
Zeitreise in die Bonner Republik
'Fritz Litzmann, mein Vater und ich'
In seinem sehr persönlichen Film erzählt der Filmemacher Aljoscha Pause die Geschichte seines Vaters Rainer Pause, der 1987 am Bonner Bundeskanzlerplatz das renommierte Kabaretttheater „Pantheon“ gründete und dort bis heute in Gestalt seiner Figur Fritz Litzmann auf der Bühne steht. Im Prolog sitzen sich Vater und Sohn im Zug gegenüber und sprechen über die Vergangenheit, die für beide nicht leicht gewesen ist.
In unmittelbarer Nachkriegszeit 1947 in Essen geboren war Rainer Pause geprägt von einem problematischen Verhältnis zu seinen Eltern, besonders zu seiner – wie man heute sagen würde – Helikopter-Mutter. Aber auch Aljoscha, der nach der frühen Trennung seiner Eltern hauptsächlich beim Vater aufgewachsen ist, litt unter der Kompromisslosigkeit eines Künstlers, der seinen Beruf als Berufung empfand und diesen stets über die Bedürfnisse der Familie, also: des Sohnes, setzte.
Gründer des „Pantheon“

Bereits Mitte der 1960er Jahre begann Rainer Pause, der in Essen im Schultheater erste Erfolge sammelte und nach dem Abitur als 18-Jähriger nach Bonn ging, als Schauspieler und Kabarettist, arbeitete etwa mit Peter Möbius, Heinrich Pachl, Rio Reiser und Claudia Roth zusammen. Nachdem er Schauspiel an der École Philippe Gaulier in Paris studiert hatte, gründete er 1987 das Kabarett „Pantheon“ in Bonn, das rasch zu einer bundesweiten Institution wurde, die einer ganzen Generation heute berühmter Brettl-Künstler den Weg bereitete. Zusammen mit Norbert Alich als Hermann Schwaderlappen bildete Rainer Pause als Fritz Litzmann ein Duo, das nicht nur im rheinischen Karneval für volle Säle sorgte.
Sohn Aljoscha, der an die Kinderheim-Aufenthalte während der Sommerferien mit Schrecken zurückdenkt, in denen er unter Einsamkeit litt, arbeitete bereits während seiner Schulzeit im „Pantheon“ mit. Als er, 15-jährig, vom Bonner Gymnasium flog, übrigens als Klassenkamerad von Bastian Pastewka, flüchtete er zu seiner Mutter nach Hamburg, war aber schon nach wenigen Monaten zurück in der Bundeshauptstadt. Wo sein Vater nun mit Rita, der „Pantheon“-Managerin, zusammenlebte.
Mit Pastewka in „West Side Story“

Aljoscha, 1972 in Bonn geboren, wo er immer noch lebt als inzwischen verheirateter zweifacher Vater, hat als Stadtmagazin- und Radioreporter angefangen und sich bald im Privatfernsehen als Sportexperte einen Namen gemacht – als Moderator und Kommentator, vor allem aber als Filmemacher. Seine Trilogie über Homophobie im Profifußball sowie seine Dokumentationen über Bundesligisten wie Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach wurden wie auch seine Kinofilme („Tom Meets Zizou“, „Trainer!“) vielfach preisgekrönt.
In „Fritz Litzmann, mein Vater und ich“ erzählt etwa Bastian Pastewka von einem gemeinsamen Schultheater-Auftritt mit Aljoscha in Leonard Bernsteins „West Side Story“, vor allem aber geht es um das komplexe Vater-Sohn-Verhältnis mit dem latenten Vorwurf, dass Rainer die psychischen Probleme seines Sohnes überhaupt nicht wahrgenommen hat, sodass Familie für Aljoscha immer eine Wunschvorstellung blieb.
Kinotour mit Vater und Sohn
Die 144-minütige immer wieder auch berührende Dokumentation ist darüberhinaus eine Zeitreise durch die bundesdeutsche Kabarettgeschichte in der Bonner Republik mit Rückbezügen zu den politisch bewegten 1970er Jahren Rainer Pauses. Wozu Zeitgenossen wie Helge Schneider, Carolin Kebekus, Oliver Masucci, Michael Mittermeier, Gerhard Polt, Sebastian Pufpaff und Georg Schramm einiges Erhellendes beitragen können.
Uraufgeführt am 10. Mai 2025 beim Dokfest München startet „Fritz Litzmann, mein Vater und ich“ am 29. Mai 2025 in den Kinos. Bei uns zu sehen im Casablanca Bochum und im Metropol Düsseldorf. Vater und Sohn Pause gehen zusammen auf Kinotour und machen am Sonntag, 1. Juni 2025, um 14 Uhr im Essener Filmstudio Glückauf und am Donnerstag, 12. Juni 2025, um 19 Uhr in der Schauburg Gelsenkirchen Station. Zusätzlich ist Frank Goosen dabei am Dienstag, 3. Juni 2025, um 19 Uhr im Casablanca Bochum.