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v.l. Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs, Paläontologe Dr. Achim H. Schwermann, Präparator Naem Ali.

Ältester Plesiosaurier der Welt

Münster (lwl). "Rhaeticosaurus mertensi" soll er heißen. Das Plesiosaurier-Fossil ist der erste seiner Art in Deutschland und sorgte bereits 2013 für Aufsehen, als ein Experte des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) in Münster feststellte, dass das Tier mit etwa 201 Millionen Jahren der bisher älteste Fund eines Plesiosauriers weltweit ist - die Passelechse begeistert die Wissenschaftler. "Der Name bezieht sich zum einen auf das Rhät, die Zeitstufe der Trias, in der das Fossil gefunden wurde. Zum anderen wird mit dem Namenszusatz der Entdecker, Michael Mertens, geehrt", so der LWL-Paläontologe Dr. Achim Schwermann.

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Ältester Plesiosaurier-Fund wurde in verschiedenen Blöcken geborgen.

Nun hat die Paddelechse ihren offiziellen wissenschaftlichen Namen erhalten. Das Original befindet sich im LWL-Museum für Naturkunde in Münster, in der paläontologischen Landessammlung. Die einmalige Paddelechse wird in der Dauerausstellung "Dinosaurier - Die Urzeit lebt!" für alle Besucher öffentlich präsentiert.

Der ehrenamtliche Mitarbeiter des LWL-Museums für Naturkunde, Michael Mertens, löste 2013 mit seiner Fundmeldung eine Rettungsgrabung aus. Mertens entdeckte ein Stück der versteinerten Wirbelsäule in einer Tongrube bei Warburg-Bonenburg (Kreis Höxter).

Daraufhin wurde nach einer Sichtung durch die LWL-Fachleute eine sogenannte Blockbergung durchgeführt. Die Wissenschaftler legten den Fund frei und präparierten ihn über mehrere Monate. Bei der anschließenden wissenschaftlicher Bearbeitung entpuppte sich der Fund als fast vollständiges Skelett einer noch unbekannten Art.

Der Fund wurde als bedeutend eingestuft, da in diesen Schichten normalerweise keine Wirbeltiere gefunden wurden. LWL-Dino-Experte Schwermann: "Es ist das erste vollständige Skelett eines Plesiosauriers aus der Trias, also mehr als 200 Millionen Jahre alt. Von besonderer Bedeutung ist, dass die Plesiosaurier damit eins der größten Masseaussterbe-Ereignisse der Erdgeschichte überlebt haben, das am Übergang von der Trias zum Jura stattgefunden hat. Bislang ging man davon aus, dass sie erst danach die Weltbühne betreten haben." Alle bisher bekannten Plesiosaurier-Funde sind jünger und stammen aus Jura- und Kreidezeit.

Hintergrund

Mitarbeiter des Steinmann Instituts für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn haben den Fund erforscht, zusammen mit Tanja Wintrich, Dr. Shoji Hayashi, Dr. Alexandra Houssaye, Dr. Yasuhisa Nakajima und Prof. Dr. P. Martin Sander. Die Veröffentlichung mit der Festlegung des Namens erfolgte bei der Fachzeitschrift "Science advances".

Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs: "Aus der Grabung und Bearbeitung hat sich eine intensive Kooperation zwischen der Arbeitsgruppe um Prof. Sander und dem LWL-Museum für Naturkunde ergeben." Gemeinschaftlich werden seit 2015 jährliche Grabungen in Bonenburg durchgeführt. Auch andere Forschungsprojekte haben sich aus dieser Kooperation schon ergeben. Kriegs: "Dank des Engagements von Michael Mertens konnte dieser seltene Fund für die Menschheit und die Wissenschaft gerettet werden."

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Der Fund wurde von der Bauchseite her freigelegt. Er zeigt die Wirbelsäule mit dem zurückgebogenen Hals. Der Schädel ist noch vorhanden, wobei die beiden Unterkieferäste gut zu erkennen sind. Brust- und Bauchrippen sind sehr zahlreich erhalten geblieben. Von den Gliedmaßen sind die Schulter- und Beckengürtel sowie Teile der Beine vorhanden. Die Flossen sind stark zerfallen. Am Fundort lagen weit verstreut nur einige wenige Fingerknochen.

| Quelle: LWL-Pressestelle