
Sportwart der hiesigen Dartliga über den Hype um Gabriel Clemens
Herner fiebern bei der Darts-WM mit
Mit dem Erreichen des Viertelfinals der Darts-WM hatte Darts-Profi Gabriel Clemens (39) bereits Geschichte geschrieben – nie zuvor hatte ein Deutscher das geschafft. Am Neujahrsabend (Sonntag, 1.1.2023) setzte er im Londoner Hexenkessel „Ally Pally“ vor über 3.000 Zuschauern, darunter hunderte aus Deutschland, noch einen drauf. Mit 5:1-Sätzen gewann er sensationell wie hochverdient gegen die bisherige Nummer eins der Welt, Gerwyn Price aus Wales, und steht im Halbfinale.
Am Montagabend, 2. Januar 2023, trifft der „German Giant“, wie der Saarländer Clemens auch genannt wird, um 20:45 Uhr (Live bei Sport1 und DAZN) auf den Weltklasse-Spieler Michael Smith, der den Spitznamen „Bully Boy“ trägt, und kämpft um den Finaleinzug. Diese grandiosen Leistungen faszinieren in Herne bekannte Fans des Sports wie Anfänger und bisher gering Interessierte gleichermaßen – viele Anhänger und eine eigene Liga gibt es hier bereits.
Hoffnung auf Kontinuität
„Bei uns wurde der Viertelfinal-Sieg von Gabriel Clemens höchst positiv aufgenommen. Es war abzusehen, dass irgendwann mal ein Deutscher in die Weltspitze hineinstößt und die Phalanx der Engländer, Waliser und Schotten durchbricht. Umso schöner, dass es nun passiert ist. Wir hoffen aber alle, dass es nicht nur eine Momentaufnahme ist“, freut sich Torsten Becker, Sportwart und Teil des Vorstandes der Herner Dartliga, im Gespräch mit halloherne.

Mit der Momentaufnahme meint er den mittlerweile 26-jährigen Max Hopp, der mehrere Jahre als Nachwuchshoffnung galt und auch in London antrat, jedoch keine besonderen Erfolge feiern konnte. Dieses Mal qualifizierte er sich nicht mal für die WM. Clemens hatte ihm schon im Vorfeld den Rang als deutsche Nummer eins abgelaufen.
Auf- und Abstiege in der Herner Dartliga
In der Herner Dartliga, in der Hobbyspieler und Amateure spielen, gibt es aktuell sechs verschiedene Ligen, in denen sich mehrere Mannschaften regelmäßig duellieren und Auf- sowie Abstiege ausspielen.

Den Deutschen „Gaga“, wie Gabriel Clemens ebenfalls gerufen wird, beglückwünscht Becker schon zu seiner Leistung. „Chapeau an ihn! Es zeigt, dass Darts ein richtiger Sport ist und man mit Training sein Können steigert. Die Performance wird besser und es ist kein Kneipensport mehr, auch wenn es für Betrachter immer so einfach aussieht“, beschreibt Becker. „Die Konzentration und die mentale Stärke spielen eine große Rolle.“
'Richtiger Hype entstanden'
Bereits in den vergangenen Jahren, als es noch kein Deutscher bei der Weltmeisterschaft, die jeweils kurz vor Weihnachten beginnt und kurz nach dem Jahreswechsel beendet ist, soweit geschafft hat, habe es einen kleinen Run und Ansturm auf die Dartvereine gegeben. „Aber nun ist ein richtiger Hype entstanden, das kann sich auch auf unsere Liga auswirken“, ist das Vorstandsmitglied gegenüber halloherne optimistisch.
Der Unterschied bei den Wettbewerben der Amateurligen besteht darin, dass die Teilnehmer mit sogenannten Softdarts mit Plastikspitzen auf elektronische Scheiben werfen. Die Profis (aber auch Hobbyspieler, beispielsweise zu Hause in der Wohnung, im Keller oder Gartenhäuschen) benutzen Steeldarts mit Stahlspitzen, die Scheiben bestehen aus Sisalfasern - hierbei muss man selbst die Punkte zusammenzählen, der Automat macht das selbst.

Zurück zum aktuellen Geschehen. Mit jedem weiteren Erfolg – und einem möglichen WM-Titel, auch wenn das noch Träumerei ist – wird der Zuspruch zum Darts-Sport weiter steigen. „Dabei hilft auch die aktuelle Medienpräsenz. Der Hype wird erstmal anhalten“, sagt der 60-Jährige, der nach seinem Job als technischer Angestellter regelmäßig selbst gerne die Pfeile in Richtung der Triple 20 wirft.
Desperados Herne holten Bundesliga-Titel
Oberhalb der Herner Ligen sind bereits die Desperados Herne als E-Darter in der Bundesliga NRW-NW aktiv. Mitte 2022 holten sie sich in dieser Liga sogar den Titel. „Das zeigt, dass Herne in Sachen Darts gut aufgestellt ist. Dazu gibt es beispielsweise in Essen, Wattenscheid und Oberhausen gute Ligen. Manch ein Spieler ist auch in mehreren Vereinen aktiv. Wir haben auch einen Bundesligaspieler bei uns“, erläutert Torsten Becker. In der eigenen Liga gilt vor allem: „Geht ans Board und habt Spaß.“
Das gibt er auch Gabriel Clemens für das Halbfinale auf den Weg: „Ich wünsche ihm den Erfolg, aber gegen Michael Smith wird es sehr schwer. Wenn er aber seine Leistung abruft, kann er es schaffen. Jedes Spiel beginnt bei Null und auch jeder Profi muss jeden Tag aufs Neue treffen. Er hat nichts zu verlieren.“ Die Darts-Fans aus Herne sowie ganz Deutschland werden ihm dabei die Daumen drücken.
Infos zur Herner Dartliga gibt es auf der Homepage.
