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Superintendent Reiner Rimkus.

Tagung der Kreissynode

Die Kreissynode des Kirchenkreises Herne tagte am Samstag (30.6.2018) im Gemeindehaus der Kirchengemeinde Crange-Wanne an der Unser-Fritz-Straße 30. Im Mittelpunkt standen zunächst die mittelfristige Finanzplanung, die Ergebnisse der Arbeitskreise Zukunft und die Zukunftsplanung von Kindergartengemeinschaft, Verwaltung, Eine Welt Zentrum, Jugendreferat, Schuldnerberatung, Arbeitslosenberatung und Kirchenmusik. Im Hintergrund dieses Themenkomplexes stehen die aktuellen und zu erwartenden Kirchensteuer-Einnahmen. „Die Landeskirche geht nicht davon aus, dass die Kirchensteuer-Entwicklung wie in den vergangenen Jahren über den Erwartungen liegt“, sagte Verwaltungsleiter Burkhard Feige. „Es ist absehbar, dass beispielsweise Mitgliederrückgang, Verrentung der geburten- und finanzstarken Jahrgänge zu sinkenden Kirchensteuereinnahmen führen werden und Lohnkostensteigerungen auf der anderen Seite zu Mehrausgaben.“

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Der Kreissynodalvorstand hat eine perspektivische Finanzplanung 2025 erarbeitet. Für Einsparungen wird unter anderem eine dem Gemeindeglieder-Quotienten (3.000 pro Gemeindepfarrstelle) entsprechende Reduzierung der Gemeindepfarrstellen sorgen. Ab 2025 wird es in den Synodalregionen Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel nur noch jeweils sechs Pfarrstellen geben – zurzeit sind es noch in Herne und Wanne-Eickel acht, in Castrop-Rauxel sieben. Dazu wird es auch eine flexible Reduzierung im Bereich der hauptamtlich Beschäftigten und des Gebäudestandes geben. Die Reduzierung des Personals ergibt sich aus Verrentung und daraus resultierenden strukturellen Veränderungen, sodass betriebsbedingte Kündigungen nicht zu erwarten sind. Die Arbeitskreise Zukunft sind vom Kreissynodalvorstand 2015 beauftragt worden, auf dem Hintergrund mittelfristig zurückgehender finanzieller Ressourcen eine nachhaltige Gemeindestruktur auf 2025 hin zu entwickeln. Die Zwischenergebnisse wurden auf der Tagung der Kreissynode präsentiert.

Herne: In Herne soll es zu Pfingsten 2022 eine Zusammenlegung der Gemeinden Baukau, Bladenhorst-Zion, Emmaus Börnig, Kreuz und Sodingen geben. Die Petrus-Kirchengemeinde geht nach der zehn Jahre zurückliegenden Fusion aus Christus, Dreifaltigkeit und Luther einen eigenen Weg. In der neuen Großgemeinde soll in fünf Zentren, zu den Themen „Gottesdienst und Kirchenmusik“, „Familien und Kinder“, „Jugend“, „Evangelisation und interkulturelle Gemeinde“ sowie „Stadtkirchenarbeit“ gearbeitet werden – jeweils für die gesamte Gemeinde.

Wanne-Eickel: Die Wanne-Eickeler Kirchengemeinden Crange-Wanne, Eickel, Matthäus Wanne, Röhlinghausen und Stephanus Holsterhausen planen einen Zusammenschluss zu einer Gemeinde Wanne-Eickel. Hier sollen die alten Gemeinden in Bezirken aufgehen – unter einem Presbyterium für die Gesamtgemeinde. Hier ist die Vereinigung für April 2019 vorgesehen.

Castrop-Rauxel: In dieser Synodalregion arbeiten die Friedenskirchengemeinde Castrop und die Kirchengemeinden Habinghorst an einer Vereinigung. Die Kreissynode forderte in dem Beschluss die Synodalregion Castrop betreffend die Kirchengemeinden Paulus Castrop und Schwerin auf, „rechtzeitig vor 2025 in eine gemeinschaftliche Planung (einschließlich Personal und Gebäude) der Zeit nach 2025 einzutreten und die Möglichkeit einer Vereinigung in den Blick zu nehmen.“

Auch in den Fachdiensten wird es zu Einsparungen kommen müssen.

Kindergartengemeinschaft: Die Arbeit mit Kindern ist für den Kirchenkreis eine zentrale Aufgabe und gleichzeitig der größte Posten im Haushalt. Der Zuschuss aus Kirchensteuermitteln soll auch nach 2025 die 1 Million Euro nicht übersteigen. Hier erwartet die Synode finanzielle Verbesserungen durch das neue Kinderbildungsgesetz (KiBiz).

Verwaltung: Hier gibt es seitens der Kirchenordnung klare Vorgaben. So ist ein Kreiskirchenamt mit ausreichend Personal und Sachmitteln auszustatten, damit es keine Leistungseinbußen gibt. Durch die Einführung eines neuen Buchführungssystems musste darüber hinaus eine neue Stelle geschaffen werden. Eine Einsparung wird im kommenden Jahr erzielt, weil das Sekretariat des Superintendenten nach dem Eintritt der Stelleninhaberin in den Ruhestand nur noch zur Hälfte wiederbesetzt wird.

