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Alkoholschädigung bei Pflegekindern

Westfalen. Die Landschaftsverbände Westfalen-Lippe (LWL) und Rheinland (LVR) haben eine Arbeitshilfe für Fachleute und Pflegeeltern herausgegeben, die Kinder mit vorgeburtlichen Schäden durch Alkohol betreuen. Alkoholkonsum während der Schwangerschaft ist gefährlich, weil er zu vorgeburtlichen Schädigungen beim Kind führen kann. Im Bereich der geistigen Behinderung stehen Kinder mit einer Alkoholschädigung (FASD = fetale Alkoholspektrum-Störung) an erster Stelle. Die Arbeitshilfe mit dem Titel - Fetale Alkoholspektrum-Störungen in der Praxis der Pflegekinderhilfe - können Interessierte für 10 Euro hier bestellen.

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Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ist Ursache für angeborene und lebenslange Fehlbildungen, geistige Behinderungen, Entwicklungs- und Wachstumsstörungen sowie für extreme Verhaltensauffälligkeiten. Die Eltern dieser Kinder sind, aufgrund der besonderen Bedürfnisse ihrer Kinder, häufig überfordert und nicht in der Lage sie zu versorgen. Deswegen leben viele der betroffenen Kinder bei Pflegeeltern.

"Die Pflegefamilien bieten diesen Kindern einen sicheren und zuverlässigen Lebensort. Trotz der besonderen Herausforderungen, die sich an die Pflegefamilien stellen, erleben sie das Zusammenleben mit dem Pflegekind als Bereicherung", sagt Imke Büttner, die als Fachberaterin beim LWL-Landesjugendamt für Pflegekinder zuständig ist.

Das zeigt das Beispiel von Noel. Die Arbeitshilfe beschreibt es so: Noel ist ein fröhlicher, fünfjähriger Junge. Das Zusammenleben mit ihm ist dennoch für die gesamte Pflegefamilie anstrengend. Noel ist unruhig, impulsiv, provokant und distanzlos. Logische Zusammenhänge und abstrakte Begriffe versteht er schlecht oder gar nicht. Er braucht einen liebevollen und geduldigen Simultanübersetzer, der ihm die Welt erklärt und zurechtbiegt. Immer, überall und rund um die Uhr.

Trotzdem leistet Noel enorme Dinge. Er hat ein gutes Gedächtnis, selbst an weit zurückliegende Ereignisse, kann er sich erinnern. Doch dann weiß er plötzlich nicht mehr, welcher Schuh an welchen Fuß kommt. Obwohl er damit über ein Jahr lang vorher keine Probleme hatte. Noel merkt das und es ist ihm unangenehm. Er wäre so gerne wie seine Freunde im Kindergarten, aber er weiß, dass sein Gehirn kaputt ist und lebt jeden Tag damit.

Dass Kinder wie Noel kein Einzelfall sind, haben Wissenschaftler der Universität Münster festgestellt. Sie kamen 2013 zu dem Ergebnis, dass 23 Prozent der Pflegekinder von FASD betroffen sind. "Da es so viele betroffene Pflegefamilien gibt, haben wir mit unserer Arbeitshilfe praxistaugliche Informationen und Hintergrundwissen zusammengestellt", so Büttner. Die sind nicht nur für Pflegeeltern von Interesse, sondern vor allem auch für die Fachkräfte, die Pflegefamilien beraten und begleiten.

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"Es ist wichtig, dass die zukünftigen Pflegeeltern im Vermittlungsprozess transparent über FASD aufgeklärt werden. Wenn das Thema offen und ausführlich mit den Bewerbern behandelt wird, ist das eine gute Basis für die entstehende Pflegefamilie", erklärt Büttner.

| Quelle: LWL