
Film-Tipp mit beispiellosem Staraufgebot
'Der phönizische Meisterstreich'
Es ist die Geschichte einer exzentrischen Familie und ihres Familienunternehmens, die gerade erst in Cannes Uraufführungs-Premiere feierte: Der zwar charismatische, aber irgendwie auch halbseidene Industrielle Zsa-Zsa Korda (ganz starker Auftritt: „Oscar“-Preisträger Benicio del Toro, „The French Dispatch“) ist dank seiner Geschäfte in der Luftfahrt- und Rüstungsindustrie zu einem der reichsten Männer Europas geworden. Doch nun gerät er in eine rätselhafte Spionageaffäre und ins Visier von skrupellosen Attentätern.
Korda, von dem freilich nur hinter vorgehaltener Hand behauptet wird, er habe seine drei Gattinnen ermorden lassen, überlebt eine ganze Reihe von Flugzeugabstürzen, die offenbar gezielte Angriffe sind und nicht nur ihn, sondern sein gesamtes Lebenswerk zerstören sollen. Dahinter, so vermutet er, könnte sein Halbbruder Nubar (Benedict Cumberbatch) stecken. Weshalb er seine einzige Tochter Liesl (Mia Threapleton) kurz vor ihrem Gelöbnis zurück nach Hause holt: Diese hatte sich auch deshalb in ein Kloster zurückgezogen, um Nonne zu werden, weil sie mit ihrem Vater nicht zurechtgekommen ist. Nun soll Liesl zunächst für eine bestimmte Zeit seine Geschäfte führen. Besteht sie die Probe, will Zsa-Zsa sie als Alleinerbin einsetzen.
Manipulierte Börsenkurse
Es geht um ein ganzes Bündel an offenbar höchst umstrittenen, aber für den knallharten Geschäftsmann äußerst lukrativen Investitionsvorhaben im fiktiven Staat Phönizien. Deren Kalkulation geht den Bach hinunter, als es einem gewissen Exkalibur (Rupert Friend) gelingt, Börsenkurse zu manipulieren. So macht sich Zsa-Zsa zusammen mit Liesl und einem als Insektenkundler und Hauslehrer getarnten Agenten namens Bjorn Lund (Michael Cera) auf die Reise quer durchs Land, um die Verträge mit den Geschäftspartnern den neuen Gegebenheiten anzupassen.

Was skurrile Ausmaße annimmt, wenn etwa Leland (Tom Hanks) und Reagan (Bryan Cranston), die Bosse eines US-amerikanischen Konzerns, ein aus der Zeit gefallenes Streetball-Match gegen Zsa-Zsa und den phönizischen Kronprinzen Faruk (Riz Ahmed) anstatt nackte Zahlen sprechen zu lassen. Und dann geistert auch noch Bill Murray in eingefügten Schwarz-Weiß-Szenen als weißer Rauschebart von Gott auf...
Lieblingsdarsteller zuhauf
Für ihn bedeutet „Der phönizische Meisterstreich“ die zehnte Zusammenarbeit mit Wes Anderson. Der Regisseur ist bekannt dafür, mit Lieblingsdarstellern wie Charlotte Gainsbourg, Scarlett Johansson, Willem Dafoe und F. Murray Abraham zusammenzuarbeiten, auch wenn es wie in diesem Fall gar keine richtige Verwendung für sie gibt. Dafür ist sein bisheriger Lieblings-Kameramann Robert D. Yeoman erstmals bei einem Realfilm Andersons nicht dabei, stattdessen der renommierte Bruno Delbonnel („Die fabelhafte Welt der Amélie“).
Für das Studio Babelsberg, das eine Durststrecke von mehr als zwei Jahren ohne richtigen Großauftrag überstehen musste, ist diese Hollywood-Produktion ein wahrer Segen: Wes Anderson hat vom 11. März bis zum 15. Juni 2024 bereits zum fünften Mal in dem wohl traditionsreichsten deutschen Filmstudio gedreht. Und das mit Hilfe einer Förderung des Bundes in Rekordhöhe von 10,4 Millionen Euro. Weitere 1,5 Millionen Euro kamen vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dafür ist mit Max Mauff immerhin ein deutscher Schauspieler (mit Wohnsitz Berlin) dabei.
Nach der Uraufführung des 105-minütigen, mit einem beispiellosen Staraufgebot bestückten Thrillers am 18. Mai 2025 im Wettbewerb des Int. Filmfestivals Cannes kommt „The Phoenician Scheme“, so der Originaltitel, am Donnerstag, 29. Mai 2025 in unsere Kinos. Bei uns zu sehen im Casablanca und im Capitol (OmU) Bochum, in der Schauburg Gelsenkirchen, im Eulenspiegel Essen sowie im Cinema Düsseldorf.
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- Donnerstag, 29. Mai 2025