
Vorträge und Aufführung in der Künstlerzeche
„Die Ermittlung“ von Peter Weiss
Noch bis zum 25. Oktober 2020 läuft in der Künstlerzeche Unser Fritz die Ausstellung „Junge Positionen NRW“. Eine Finissage mit musikalischer Begleitung in der Schwarzkaue angedacht, aber noch nicht endgültig entschieden. Bereits zwei Tage später beginnt auf Unser Fritz eine rund zweiwöchige Veranstaltungsreihe rund um das Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss.
Das Theater Gegendruck aus Recklinghausen, das seine Geburtsstunde im Mai 1995 in der Kaue Gelsenkirchen mit eben diesem „Oratorium in elf Gesängen“ feierte, bringt eine Neuinszenierung von Johannes Thorbecke heraus, die am 24. Oktober 2020 im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen Premiere feiert. Sie ist zum Abschluss des Veranstaltungsreigens am 8. November 2020 in der Fördermaschinenhalle der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 zu sehen. 1965 uraufgeführt nutzt „Die Ermittlung“ die Form des dokumentarischen Theaters, um sich mit den Geschehnissen im Vernichtungslager Auschwitz auseinanderzusetzen. Anlass war der Ausschwitzprozess, der von 1963 bis 1965 in Frankfurt/Main stattgefunden hat.
Für den Förderverein der Künstlerzeche ist die Aufführung Grund, das Thema mit einer kleinen Projektreihe zu vertiefen. Coronabedingt ist die Teilnehmerzahl zu allen Veranstaltungen begrenzt. Interessenten melden sich vorher an unter oder Tel 02323 – 452432. Es besteht Maskenpflicht. Im Raum sind die Abstandsregeln zu beachten. Einlass ist jeweils eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn.
Widerstand mit Kunst

Der Herner Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann eröffnet den Veranstaltungsreigen am Dienstag, 27. Oktober 2020, um 19 Uhr mit einem Vortrag über widerständige Kunst. Die Bildende Kunst ist bis in 19. Jahrhundert Auftragskunst. Sie steht im Dienst von Kirche, Adel, dem Staat oder reichen Auftraggebern. Doch Kunst kann auch Bilder des Widerstands schaffen. Falko Herlemann lädt zu einer Reise durch die Geschichte der Kunst ein, die sich in Opposition begibt. Es werden beispielhaft Kunstwerke vorgestellt, die das Leid der Kriege, Kritik an den Herrschenden und gesellschaftlichen Missständen thematisieren. Diese Bilder formulieren ihren Widerstand mal eher subtil und versteckt, aber auch offen und anklagend. Der Vortrag analysiert die Bildsprache der Werke und fragt nach ihrer Relevanz. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erforderlich. mehr Info
Kunst im Kleinen. Widerstand im Nationalsozialismus
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten lag keine zwei Wochen zurück, als die Kultusministerien nach der Kunst griffen. Nur wer die künstlerische Arbeit in den Dienst der von Staat, Volk und Rasse stellte, wer im Sinne des Nationalsozialismus arbeitete und lebte, wer nicht jüdisch oder kommunistisch war, durfte veröffentlichen, auftreten und ausstellen. Viele Künstlerinnen und Künstler verloren diese Möglichkeit, wurden aus der Öffentlichkeit, aus Deutschland, sogar aus dem Leben hinausgedrängt. Andere fanden Schlupfwinkel, arbeiteten im Geheimen oder fanden Schutzräume, für sich und ihre Kunst. Yvonne Schymura gibt am Donnerstag 29. Oktober 2020, um 19 Uhr in ihrem Vortrag einen kurzen Überblick über die nationalsozialistische Kunstpolitik und verfolgt am Beispiel von Käthe Kollwitz und der Ateliergemeinschaft Klosterstraße die Möglichkeiten zum Widerstand im Kleinen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erforderlich. mehr Info
Der Staat gegen Fritz Bauer

Am Dienstag, 3. November 2020, wird um 19 Uhr Lars Kraumes Spielfilm „Der Staat gegen Fritz Bauer“ aus dem Jahr 2015 gezeigt. Im Mittepunkt steht der Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der den Ausschwitz-Prozess initiierte. Bauer versuchte, den meistgesuchten deutschen Kriegsverbrecher, SS-Obersturmbandführer Adolf Eichmann, aufzuspüren, festzunehmen und vor Gericht zu stellen. Der Film spiegelt die behördlichen und gesellschaftlichen Widerstände in der Bundesrepublik der 1960er Jahre wider und zeigt ein beklemmendes Bild des Umgangs mit der NS-Vergangenheit. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erforderlich. mehr Info
Der Weg in die Diktatur

Der Herner Historiker Ralf Piorr stellt am Donnerstag, 5. November 2020, um 19 Uhr in einer vielstimmigen Collage von sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Geschehnissen den Verlauf des Jahres 1933 dar. Vor Ort in Herne und Wanne-Eickel wird nachvollziehbar, wie die Machtaneignung der Nationalsozialisten funktionierte. Dies impliziert ein Nachdenken über die Opfer, Täter, Mitläufer und Zuschauer. Der Eintritt zu diesem Vortrag mit musikalischer Begleitung durch Christian Donovan (Gitarre, Gesang) ist frei, eine Anmeldung erforderlich. mehr Info
Klezmer-Konzert

Der renommierte Gelsenkirchener Musiker und Klezmer-Spezialist Norbert Labatzki stand in den Spielzeiten 2010/11 und bei der Wiederaufnahme 2016/17 auf der Bühne des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier in Peter Hailers heute legendären Inszenierung des Musicals „Anatevka“ – und sorgte auf der Klarinette für anrührende Klezmerklänge. Inszenierung Am Freitag, 6. November 2010, gibt er um 19 Uhr ein Klezmer-Konzert zusammen mit Wolfgang Czeranka am E-Piano. Klezmer ist eine aus dem Judentum stammenden Volksmusik. Sie erzählt von der alten Welt des osteuropäischen Stetl, von der Welt der kleinen Leute mit ihren Träumen und Sehnsüchten und ihrer Fröhlichkeit, ihrer Trauer und Lebenskraft, die Ausdruck im Rhythmus der Musik findet. Norbert Labatzki und Wolfgang Czeranka interpretieren die Musik in ihrer traditionellen Form, aber auch mit modernen Stilelementen wie Jazz. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt acht Euro, eine Anmeldung ist erforderlich. mehr Info
Peter Weiss: Die Ermittlung
Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe gastiert Sonntag, 8. November 2020, um 17 Uhr das Theater Gegendruck mit dem Stück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss, das vor genau 55 Jahren gleichzeitig an 15 deutschen Theatern uraufgeführt wurde. Ausgangspunkt der Ermittlung ist der Frankfurter Auschwitz-Prozess, in dem von 1963 bis 1965 die Verbrechen im Vernichtungslager Auschwitz erstmals vor einem westdeutschen Gericht angeklagt wurden. Das Stück trägt den Untertitel „Ein Oratorium in 11 Gesängen“ und schildert Peter Weiss den Alltag des Lagers und die Schauplätze der Verbrechen. Den Zeugnissen der Überlebenden stehen die Aussagen der Täter gegenüber, die jede Mitschuld an den Verbrechen leugnen. Johannes Thorbecke inszeniert das packende Dokumentar-Stück mit einem 14-köpfigen Chor aus Mitgliedern des Ensembles sowie Laien aus Recklinghausen und Umgebung. Der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt acht Euro, eine Anmeldung ist erforderlich. mehr Info