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Liebe, Treue, verborgene Sehnsüchte und Enttäuschungen – Mozarts letzte Opera buffa „Così fan tutte“ in der Inszenierung von Stephen Lawless ist nun am Essener Aalto Musiktheater wiederaufgenommen worden.

Nicht nur der Vesuv sprüht Funken

'Così fan tutte' im Aalto-Musiktheater

Alles beginnt unweit der antiken Stätten Pompeji und Herculaneum, auf die das Bühnenbild unmittelbar Bezug nimmt, mit einer Wette zweier neapolitanischer Offiziere aus einer Laune heraus nach durchzechter Nacht. Angestachelt von dem lebenserfahrenen „alten Philosophen“ Don Alfonso (kommt mit großem christlichem Kreuz eher wie ein Priester daher: Karel Martin Ludvik) wollen Ferrando (George Vîrban) und Guglielmo (Tobias Greenhalgh) die Treue ihrer Verlobten, der Schwestern Dorabella (Nataliia Kukhar) und Fiordiligi (Lisa Wittig), testen. Die stecken wie zwei Püppchen verkleidet in bonbonfarbenen Rokoko-Kostümen – nur die erste Täuschung von allen weiteren.

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Denn als die beiden jungen Männer eine Einberufung zum Kriegsdienst vorgeben, jedoch alsbald als orientalische Sultane verkleidet zurückkehren und über Kreuz um die Gunst der jeweils anderen Frau werben, muss die intrigante, von ihrem „Ex“ in die Wette eingeweihte Kammerzofe Despina (Natalija Radosavljevic) schon alle Register ziehen, damit die heftig Umworbenen eine Liaison dangereuse auch nur erwägen. Um dann schließlich doch der Verführungskünste ihrer Männer zu erlegen, wie es Don Alfonso vorausgesagt hatte: Così fan tutte – So machen’s alle (Frauen)?

Mozart übernahm die Komposition nur unter einer Bedingung

So einfach jedenfalls nicht, und schon gar nicht jetzt in Essen. Was schon die Entstehungsgeschichte von Mozarts letzter Opera buffa unterstreicht: Lorenzo Da Ponte hatte das Libretto ursprünglich für Antonio Salieri geschrieben unter dem Titel „La scuola degli amanti“ („Die Schule der Liebenden“). Nachdem sein großer Rivale vom Projekt zurückgetreten war, übernahm Mozart die Komposition nur unter der Bedingung eines neuen Titels, den er, ein Ausruf Don Basilios, nachdem er Cherubino bei Susanna entdeckt hat, aus seiner „Figaro“-Oper entnahm.

Auch die Aufführungsgeschichte, die mit dem unsinnigen Gerücht beginnt, Habsburgs Kaiser Joseph II. habe inmitten unruhiger Zeiten der Französischen Revolution die Uraufführung des zweiaktiken Dramma giocoso am 26. Jänner 1790 im Wiener k.u.k. Hofburgtheater initiiert, ist alles andere als gradlinig: „Cosi fan tutte“ hatte es schon immer schwer bei den Theatermachern und beim Publikum.

Ironie, Humor und Parodie

Worauf Richard Strauss rekurriert, der im Dezember 1910 anlässlich einer Neuinszenierung unter seiner musikalischen Leitung am Münchner Residenztheater schrieb: „Das allgemeine Durchschnittsurteil über 'Cosi fan tutte’ dürfte ungefähr dahin lauten, dass diese Oper, trotzdem sie eine Reihe hervorragend schöner Musikstücke (...) enthalte, im ganzen ein schwächeres Werk Mozarts sei. (...) Eine allerdings noch kleine Gemeinde erfreut sich heute schon an dem Reiz einer intimen, psychologischen, konsequent durchgeführten und sorgfältig abgetönten Handlung ohne große Haupt- und Staatsaktionen, an der künstlerischen Bearbeitung eines ganz bestimmten Ausdrucksgebietes, wie es der von Mozart in 'Cosi fan tutte’ mit feinster Ironie behandelte, humoristisch-pathetische, parodistisch-sentimentale Stil.“

Der Vollsperrung des Ruhrschleichwegs zum Trotz kehrte die dreieinhalbstündige Inszenierung dieses raffinierten pirandellesken Spiels von Stephen Lawless, die am 1. Juni 2019 Premiere im Aalto Theater feierte, am Samstag (27. April 2024) auf den Spielplan des Essener Musiktheaters zurück. In der Dorabella und Fiordiligi nach absichtsvollem Kleidertausch selbst bestimmen, wer den „Blonden“ nimmt und wer den anderen. Die plakativ zur Schau gestellte Selbstgewissheit der Männer, die beide Angst vor der eigenen Courage offenbaren, gerät so ins Wanken wie die Bühnenkulisse nach Ausbruch des im Hintergrund qualmenden Vesuv.

Zeitlos-klassisches antikes Setting

Nicht nur der Vulkan sprüht Funken: Im zeitlos-klassischen antiken Setting von Frank Philipp Schlößmann komplett besetzt aus dem eigenen Ensemble, Dmitry Ivanchef war schon vor fünf Jahren als Ferrando dabei, trägt die Fülle des Wohlklangs unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti das Publikum über manche Längen hinweg.

Karten sind erhältlich unter theater-essen.de, im Ticket-Center in der Essener City, II. Hagen 2, an der Kasse des Aalto-Theaters, Opernplatz 10 sowie unter Tel 0201 - 81 22 200. Die weiteren Vorstellungen:

  • Samstag, 4. Mai 2024, 19 Uhr
  • Sonntag, 19. Mai 2024, 18 Uhr
  • Sonntag, 2. Juni 2024, 18 Uhr
  • Freitag, 21. Juni 2024, 19.30 Uhr
Juni
21
Freitag
Freitag, 21. Juni 2024, um 19:30 Uhr Aalto-Musiktheater , Opernplatz 10 , 45128 Essen Karten sind erhältlich unter theater-essen.de, im Ticket-Center in der Essener City, II. Hagen 2, an der Kasse des Aalto-Theaters, Opernplatz 10 sowie unter Tel 0201 - 81 22 200
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  • Samstag, 4. Mai 2024, um 19 Uhr
  • Sonntag, 19. Mai 2024, um 18 Uhr
  • Sonntag, 2. Juni 2024, um 18 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann
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