
Cate Blanchett als Angela Merkel
Tanz der Titanen
Eine abgefahrene Story tischen uns mit Guy Maddin, Galen Johnson (beide Regie) und Evan Johnson (Buch und Regie) gleich drei Köche einer kanadisch-deutschen-us-amerikanischen Koproduktion auf, die das ZDF mitfinanziert hat: Bundeskanzlerin Angela Merkel, die hier Hilda Ortmann heißt und von Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett verkörpert wird, ist die Gastgeberin eines „G 7“ genannten Gipfeltreffens der sieben weltweit führenden (Wirtschafts-) Nationen.
Im beschaulichen deutschen Ort Dankerode sind sieben Regierungschefs im Park eines Schlosses zusammengekommen. Nicht wirklich um dringende, hier ungenannt bleibende globale Umweltprobleme zu lösen oder wenigstens Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Sondern um, bei exquisitem Wein versteht sich, eine Schlusserklärung abzufassen, die für die Medien und damit das Wahlvolk daheim blumig genug ist, selbst unverbindlichste Floskeln noch als Verhandlungserfolg verkaufen zu können.
Elitäre Runde
Zur elitären Runde gehören der kanadische Premierminister Maxime Laplace (Roy Dupuis), die britische Premierministerin Cardosa Dewindt (Nikki-Amuka Bird) und der französische Staatspräsident Sylvain Broulez (Denis Ménochet). Ein ganz alter Gipfel-Hase ist der US-Präsident Edison Wolcott, der ständig einnickt (perfekte Biden-Parodie: Charles Dance), während der italienische Ministerpräsident Antonio Lamorte (Rolando Valerio) zum ersten Mal dabei ist. Für ihn ist noch alles spannend und weil er offenbar der deutschen Küche misstraut, scheint sein Salami-Vorrat unerschöpflich zu sein. Stammgast ist der japanische Vertreter Tatsuro Iwasaki (Takehiro Hira) und mit Célestine Sproul (Alicia Vikander) als Präsidentin der Europäischen Kommission ist auch eine Vertraute der Gastgeberin dabei.
Private und politische Allianzen

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto geht’s zunächst ins noble Schloss zu Tisch, bevor sich kleine Gruppen im weitläufigen Park, der an ein Waldstück grenzt, ergehen oder das Weinangebot in einem luftigen Pavillon genießen. Es geht um familiäre Probleme, bisweilen auch um persönliche (der Kanadier und die Britin hatten offenbar ‘was miteinander) oder politische Allianzen, die „aktuelle Krise“, von der ab und an kurz die Rede ist, bleibt unspezifisch.
„Wir schreiben doch immer nur denselben Unsinn“ weiß Edison Wolcott: Plattitüden, nichtssagende Worthülsen werden gesucht für die Abschlusserklärung, in der jeder konkrete Inhalt vermieden werden muss. Es wird allmählich dunkel, der Weinvorrat im Pavillon ist aufgebraucht, aber kein Nachschub in Sicht. Kein Bediensteter ist mehr zu sehen, auch niemand von der Security und plötzlich funktionieren auch die Smartphones nicht mehr. Müssen die Spitzenpolitiker einen Terroranschlag fürchten?
Moorleichen und tanzende „Wilde“
Viele haben sich in den dunklen Wald geflüchtet. Als der Japaner buchstäblich in ein Loch fällt, handelt es sich zwar nur um eine archäologische Grabungsstelle. Aber der richtige Horror beginnt erst – mit zweitausend Jahre alten Moorleichen aus der Eisenzeit, welche zu Zombies mutieren, mit einem überdimensionalen Gehirn auf dem Waldboden und um ein offenes Feuer tanzende „Wilde“.
Und dann gibt’s noch einen gewissen Jonas Glob (Zlatko Burić), der ein Bot entwickelt hat, um Pädophile anzulocken – mit der KI-Figur eines siebenjährigen Mädchens namens Astrid. Verwirrt? Ging nicht nur mir bei der Pressevorführung in Köln so, immerhin dauert „Tanz der Titanen“ 118 Minuten. Nicht zu viel versprochen: „Ein Film wie kein anderer!“ Ein Geniestreich ist diese wilde Mischung aus Politsatire, Horror und Apokalypse nicht wirklich. Aber mit Cate Blanchett, Alicia Vikander und Charles Dance prominent besetzt.
Vorbild Luis Buñuel
In einem Interview verriet das Regie-Trio, dass die größte Inspiration für ihren Film der surrealistische Filmklassiker „Der Würgeengel“ (1962) von Luis Buñuel darstellt, der ebenfalls absurde, traumähnliche Bilder mit der satirischen Darstellung von Politik und Gesellschaft vereint.
Uraufgeführt am 18. Mai 2024 in Cannes außerhalb des Wettbewerbs fand die Deutsche Erstaufführung am 1. Juli 2025 auf dem Filmfest München statt. Ursprünglich war der Kinostart unter dem Originaltitel „Rumours“ bereits am 17. April 2025 geplant, nun ist es am 15. Mai 2025 unter „Tanz der Titanen“ soweit. Bei uns zu sehen im Union Bochum, im Eulenspiegel Essen sowie im Bambi Düsseldorf.
Vergangene Termine (1) anzeigen...
- Donnerstag, 15. Mai 2025