
Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der HWK Dortmund
Frühjahrsoptimismus lässt auf sich warten
Die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK) Dortmund zeichnet für die erste Jahreshälfte 2025 ein weiterhin differenziertes Stimmungsbild. 83 Prozent der 703 Handwerksbetriebe, die sich an der Frühjahrs-Konjunkturumfrage beteiligt haben, schätzen ihre wirtschaftliche Situation als gut oder zumindest zufriedenstellend ein. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert leicht gesunken (86 Prozent).
In Herne schätzen 78 Prozent der Betriebe die Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. Bei den Beschäftigten und den Investitionen sehen jeweils rund zwei Drittel eine gleichgebliebene Situation. Die Auftragslage hat sich bei der Hälfte der Unternehmen verschlechtert, die Verkaufspreise sind dagegen bei 50 Prozent der Betriebe gestiegen. Bei 42 Prozent sind die Umsätze zudem gesunken.
Die Erwartungen für das Winterhalbjahr
Die Erwartungen für das kommende Winterhalbjahr fallen im Kammerbezirk vorsichtiger aus als noch vor einem Jahr: 81 Prozent der Betriebe rechnen mit einer mindestens befriedigenden Geschäftslage. Im Frühjahr 2024 lag dieser Wert noch bei 85 Prozent. Das Geschäftsklima, berechnet als Durchschnitt aus Erwartungen und Geschäftslage, hat sich mit 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr etwas verschlechtert.
In Herne sind die Erwartung ebenfalls gedämpft. Die Hälfte der Betriebe geht davon aus, dass die Geschäftslage, Verkaufspreise und Investitionen nicht verändern. 71 Prozent gehen davon aus, dass auch die Anzahl der Beschäftigten gleich bleiben.
Angespannte Geschäftslage
Die zunehmend angespannte Geschäftslage im Kammerbezirk spiegelt sich auch in den Konjunkturindikatoren wider. Unter den befragten Handwerksbetrieben geben mehr Betriebe an, Aufträge verloren als dazugewonnen zu haben. Ähnlich verhält es sich beim Gesamtumsatz: Nur rund ein Fünftel der befragten Betriebe kann Umsatzsteigerungen verzeichnen, während 35 Prozent einen Rückgang verbuchen mussten.

Für das kommende Halbjahr zeigen sich die Betriebe jedoch optimistischer: Mehr Unternehmen erwarten einen Anstieg bei Aufträgen und Umsatz. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Betriebe im vergangenen Halbjahr weniger investiert haben (27 Prozent Rückgang). Ein Drittel der Betriebe plant Investitionen in den kommenden sechs Monaten sogar weiter zurückzufahren.
Aktuell liegt die Auftragsreichweite bei acht Wochen, knapp unter dem Wert vom Frühjahr 2024 mit 8,1 Wochen. Der durchschnittliche Auslastungsgrad der Betriebe beträgt 80 Prozent und liegt damit unter dem Niveau des Frühjahrs 2024 (85 Prozent). Das Preisniveau ist im vergangenen halben Jahr bei fast der Hälfte der Betriebe (47 Prozent) gestiegen, während lediglich elf Prozent ihre Preise gesenkt haben. Besonders im Nahrungsmittelhandwerk erhöhten 75 Prozent der Betriebe ihre Preise. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate rechnen 34 Prozent aller Betriebe mit weiteren Preiserhöhungen.
Abbau von Bürokratie gefordert
„Die wirtschaftliche Entwicklung im Kammerbezirk zeigt derzeit leider kaum positive Impulse. Vieles bewegt sich seitwärts – echte Wachstumsdynamik bleibt aus“, sagt Kammerpräsident Berthold Schröder. „Ein zentrales Hemmnis ist nach wie vor die überbordende Bürokratie. Immer neue Regelungen, Nachweispflichten und Antragsverfahren binden Ressourcen, die in den Betrieben dringend für das Tagesgeschäft gebraucht werden. Die versprochenen Entlastungen kommen in der Praxis kaum spürbar an – das ist frustrierend für viele Unternehmer im Handwerk.“ Hier hofft er insbesondere durch die neue schwarz-rote Bundesregierung auf Bürokratieabbau.
