzte die Reichswehr unter Führung des General von Watter zunächst Wanne, Röhlinghausen, Eickel und schließlich die Stadt Herne. Der wütende, opferreiche Terror verrohter Militaristen überzog die Arbeiterviertel der Stadt und des gesamten Reviers. Jene großen Hoffnungen die in der Novemberrevolution 1918/19 die Massen beflügelten und in der Märzrevolution 1920 noch einmal aufschienen wurden in Blut und Terror erstickt. Die Täter wurden nie zur Rechenschaft gezogen.

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Update, 15.3.2020, 20 Uhr: Wie die Veranstalter mitteilen, ist die Gedenkveranstaltung „schweren Herzens“ abgesagt worden.

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  • Samstag, 21. März 2020, um 10:30 Uhr
| Quelle: DGB Herne