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Fehlender Nachwuchs, viel Bürokratie und andere Probleme: So sieht die aktuelle Lage im Handwerk aus (Symbolbild).

Präsident Schröder zieht Bilanz über Azubis, Regierung und Co.

Lage im Handwerk bleibt angespannt

Es war mal wieder soweit: Beim jährlichen Werkstatt-Gespräch der Handwerkskammer (HWK) Dortmund zog Präsident Berthold Schröder am Mittwoch (13.8.2025) zusammen mit Hauptgeschäftsführer Carsten Harder mal wieder ein Fazit über die aktuelle Lage im Handwerk und sprach auch über die ersten 100 Tage der Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) sowie die anstehenden Kommunalwahlen am Sonntag, 14. September 2025.

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Wenig überraschend: Sehr viel Besserung ist nicht zu verzeichnen. Nach aktuellen Zahlen verzeichnet der Kammerbezirk, zu dem auch Herne gehört, zum Ausbildungsstart ein leichtes Minus von zwei Prozent an neuen Azubis. Das ist aber noch keine Schreckensnachricht, da einige Betriebe ihr Lehrjahr erst zum 1. September 2025 starten und weiterhin Nachzügler für zahlreiche offene Stellen quasi jederzeit starten können.

„Die fehlenden Azubis sind ein ständiges Problem“, moniert Schröder. Harder ergänzt: „Es fehlen uns weiterhin viele junge Menschen, die ihren Schulabschluss gemacht haben. Kaum einer weiß, wo die hin sind.“

Strompreissenkung versprochen, aber nicht gehalten

Aber die bestehenden Betriebe blicken weiterhin mit Sorgenfalten in die Zukunft, wenn es um ihre berufliche Existenz geht. „Bei uns im Handwerk war die im Koalitionsvertrag versprochene Senkung der Stromkosten ein großes Thema. Nachdem dies nun nur noch für die Industrie und die Landwirtschaft zählt, haben viele Unternehmen diese Entscheidung negativ aufgefasst“, berichtet Berthold Schröder.

Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, zieht im August 2025 ein Zwischenfazit zur aktuellen Lage im Handwerk.

Der Zimmerermeister und Chef einer Schreinerei aus Hamm sieht auch steigende Lohn sowie Lohnnebenkosten als wachsendes Problem: „Bei mir in der Firma sind wir schon bei 40 Prozent angekommen. Somit ist das Handwerk auch Leidtragender des Ausbleibens einer Sozialversicherungsreform.“

Hoher bürokratischer Aufwand

Hinzu kommt immer noch ein hoher bürokratischer Aufwand, den eigentlich schon die (Ende 2024 gescheiterte) Ampel-Regierung verringern wollte und den auch nun die Schwarz-Rote Regierung senken möchte. Schröder: „Diese Regelungen klingen teilweise wie Absurdistan.“ Aber auch bei Themen wie einem möglichen späteren Renteneintrittsalter sieht er zu viel Skepsis in Berlin: „Die Bundespolitik soll sich mal zusammenraufen. Wenn ein Vorschlag kommt, sollte man wenigstens einmal darüber nachdenken und reden, und nicht alles sofort abschmettern.“

Für die ersten 100 Tage stellt er der Regierung ein gemischtes Zeugnis aus: „Das Kabinett hat einiges versucht und eine andere wirtschaftspolitische Richtung eingeschlagen. Dennoch sieht man noch nicht, wo es wirklich hingeht.“ Der Wille zu mehr Digitalisierung sei durch das neu geschaffene Ministerium zwar zu sehen, brauche aber noch Zeit, um erste Ergebnisse zu zeigen. „Insgesamt kann man sagen, dass der erste Zauber verflogen ist. Aktuell ist keine Dynamik zu erkennen, auch wenn manche Dinge Anlauf brauchen.“

Aufruf zur Kommunalwahl

Für die anstehende Kommunalwahl hofft er, dass möglichst viele Bürger den Gang an die Wahlurne antreten - am Donnerstag (14.8.2025) veröffentlichte er dazu mit seinem IHK-Kollegen Heinz-Herbert Dustmann einen Aufruf (halloherne berichtete). „Wichtig ist, dass der angekündigte Bau-Turbo auch vor Ort umgesetzt werden kann. Im Baugewerbe gibt es rund 15.000 Normen, die irgendetwas vorschreiben. Klar ist, dass man günstiger bauen muss, so könnte man beispielsweise den Schallschutz etwas verringern, um Kosten zu sparen“, findet der HWK-Präsident.

Zudem müssten Kommunen mehr Bauland beschaffen und die Verkehrsinfrastruktur verbessern. „Wir dürfen auch nicht vergessen, dass unter anderem die Bildungseinrichtungen dringend verbessert werden müssen. Hierfür muss es auch mehr Gelder von Bund und Land geben“, formuliert Berthold Schröder.

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Am Standort in Dortmund beginnen übrigens zeitnah Bauarbeiten, um neue Gebäude für den Nachwuchs im Handwerk zu errichten – insgesamt werden hier rund 130 Millionen Euro investiert, der Großteil wird durch Fördergelder finanziert. Erste Vorarbeiten laufen bereits, die ersten Fertigstellungen sind für 2027 vorgesehen, weitere folgen im Anschluss.

Freitag, 15. August 2025 | Autor: Marcel Gruteser