Weiter führt Schröder aus: „Zunehmend angespannt ist die Lage im Bau- und Ausbaugewerbe. Die Entwicklung verläuft leider so, wie wir es prognostiziert hatten. Viele eigentlich dringend notwendige Projekte liegen auf Eis. Öffentliche wie private Auftraggeber zögern, Investitionen werden verschoben oder ganz gestrichen. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts belegen es: Die Zahl der Baugenehmigungen ist im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen. Das trifft gerade kleinere und mittlere Betriebe besonders hart.“

Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage fällt im Kfz-Handwerk deutlich besser aus als im übrigen Handwerk und wird lediglich von den Gesundheitshandwerken übertroffen. Die steigende Anzahl an Pkws und eine hohe Nachfrage bei Privatkunden sichert Werkstätten eine gute Auslastung.
Die Sonderumfrage
Zudem hat die Handwerkskammer die Ergebnisse der Sonderumfrage zur Transformation der Arbeit vorgestellt. Transformative Prozesse wie fortschreitende Digitalisierung, der ökologische Wandel durch Dekarbonisierung und der demografische Umbruch stellen das Handwerk vor Herausforderungen. Sie verändern nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch die Anforderungen an die Qualifikationen der Beschäftigten. Das habe die Sonderumfrage bei rund 700 Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Dortmund ergeben, die zusammen mit der Agentur für Arbeit Hagen parallel im Frühjahr 2025 durchgeführt wurde.
„Bei mehr als jedem vierten Handwerksbetrieb besteht ein konkreter Qualifizierungsbedarf vor allem im technischen und fachlichen Bereich, um die Belegschaft für die neuen Anforderungen der Arbeitswelt zu rüsten“, sagt Tobias Schmidt, Geschäftsführer Bildungszentren der Handwerkskammer Dortmund. „Trotz der Einsicht in die Notwendigkeit von Maßnahmen wird die Umsetzung jedoch häufig durch einen erheblichen Zeitmangel in den Betrieben ausgebremst. Die Arbeitswelt ist im Wandel: Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografische Veränderungen sind nur einige der Faktoren, die die Branche nachhaltig prägen. Diese Entwicklungen machen es erforderlich, dass Handwerksbetriebe ihre Mitarbeitenden gezielt weiterbilden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Welche sind die größten Herausforderungen?
Wie hoch ist der Fortbildungsbedarf im Handwerk tatsächlich? Und in welchen Bereichen sehen die Betriebe die größten Herausforderungen? Die Ergebnisse der Sonderumfrage zeigen, dass 49 Prozent der befragten Betriebe die Veränderungen in ihrem Betrieb wahrnehmen. Dies bedeutet jedoch auch, dass 51 Prozent der Betriebe keine direkten Auswirkungen der Transformation erkennen – ein Hinweis darauf, dass die Wahrnehmung und Betroffenheit von Branche zu Branche unterschiedlich ausfallen. Bei 28 Prozent der Betriebe besteht ein konkreter Fortbildungsbedarf für die Mitarbeitenden.
Gleichzeitig sind 30 Prozent der Betriebe bereit, ihre Mitarbeitenden für mindestens 120 Stunden im Jahr – also etwa drei Wochen – freizustellen, um an Trainings teilzunehmen. Besonders auffällig ist, dass gut die Hälfte dieses Bedarfs produktspezifisch ist, was die enge Verzahnung von Fachwissen und technologischem Wandel im Handwerk verdeutlicht.
62 Prozent der befragten Unternehmer im Handwerk sehen vor allen einen großen Bedarf an technischen Qualifizierungen. Darüber hinaus halten 35 Prozent der Betriebe eine Kompetenzerweiterung im Bereich Zeitmanagement und Arbeitstechniken für sinnvoll – ein Indiz dafür, dass die Effizienzsteigerung in der Arbeitsorganisation ebenfalls eine zentrale Rolle spielt. Weitere wichtige Felder sind betriebswirtschaftliche Kenntnisse, IT-Kompetenzen sowie Führungskompetenzen. Themen wie Steuern und Recht, Gesundheitsmanagement, Projektmanagement und Fremdsprachenkenntnisse werden ebenfalls als relevant eingestuft. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Transformation der Arbeitswelt auch organisatorische Kompetenzen und Weitblick erfordert.