
Ekkehard 'Ekki' Eumann (66) geht aber nicht komplett in Rente
'Oppa Lorenz' verlässt den Mondpalast
66 Jahre alt, hunderte Vorstellungen auf dem Buckel, aber jetzt ist Schluss: Am Sonntag, 31. August 2025, tauscht der Mondpalast-Schauspieler Ekkehard („Ekki“) Eumann seine feste Anstellung gegen das Rentner-Dasein – stilecht in der Seniorenkomödie „Auf der wilden Rita“. Im Gespräch blickt der zukünftige Ruheständler zurück und nach vorn.
Ekki, du hast einen bemerkenswerten Karrierewechsel hingelegt. Vom Germanistik-Studenten zum gut verdienenden Musiker zum Theaterschauspieler.
Ja, das war ein echter Bruch. Als Musiker habe ich nämlich richtig, richtig gutes Geld verdient. Wenn ich schlau gewesen wäre unter wirtschaftlichen Aspekten, hätte ich so weitermachen sollen. Aber ich merkte, mir reicht das nicht mehr. Jetzt bin ich nicht so reich, aber glücklicher.
Du bist seit 1992 Dozent. Bist du doch Lehrer geworden?
Genau, und ich mache das sehr gerne. Beim „Actors Training“ vermittle ich schauspielerische Grundlagen. Das finde ich erstaunlich: Bei jedem Workshop lerne ich selber was von meinen Schülern, weil man viel zuschauen und Rückmeldung geben muss. Das ist gut für meine Arbeit auf der Bühne.

2008 warst du 48 und solltest in „Ronaldo & Julia“, deinem Debüt am Mondpalast, einen 80-Jährigen spielen. Wie geht das?
Beim Fußball-Opa Lorenz denke ich an meinen Großvater. Der war Vorbild, nicht nur von der Geisteshaltung her, sondern auch körperlich. Jetzt bin ich 66, jetzt muss ich nur noch 14 Jahre warten, dann muss ich das nicht mehr üben. Ich baue mir für jede Figur eine Geschichte und überlege, wo sie herkommt und was sie antreibt.
Du hast schon über 1.000 Mal den Hausmeister Buschmann in der „Flurwoche“ gespielt. Wird das nicht langweilig?
Nein, weil wir hier keinen Film drehen, sondern auf einer Theaterbühne alles live und unmittelbar passiert. Es gibt immer kleine Missgeschicke. Manchmal rollt ein Gegenstand ins Publikum, jemand vergisst seinen Auftritt. Wenn man damit umgeht, kann Komödie das vertragen. Unser Publikum liebt es am meisten, wenn wir direkt angesprochen werden.
Du hattest spektakuläre Pannen, hast dir mitten im Spiel eine Rippe gebrochen. Wie war das?
Die Kollegen trugen mich in „Ronaldo & Julia“ früher auf Schultern herein und stellten mich auf einen Tisch. Bei dieser legendären Vorstellung kippte der Tisch. Ich versuchte mich abzufangen und zimmerte mir den eigenen Ellenbogen in die Rippen. Das hat das ganze Stück über sehr, sehr wehgetan, aber das Publikum dachte, die Wackelei gehört zum gebrechlichen Lorenz dazu.

Was unterscheidet den Mondpalast von anderen Theatern?
Das Ensemble - wir arbeiten so lange zusammen. Die wenigsten Schauspieler haben das Glück einer festen Anstellung über 17 Jahre. Von Anfang an wurde geschaut, dass die Menschen zusammenpassen. Wir alle sind empathische Menschen, Freundschaften sind entstanden. Missgeschicke fangen wir auf. Das Publikum merkt davon nichts.
Deine letzte Rolle Clemens Markowitz in „Auf der wilden Rita“ ist ein Träumer...
Clemens ist ehemaliger Busfahrer, wollte die Welt sehen, ist aber im Ruhrgebiet geblieben. Als Senior verliebt er sich noch mal in die Protagonistin Mia. Das Stück macht Mut. Es zeigt, dass man auch im Alter noch was probieren kann. Es passt perfekt zu meinem Abschied, weil es ein positives Ende hat.
Auch im Ruhestand wirst du dem Theater treu bleiben. Kannst du nicht loslassen?
Wenn man so einen Beruf hat wie ich, hört man sowieso nie ganz auf. Ich werde meiner Enkelin weiter Geschichten vorlesen. Ich werde weiter Theaterprojekte machen, meine Gruppe leiten und unterrichten. Außerdem bleibe ich als Gastschauspieler dem Mondpalast verbunden und werde hier einmal im Monat auf der Bühne stehen.
Was steht noch auf deiner To-do-Liste?
Endlich habe ich mehr Zeit, um mit meiner Lebenspartnerin zu reisen. Wir waren dieses Jahr auf Island, unfassbar toll. Kanada, Skandinavien und Neuseeland stehen noch an. Außerdem werde ich eine Theater-AG an der Grundschule meiner Enkeltochter aufbauen. Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten macht unfassbar Spaß.
Hast du eine Abschiedsbotschaft an den Mondpalast?
Unserem Publikum möchte ich sagen: Danke, dass ihr da seid. Bleibt uns treu, bringt neue Leute mit. Ohne euch wäre diese Arbeit sinnlos. Meinen Kollegen danke ich für die Unterstützung, auch in schweren Zeiten wie zum Beispiel Corona. Und unserem jungen Theaterdirektor Marvin Boettcher wünsche ich weiterhin Erfolg auf seinen neuen Wegen, die mir sehr viel Freude machen.
Zur Person
Ekkehard „Ekki“ Eumann (geboren 1959 in Oberhausen) begann nach seinem Germanistikstudium als Musiker für mittelalterliche und Renaissance-Musik. Über private Schauspielweiterbildungen kam er zum Theater. Nach Stationen in Dortmund und Duisburg wechselte er 2008 zum Mondpalast-Ensemble in Herne, wo er in den Komödien „Ronaldo & Julia“, „Auf der wilden Rita“ und „Flurwoche“ typische Ruhrgebietscharaktere verkörperte – mit Witz, Tempo und immer voller Sympathie. Parallel unterrichtet er seit 1992 Schauspiel und Theaterpädagogik. Seit 2003 leitet Eumann als Intendant, Autor und Regisseur das Amateurtheater „Die Unwilligen“ in Bochum.
Tickets für die Abschieds-Vorstellung von „Auf der wilden Rita“ am Sonntag, 31. August 2025, um 17 Uhr sind noch verfügbar. Infos und Tickets: mondpalast.com.
