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Daumen hoch (nicht im Bild) für die gesammelten Maske: Birgit Schad weist auf die Aktion #novembermasken hin. Nach großem Erfolg geht es nun um die #wintermasken.

'City Cleaners Germany' auch in Herne mit Challenges aktiv

Weggeworfene Schutzmasken einsammeln

Sie gehören mittlerweile zum Alltag in der Corona-Pandemie: Mund-Nasen-Bedeckungen aller Art, egal ob einfache medizinische OP-Masken, Bedeckungen aus Stoff, die selbst genäht sind oder hochwertigere FFP2-Masken. Neben Haustürschlüssel, Portemonnaie und Co. gehört der Griff zur eigenen Maske in sämtlichen Variationen aufgrund der Notwendigkeit auf manchen Straßen und in fast sämtlichen Gebäuden und Geschäften schon länger dazu. Doch einen Unterschied gibt es: Durch die mittlerweile flächendeckende Versorgung an Nachschub werden die Masken immer öfter nach mehrfacher Benutzung einfach am Straßenrand, im Park oder sonst wo auf dem Boden entsorgt. Manche fallen auch versehentlich aus den Taschen.

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Natürlich gibt es vernünftige Bürger, die die Masken ordnungsgemäß in die Mülltonne werfen, doch herumliegende Masken auf Bürgersteigen und Wegen sind keine Seltenheit mehr. Dieser Zustand brachte Birgit Schad auf die Idee, die weggeworfenen Masken einzusammeln. Dabei engagiert sich die Frau aus Wallenhorst bei Osnabrück schon seit Februar 2016 gegen Müll. „Ich habe einen Hund, mit dem ich mehrmals am Tag spazieren gehe. Da fielen mir irgendwann mehrere Tage hintereinander Zigarettenkippen auf, die einfach auf den Weg geschmissen wurden. Am vierten Tag habe ich dann angefangen, sie aufzusammeln“, erzählt die heute 52-Jährige.

Mehrere dreckige Mund-Nasen-Masken wurden eingesammelt, um die Umwelt nicht zu belasten.

Einfach angefangen Müll zu sammeln

Weil sie immer mehr Müll sammelte, der schnell mehrere Säcke voll füllte, gründete sie die zunächst geheime Facebook-Gruppe Saubermacher. „Ich habe einfach begonnen, Müll zu sammeln. Ohne Plan, ohne große Ausrüstung“, erzählt sie von den Anfängen. „Das hat sich dann weiterentwickelt. Dazu habe ich in der Nähe meiner Heimatstadt versucht, auf das Problem aufmerksam zu machen. Ich war mir bewusst, dass ich nicht die erste bin, die so etwas tut, aber eine der ersten Initiatorinnen, die ihr Gesicht in die Kamera halten.“ Ihr Hobby sei nun ehrenamtlich Müll zu sammeln und damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Als Auszeichnung für ihr Engagement gewann sie zwei Mal in Folge einen örtlichen Umweltschutzpreis.

„Es gab von Anfang an einige Unterstützer, aber auch kritische Stimmen. Die kamen vor allem von meinem Mann, der Bedenken hatte, dass mich ein Kunde dabei sehen könnte“, beschreibt Birgit Schad im Gespräch mit der halloherne-Redaktion. Sie gibt selbstständig Sprachtrainings, vor allem auf Englisch. „Dann trat der Fall tatsächlich ein, dass mich ein Kunde sah und später zur Sicherheit über WhatsApp fragte, ob er wirklich mich dort gesehen hätte. Als ich ihm die Aktion erläuterte, war er ganz begeistert und spendete 1.000 Euro sowie Materialien wie Müllsäcke und Warnwesten.“

Hilft bei der Aktion in Herne mit: Nicoline Mruck vor dem Herner Rathaus.

Mit der Zeit wuchsen die Facebook-Gruppe und der Instagram-Account an, es entwickelte sich eine eigene Dynamik. Im April 2018 startete sie die Facebook-Seite City Cleaners Germany (CCG). Mittlerweile gibt es ehrenamtliche Unterstützer von Bayern bis Schleswig-Holstein - und eben auch in Herne. Ende Oktober 2020 kam Schad dann die oben beschriebene spontane Idee, alte und dreckige Alltagsmasken aufzusammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen. Dazu startete sie einen Aufruf sowie die Challenge #novembermasken und - mit Zettel und Stift - eine Art Zähler. Die Facebook-Mitglieder posteten ihre Fotos und die Anzahl der gesammelten Masken, jeden Abend gab es ein kurzes Update über den Zwischenstand.

Große Resonanz

„Am Anfang dachte ich, so 1.000 wären im November möglich, 1.500 wären super“, sagt die Mutter einer 16-jährigen Tochter. „Am 21. November wurde mir dann aus Herne die 5.000. Maske, die bundesweit gesammelt wurde, gemeldet. Am Ende des Monats waren es dann 9.500. Das ist unfassbar“, freut sie sich. Die Aktion lief so toll, dass sie sich kurzerhand entschloss, sie auszuweiten. „Wir haben Unterstützung vom World Cleanup Day erhalten. Die Aktion läuft nun bis zum 28. Februar 2021, nennt sich #wintermasken und alle Helfer können auf der Internetseite die Zahl der gesammelten Masken eintragen und, wenn sie wollen, auch Fotos hochladen.“ Den (mittlerweile digitalen) Counter und das Formular zum Hochladen gibt es unter worldcleanupday.de/masken.

„Ich bin eine winzige Greta und habe allein angefangen. Aber aus meinem kleinen Hobby ist eine Passion geworden“, erläutert die Wallenhorsterin, die auf unzählige Online- und Zeitungsartikel, lokal und überregional, zurückblicken kann. „Ich habe auch keinen zeitlichen Mehraufwand durch das Müll sammeln. Wenn dann nur, um offizielle Cleanups zu organisieren und vorzubereiten sowie mich um Social Media zu kümmern. Ich habe in der Gruppe jeden Beitrag einzeln kommentiert und mit einem Emoji reagiert. Ich denke auch, dass ohne die Interaktion viele nicht dabei geblieben wären“, vermutet Birgit Schad.

Eine verlorene oder weggeworfene Schutzmaske liegt auf dem Bürgersteig.

Aus Herne ist zum Beispiel Nicoline Mruck eine eifrige Sammlerin von herrenlosen Masken. „Dadurch entsteht zusätzlicher Müll. Wir sammeln die Masken fleißig auf. Unter den Hashtags gibt es eindrucksvolle Beiträge zu sehen“, sagt die Hernerin, die findet, dass die Aktion mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Birgit Schad ist jedenfalls ein Stück weit stolz auf ihre Initiative, mit der sie auch in Schulen auf das Problem Umweltverschmutzung hinweist. „Ich möchte nur meine Message in die Welt hinausschicken: Macht dasselbe, ihr braucht nur eure Hände, mehr nicht. Es kann jeder machen und jeder kleine Teil hilft“, sagt die Initiatorin von CCG. Nur ihren Mann und ihre Tochter konnte sie noch nicht von ihrer Aktion überzeugen - aber das kommt vielleicht noch irgendwann.

Weitere Infos zum Projekt gibt es auf www.citycleanersgermany.de, bei Facebook auf der Seite und in der Gruppe und bei Instagram.

Birgit Schad von den City Cleaners Germany mit zwei prall gefüllten Müllsacken, davor (nicht im Bild) liegen mehrere weggeworfene Masken.
| Autor: Marcel Gruteser
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