Eine Welt Zentrum: Das Eine Welt Zentrum (EWZ) hat im Kirchenkreis Herne eine lange Tradition und eine große Bedeutung. Aber auch hier müssen Einsparungen erzielt werden. Vor seiner Pensionierung 2023 wird Pfarrer Martin Domke zusammen mit dem Kreissynodalvorstand an einem EWZ mit einem kleineren Aufgabenbereich und geringerer Kirchensteuer-Zuweisung arbeiten. Grundsätzlich kann die Mitarbeiterschaft über Verrentung bis 2030 deutlich reduziert werden.

Jugendreferat: Aufgrund eines hohen Refinanzierungsanteils ist hier nur wenig Einsparpotenzial. Ab 2019 wird ein Mitarbeiter mit halber Stelle im Gemeindebereich eingesetzt werden, um frische Akzente im Veränderungs-Prozess zu setzen. Bei dessen Verrentung im Jahr 2026 fällt diese Stelle weg.

Schuldnerberatung: Die Schuldnerberatung soll aus Dringlichkeitsgründen weitergeführt werden, zumal sie einen vergleichsweise geringen Zuschuss aus Kirchensteuermitteln erhält.

Arbeitslosenberatung: Zunächst bis zur Verrentung der Leiterin Dagmar Spangenberg-Mades 2027 soll die Arbeitslosenberatung weitergeführt werden, bis dahin soll ein Konzept entwickelt werden, dass der Arbeitsbereich möglichst aufrecht erhalten werden kann.

Der Finanzplanung des Kreissynodalvorstands liegt die aktuelle Kirchensteuerprognose des Landeskirchenamtes zugrunde. Die Planung ist jedoch so gestaltet, dass sie jährlich an geringere, aber auch an höhere Kirchensteuereinnahmen angepasst werden kann.

Superintendent Reiner Rimkus verabschiedete vier langjährige Synodale - Pfarrer Eckhard Cramer aus der Stephanus-Kirchengemeinde Holsterhausen, der den Kirchenkreis Herne nach 34 Jahren in Richtung Münsterland verlässt, wo er „pastoralen Dienst im Übergang“ versieht, Schulreferentin Micaela Röse und Pfarrer Eckhard Kosslers, die beide in den Ruhestand gehen sowie Pastor Robert Byamungu, der nach sechs Jahren nach Bukavu im Kongo zurückkehrt. Byamungu war als Austauschpfarrer aus dem Herner Partnerkirchenkreis in der Kirchengemeinde Habinghorst eingesetzt.

In seinem mündlichen Bericht dankte Superintendent Rimkus zunächst allen, die sich an den oben beschriebenen Strukturüberlegungen beteiligt haben. „Grundsätzlich steht über Veränderungen die Frage ‚Sind wir Opfer oder Gestalter?‘ – Diese Synode zeigt, dass wir gestalten wollen.“ Ein wichtiges Thema ist für Rimkus die mögliche Überlastung von Pfarrern. Hier soll mit dem sogenannten Terminstundenmodell entgegengewirkt werden. Hier haben Gemeindepfarrer die Möglichkeit, ihre Arbeit so zu strukturieren, dass ihnen und der Gemeinde deutlich ist, wie viele Stunden sie für welche Arbeit einsetzen (müssen). Weitere Themen seines Berichts waren die Digitalisierung mit den daraus resultierenden veränderten Arten der Kommunikation in der Kirche nach innen und außen und das Kirchenasyl, welches in allen Fällen erfolgreich gewesen sei und zu einer Neubewertung von Abschiebe-Bescheiden geführt habe.

„Als beschämend empfinde ich in diesem Zusammenhang das Verhalten vieler unserer Politiker“, sagte er. „Wenn ich bayrische Aussagen zur Flüchtlingsproblematik höre, kann ich nur sagen: ‚Herr Söder, wer so redet, sollte bitte kein Kreuz aufhängen!“ Auch zu den aktuellen EU-Regelungen nahm er Stellung: „Sie entspricht nicht dem, was das Evangelium uns vorgibt.“, sagte er. Für die Ökumene wünscht sich Reiner Rimkus ein Zusammenwirken in „versöhnter Verschiedenheit“ – „eins zu sein im Auftrag unseres einen Herrn Jesus Christus mtten in der Welt, wie sie heute ist.“

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Nach dem Superintendenten-Bericht wurde der Jahresabschluss des Allgemeinen Haushaltes des Kirchenkreises sowie der Sonderhaushalte vom Eine Welt Zentrum und der Stiftung Blue Planet beschlossen. Außerdem berichtete der Umweltbeauftragte des Kirchenkreises, Pascal Krüger. In diesem Zusammenhang sprach sich die Synode gegen die Erweiterung der Kapazitäten für die Abfallbehandlungs-Anlage an der Südstraße in Herne aus.

| Autor: Arnd Röbbelen