Jörg Lippmeyer auf Unser Fritz
'Best of Pott-Art'
Eine solche Farbenpracht hat es schon längere Zeit in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 nicht mehr gegeben: „Best of Pott-Art“ ist der Titel einer in Teilen retrospektiven Ausstellung zum 70. Geburtstag Jörg Lippmeyers, die am Samstag, 28. September 2024, um 17 Uhr im Kauengebäude eröffnet wird und danach noch bis Sonntag, 20. Oktober 2024, zu sehen ist.
Jörg Lippmeyer, gebürtiger Wanne-Eickeler des Jahrgangs 1954, der nach seiner Ausbildung zum Grafiker in Dortmund als freier Grafik-Designer u.a. Anfang der 1990er Jahre in Puerto de la Cruz auf Teneriffa tätig war, bevor er „co-rect design“ in Wanne-Eickel gründete, als bunten Hund zu bezeichnen, ist auch nördlich des Weißwurst-Äquator eine Ehrenbezeugung.
Umtriebiger Cool-Cats-Karikaturist
Der umtriebige, bis heute kein Blatt vor den Mund nehmende Maler, Satiriker, Karikaturist („Cool Cats“ bei halloherne) und Wörter-Retter hat mit Gefangenen in einer sozialtherapeutischen Anstalt gearbeitet, Malkurse in Grundschulen gegeben (Kunstmauer in Unser-Fritz), Installationen (Maschinenhaus Zeche Carl Essen) und Kunstaktionen (Stadtgarten Wattenscheid, Fritz-Erler-Straße in Herten) realisiert. Und nicht zuletzt mit (Stuhl-) Objekten politische Statements abgegeben.
In der Schwarzkaue legen Arbeiten aus den letzten zwanzig Jahren von der enormen Bandbreite seiner künstlerischen Aktivitäten Zeugnis ab – von der Aktion „Tüss Donald“ zur Inthronisierung Donald Trumps 2017 zum 45. Präsidenten der USA bis hin zur Serie „Strickleiter zum Mond“, die 2010 begann und nun mit dem Cover zu Horst „Hotte“ Schröders jüngstem Album, das er auf der Vernissage am Samstag erstmals der Öffentlichkeit vorstellt, endet.
Vergessenes Werk neu zu entdecken
In der hinteren linken Ecke neben den von der Decke hängenden Kauenkörben ein Frühwerk Jörg Lippmeyers: das abstrakte Gemälde lag mehr als ein Vierteljahrhundert zusammengerollt in einer Kammer und wurde jüngst zufällig wieder entdeckt. Davor ist auf einem Bildschirm ein zehnminütiger Film des früheren RTL-Cutters und heutigen Dokumentaristen Jörg Roßmannek über Lippmeyer zu sehen.
Andere Arbeiten in der Schwarzkaue weisen auf Lippmeyers Beteiligung am „Kunstsitzen“ in der Wanner Christuskirche sowie an der über mehrere Jahre laufenden Aktion „Glaube Liebe Hoffnung“ des Künstlerbund-Kollegen Hans-Jürgen Jaworski (halloherne berichtete) hin, setzen sich zwischen Hoffnung und Frust chargierend mit dem benachbarten Revierklub auseinander („…und nächstes Jahr wird Schalke Meister“) und nehmen installativ das Wort des heimischen Kunsthistorikers Dr. Falko Herlemann auf, der Lippmeyer einmal treffend als „der bunte Mann aus Unser Fritz“ bezeichnet hat. Bei weitem größtes Einzelobjekt ist das drei mal drei Meter große Bühnenbild „Das Ziel wird immer klarer“ für den Wanne-Eickeler „Gitarrengott“ Norbert Müller.
Pott-Art übers Eck
In der Weißkaue dann aktuelle Arbeiten. Die erste gleich am Eingang nimmt stilistisch Bezug auf Lippmeyers drei „Helden“ Pablo Picasso, Roy Lichtenstein und Jackson Pollock. Zwei quadratische Ölkreide-Bilder sind unter der Decke als Wächter platziert - über farbenprächtig-poppige „Pott-Art“-Gemälde, die sogar über Eck gehängt sind, über vier neue Triptychen und die Serie „Finde deine Mitte“ mit kleinen Quadraten auf gespachtelten abstrakten Flächen, über die Serien „Mätressen des Bischofs“ nach Eckhard Henscheids „Trilogie des laufenden Schwachsinns“ und „Wo ist Bobby?“ zum spurlosen Verschwinden des einstigen Schach- Großmeisters Bobby Fischer.
Jörg Lippmeyer setzt unterschiedlichste Materialien kreativ ein, so etwa luftgepolsterte Noppenfolien. „Ordnung und Chaos“ lautet nicht nur der Titel einer seiner Serien, sondern sind nach eigenen Angaben die bestimmenden Elemente seines Lebens.
Seit 2020 läuft seine Bild- und Video-Aktion „Rettet die schönen Wörter“, im Durchgang zwischen Schwarz- und Weißkaue hängt eine Handvoll kleinformatiger Arbeiten. Für 15 Euro ist der dazugehörende Katalog zu erwerben, fürs gleiche kleine Geld die schachtelförmigen Kunst-Wundertüten mit jeweils einem Original, fünf Leporellos und einem trefflichen Wort Theodor Fontanes. Auf der Empore der Schwarzkaue werden zugunsten des Herner Palliativ-Netzwerks Arbeiten und Drucke Jörg Lippmeyers offeriert.
Vernissage und Finissage
Die Vernissage beginnt am Samstag, 28. September 2024, um 17 Uhr mit der Begrüßung des Vorsitzenden des Unser-Fritz-Fördervereins Jürgen Hausmann. Musikalisch umrahmt vom Wanne-Eickeler Klarinettisten und Komponisten Eckard Koltermann spricht Prof. Dr. Volker Eichener, der Vorsitzende des Kulturvereins Hülsmann-Brauerei, über Jörg Lippmeyer und die von Jens Blome kuratierte Ausstellung.
Die anschließend noch bis zum 20. Oktober 2024 im Kauengebäude, Zur Künstlerzeche 10 in Herne-Unser Fritz, gezeigt wird zu folgenden Öffnungszeiten: Mittwochs und Samstags jeweils von 15 bis 18 Uhr, Sonntags von 14 bis 17 Uhr. Zur Finissage am Sonntag, 20. Oktober 2024, um 15 Uhr lädt Dr. Falko Herlemann zu einem Rundgang durch die Ausstellung sowie zu einem Vortrag zur Pop-Art ein.
Weitere Termine (4) anzeigen...
- Sonntag, 13. Oktober 2024, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 16. Oktober 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 19. Oktober 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Sonntag, 20. Oktober 2024, um 15 Uhr
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- Mittwoch, 2. Oktober 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 5. Oktober 2024, von 15 bis 18 Uhr
- Sonntag, 6. Oktober 2024, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 9. Oktober 2024, von 15 bis 18 Uhr