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Kolumne von Dr. Gerd Dunkhase von Hinckeldey

Von Public Health und Health Communication

Dr. Gerd Dunkhase von Hinckeldey.

Die Freundin meines Neffen hat ihren Doktor in Public Health gemacht. Nein, sie hat nicht in Harvard oder Yale studiert, auch nicht in Oxford - sondern in Bielefeld. Ich möchte jetzt nicht die üblichen Verdächtigungen über Bielefeld bereichern - jedermann weiß, es liegt in Deutschland. Deshalb war ich zuversichtlich, nicht meine Englisch-Kenntnisse bemühen zu müssen, um verstehen zu können, was in diesem Bereich erforscht wird. Ich habe erfahren: Es handelt sich bei Public Health um Gesundheits-Wissenschaften, und die befassen sich mit der Organisation des Gesundheitswesens; somit eine hochinteressante und außerordentlich wichtige Disziplin.

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In den Anfängen dieser Wissenschaft erforschte man die Möglichkeiten der Eindämmung verbreiteter Infektions-Krankheiten, im Weiteren befasste man sich mit der Frage, wie sich Krankheiten in Bevölkerungen verbreiten und wie sie bekämpft werden können. Inzwischen geht es auch um Gesundheitsökonomie, Epidemiologie, Sozialmedizin, Prävention, Gesundheits-Förderung, Versorgungs-Forschung und Gesundheits-Systemforschung. Ein Untergebiet ist Health Communication. Die beschäftigt sich mit der Aufbereitung und Vermittlung gesundheitsrelevanter Informationen, um sie medienwirksam der Bevölkerung zu nahe zu bringen. Es geht vereinfacht also darum, den Menschen klar zu machen, dass Lungenkrebs vom Rauchen kommt. Man könnte es auch Gesundheitsreklame nennen. Unter einem solchen Begriff könnten sich dann wohl die meisten etwas vorstellen, aber es würde vielleicht nicht zum Studium reizen. Health Communication hört sich da schon ganz anders an.

Wenn ich mir diese Begrifflichkeiten so anschaue, wundert es mich eigentlich nicht, dass so wenig davon in der Praxis ankommt. Bei der Abgehobenheit dieser Anglizismen frage ich mich zudem, ob die tatsächlichen Probleme der medizinischen Basis diesen Forschungsinstituten überhaupt bewusst sind. Oder haben sie ihre Ergebnisse nicht so kommuniziert, dass ein Durchschnittsarzt davon Kenntnis bekommen hätte?

Seit der Erfindung der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ist so gut wie nichts entstanden, das traditionelle Praxisstrukturen versorgungswirksam für die Bevölkerung verändert hätte. Ich halte das Konzept des MVZ zwar durchaus für zukunftsfähig. Jedoch gibt es außer einer vergleichsweise vagen Gesetzesformulierung mit allerlei Hindernissen und Einschränkungen kaum konkrete Zielvorgaben, wie diese Unternehmen ausgestaltet werden sollten. Über allem schwebt die Angst der Krankenkassen vor Kostensteigerungen und die Panik der Politik, ihre Wähler zu vergrätzen.

Stattdessen gab es immer wieder wahnwitzige Pläne zur Kostenreduktion. Ich erinnere mich noch an Überlegungen besonders aus dem Bereich des linken und grünen Lagers, den niedergelassenen Facharzt abzuschaffen und die Aufgaben an die Krankenhäuser zu übertragen. Nur schwer war es möglich, der politischen Szene klarzumachen, dass die gleiche fachärztliche Leistung im Krankenhaus fünf- bis zehnfach teurer ist.

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Was hat sich in den letzten Monaten an wesentlichen gesundheitspolitischen Ereignissen abgespielt? Man hat die Kassenärztlichen Vereinigungen verpflichtet, die Termine bei Fachärzten besser zu organisieren. An den Ursachen für diese Defizite wollte man sich nicht abarbeiten (siehe halloherne 11. August 2014 „Arzttermine - ein ewiges Theater“). Außerdem will man mehr Ärzte aufs Land locken, indem man ihnen etwas mehr bezahlt und sie weniger mit Regressen schikaniert. Ganz allmählich tauchen Konzepte auf, eine Verzahnung von niedergelassenen Fachärzten mit Kliniken zu ermöglichen. Wesentlich mehr fällt mir nicht ein. Sind etwa die Erkenntnisse von Public Health so spärlich? Oder sind sie vorhanden, werden aber von der Politik ignoriert? Oder hat etwa die Health Communication des Secretary of Health (Gesundheitsminister) versagt?

| Autor: Dr. Gerd Dunkhase von Hinckeldey