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Stefanie Reinsperger ist mit dem Film „Ich bin ein Dreck“ beim Brecht-Festival Augsburg im Live-Stream zu erleben.

Vom 26. Februar bis 7. März 2021 im Netz

Brecht-Festival Augsburg

Das Brecht-Festival in Augsburg findet heuer nur virtuell im Netz statt. Wer dabei sein möchte, kann für zwölf Euro einen Festivalpass erwerben, der für Familien 22 Euro und für Schüler etc. nur sieben Euro kostet. Die Eröffnung beginnt am Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr mit einem Studiotalk zwischen Tom Kühnel, Jürgen Kuttner, Elif Esmen, Natalie Hünig, Christina Jung und L-Twills. Gegen 19.30 Uhr gibt’s mit Heiner Müllers „Medeamaterial“ die erste von drei Premieren des ersten Festivaltages, es folgen gegen 20.15 Uhr Suse Wächters „Helden des 20. Jahrhunderts singen Brecht“ und anschließend Dakh Daughters.

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Zu dem Höhepunkten aus meiner subjektiven Sicht gehört ein Solostück von Stefanie Reinsperger, einem profilierten Mitglied des Berliner Ensembles: „Ich bin ein Dreck“ ist der Titel eines (Theater-) Films über Brecht oder das Leben oder die Liebe - nach Texten von Bertolt Brecht, Margarete Steffin, Inge Müller und Helene Weigel: Netzpremiere ist am Samstag, 27. Februar im Live-Stream, eine Wiederholung ist für Mittwoch, 3. März 2021 im Live-Stream vorgesehen, Beginn jeweils um 19.30 Uhr mit weiteren Programmpunkten, am Samstag u.a. mit Corinna Harfouch und am Mittwoch darauf u.a. mit Charlotte Brandi.

„Ich wünschte mir eine klare Richtung, einen Entscheidungsbaum mit zwei Ästen: entweder, oder, eins, null, ja, nein, wenn, dann. Ich wünschte mir die Verlässlichkeit der Naturgesetze. Aber ich bin ein Dreck. Und das geht sich nicht aus. Wie kann man das denn sein, EIN Dreck? Tritt er als Solist auf? Oder ist die Rede von einer leeren Menge? Gerade der Widerspruch, scheint es, das a-lineare, die Gleichzeitigkeit des Entweder und des Oder ist, welche jenem Umstand am nächsten kommt, den wir gemeinhin als das Leben bezeichnen. Denn richtet man seinen Blick auf die verschiedenen Biographien in der Geschichte und ihre Verwebungen miteinander, wecken sie unsere Neugier allererst in ihrer Unregelmäßigkeit. Jenseits des Vernünftigen, weil das Vernünftige manchmal in unerreichbare Ferne rückt, und jenseits moralischer oder anderer Urteile gelingt uns vielleicht – in der simplen Betrachtung – ein kleiner Begriff der Ungereimtheit des Lebens. Ich bin ein Dreck. Ich habe Sehnsucht nach einer klaren Richtung. Ich bin ein Dreck. Ich weiß, es gibt sie nicht.“

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Die Konzeption stammt von der Schauspielerin Stefanie Reinsperger und der Regisseurin Akin Isletme, für Kamera und Schnitt ist Bahadir Hamdemir verantwortlich, für Musik und Sounddesign sind es Bendrik Grossterlinden und Matthias Schubert. An der Seite der aus Wien nach Berlin gewechselten Ausnahme-Schauspielerin Stefanie Reinsperger, die im jüngsten „Tatort“ aus Dortmund ein vielbeachtetes Debüt hinlegte, agieren Wolfgang Michael und Julian Keck. Die Verlagsrechte des nach dem Brecht-Festival und der Aufhebung des Corona-Lockdowns auch als Bühnenproduktion u.a. für Berlin vorgesehenen Stücks liegen bei den Verlagen Suhrkamp und Rowohlt sowie bei den Bertolt-Brecht-Erben. Weitere Informationen unter brechtfestival.de

| Autor: Pitt Herrmann