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Jürgen von Manger (2.v.l.) und Pfarrer Götz Kratzenstein verband eine lebenslange Freundschaft seit Schülertagen.

Erinnern an eine wunderbare Type

Vor 100 Jahren wurde Jürgen von Manger geboren

Das unvergessene Herner Kabarett-Urgestein Jürgen von Manger wurde am 6. März 1923 in Koblenz geboren und war somit ein ganz besonderer Tag; an ihm erblickte ein Mensch das Licht der Welt, der mit seiner sympathischen Kunstfigur Adolf Tegtmeier die Sicht auf das Ruhrgebiet, seinen Humor und seine Sprache maßgeblich geprägt hat.

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Der 100. Geburtstag des Schauspieler und Kabarettisten „Jü“ ist ein guter Anlass an diesen wunderbaren „Typen“ zu erinnern. Dies kann der Interessierte mittels zweier Bücher tun, die bei Henselowsky-Boschmann erschienen sind.

Der Klassiker „Bleibense Mensch“ in neuem Gewand - aber natürlich mit dem Schwiegermuttermörder! - sowie „Der Abschied und andere Stückskes aus dem Nachlass“, herausgegeben von Dr. Joachim Wittkowski;. Hier wurden bislang unveröffentlichte Manger-Texte aus den Beständen des Deutschen Kabarettarchivs publiziert.

Das Buch „Bleibense Mensch!" war ein Bestseller. Das Lied „Bottroper Bier“ - Tegtmeiers Variante von Udo Jürgens' „Griechischer Wein“ - besitzt bis heute Kult-Status. „Tegtmeiers Reisen“ waren für das ZDF ein Quotenhit. So erlangte sein Tegtmeier früh bundesweiten Ruhm.

Beide vorliegende Bücher sind 2013 erschienen und zeitlos schön. Noch heuer sind sie über die Großhändler, also auch über jede Buchhandlung lieferbar.

Adolf Tegtmeier trifft Jürgen Jürgenvon Manger: Illustration Michael Hüter.

Ein Blick hinein lohnt, macht heiter und nachdenklich, regt zum Schmunzeln und manchmal auch zum Lauthalsauflachen an. Der Sprachwitz und die präzise Beobachtungsgabe von Mangers und die Weitsicht seiner Kunst-Figur haben ihren ganz eigenen Charme, machen mit Wesen und auch Macken des Homo Ruhriensis nicht ohne (Eigen-) Ironie bekannt und eben dem speziellen Humor des Reviermenschen, genauer gesagt eben des kleinen Mannes zwischen Ruhr und Emscher: Urkomisch und trotzdem nachdenklich, niemals hämisch, doch entlarvend.

In Hagen aufgewachsen, besuchte „Jü“ dort auch das Albrecht-Dürer-Gymnasium, wo eine ungewöhnliche Männerfreundschaft zwischen ihm und dem späteren Herner Krankenhausseelsorger Pastor Götz Kratzenstein begann, in der es immer beim respektvollen „Sie“ blieb. Die beiden begegneten sich später in unserer Stadt wieder. Nach langer Krankheit, die ihn auch zum Rückzug aus den geliebten und gelebten Künsten zwang, starb von Manger 71-jährig am 15. März 1994. Die Trauerrede am Grab in Hagen-Delstern hielt auf Wunsch des Verstorbenen sein Freund Kratzenstein.

Am Stadttheater Hagen begann auch seine Schauspieler-Laufbahn, die ihn später an die beiden großen Häuser des Reviers führten, das Schauspielhaus Bochum und das Musiktheater Gelsenkirchen. Während ein Jura-Studium unvollendet blieb, unterfütterten eine Mimen- und Gesangsausbildung seine Begabung als nicht nur literarischer Kabarettist, sondern eben auch Komiker.

„Jürgen von Manger hat einen festen Platz in der deutschen Kabarettgeschichte. Sein Adolf Tegtmeier ist unser Nachbar im Alltag. Genau wie wir kämpft er mit den Herausforderungen der Modernisierung und den Tücken des Lebens. So kommt es, dass im Lachen über Tegtmeier immer auch ein Stückchen Selbsterkenntnis steckt, ehrlich“, so Joachim Wittkowski, Wanne-Eickeler Lehrer und Germanist, der das Talent des Urvaters aller Comedians im Ruhrgebiet auf einen wohlgefälligen Punkt bringt.

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Hier an der Emscher ist von Manger mehr als heimisch geworden, lebte seine komödiantischen Begabungen voll aus, fand privates Glück in seinem Heim in City-Nähe mit Ehefrau Ruth Stanszus, einer Fotografin und späteren Inhaberin eines feinen Modegeschäftes mit Bleyle-Ware in Bochum.

| Autor: Sabine Herrmann
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