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Dr. Frank Burbulla und Rita Quakulinski stellten das Sicherheitskonzept für Flüchtlinge vor.

Sicherheitskonzept für Flüchtlingsunterkünfte

Die Stadt Herne stellte am Montag (22.2.2016) das Sicherheitskonzept für die Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt vor. Dieses Konzept soll die Sicherheit der Bewohner im täglichen Leben und bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Brand oder Krankheiten gewährleisten. "Aktuell sind das zehn Unterkünfte und 744 Bewohner, die unter dieses Sicherheitskonzept fallen", so Stadtrat Dr. Frank Burbulla.

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Die neue Flüchtlingsunterkunft an der Südstraße.

Der Fokus liegt auf den Aufgaben des Wach- und Sicherheitsdienstes. Die Stadt Herne wird dabei mehrere Firmen beauftragen. "Für den Wach- und Sicherheitsdienst haben wir mehrere Parameter festgelegt: Eine Betreuung rund um die Uhr, nach Möglichkeit - und soweit verfügbar - soll auch weibliches Personal eingesetzt werden, und von allen Mitarbeitern muss zwingend ein erweitertes Führungszeugnis vorliegen", so Dr. Burbulla. "Unser Sicherheitskonzept schließt auch Subunternehmer aus", sagte Rita Quakulinski von der Koordinierungsstelle des Krisenstabs.

Die Aufgaben des Wach- und Sicherheitsdienstes umfassen unter anderem die Zugangskontrolle zu den Einrichtungen. Die Kontrolle soll mit Ausweisen für die Bewohner und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern erfolgen, "so dass erkennbar ist, wer in der Einrichtung ist und wer diese auch wieder verlassen hat", so der Stadtrat. Damit soll die Anzahl der Menschen in den Gebäuden für den Fall einer Evakuierung nachgehalten werden. "Dies dient nicht der Überwachung des Bewohnerverhaltens. Wir wollen nicht in die Privatsphäre eindringen", so Dr. Burbulla. Eine Personen- oder Taschenkontrolle ist nicht vorgesehen.

Die Umbaumaßnahmen betrafen auch den Brandschutz

Für jede Einrichtung wird ein Brandschutzkonzept erarbeitet. Die hauptamtlich Beschäftigten und die Mitarbeiter des Wach- und Sicherheitsdienstes sollen eine Grundausbildung im Brandschutz erhalten. Der Sicherheitsdienst soll die Fluchtwege kontrollieren und bei einer eventuellen Evakuierung helfen. Darüber hinaus sollen sich Notfallseelsorger bei Bedarf um die Menschen kümmern, die Flucht und Krieg hinter sich gelassen haben. Bei medizinischen Notfällen erhalten die Bewohner "die gleiche medizinische Versorgung wie jeder andere auch", so Dr. Burbulla. Die Bewohner sollen Informationen zu Schutzimpfungen erhalten, und regelmäßige Kontrollen der Wasserqualität und der Lebensmittel sollen Krankheiten vorbeugen.

Das Sicherheitskonzept der Stadt greift auch das zwischenmenschliche Verhalten der Menschen in den Unterkünften auf. "Für die Bewohner regeln wir die Basics eines Zusammenlebens, dass man zum Beispiel achtsam miteinander umgeht, sich auch möglichst ruhig verhält, mit Eigentum anderer respektvoll umgeht und dass natürlich Waffen verboten sind", so Dr. Burbulla. Auch sollen - je nach Einrichtung und Bedarf - Ruhe- und Gebetszeiten geregelt werden. Alkohol in den Einrichtungen sei erlaubt, doch "jeglicher störender und missbräuchlicher Umgang mit Alkohol ist in den Einrichtungen untersagt." Und wenn die Situation in den Einrichtungen doch mal zu eskalieren droht? "Wir werden im Rahmen der Gewaltprophylaxe unseren Beschäftigten - und auch dort tätigen Dritten - anbieten, in Deeskalations-Maßnahmen oder Streitschlichtungs-Schulungen zu gehen."

Das neue Flüchtlinsgheim an der Südstraße

Wer als ehrenamtlicher Helfer oder Dolmetscher in den Einrichtungen tätig sein möchte, soll zukünftig ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. "Wir möchten damit verhindern, dass zum Beispiel politisch oder pädophil Vorbestrafte in die Unterkünfte kommen", so Dr. Fank Burbulla. "Eins darf aber nicht passieren, dass wir dadurch weniger Ehrenamtliche haben. Wir werden Regelungen finden müssen, um bei der Beantragung des Führungszeugnisses zu unterstützen."

Der Schutz von Frauen, Kindern und Jugendlichen ist in dem Konzept der Stadt ebenfalls festgelegt. "Das Ziel ist Schutz vor häuslicher sexualisierter Gewalt. Wir haben uns räumliche Standards gesetzt. Eltern und Kinder sollen grundsätzlich gemeinsam untergebracht werden und möglichst getrennt von anderen Bewohnergruppen. Als zweites sollen auf jeden Fall getrennte Sanitäranlagen nach Geschlechtern in zentraler Lage mit guter Ausleuchtung gewährleistet sein", so Stadtrat Dr. Burbulla. Zur Prävention und Erkennung von Kindeswohlgefährdung und Gewalttaten soll das sozialpädagogische Personal geschult werden. Diese Schulung soll auch den ehrenamtlichen Helfern und den Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes auf freiwilliger Basis angeboten werden.

"Es gibt kein auslösendes Ereignis, welches uns in die Not versetzt hat, dieses Konzept zu erstellen. Wenn wir so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft, Nationalitäten und Kulturen neu in unserer Stadt haben - die in großer Zahl in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind - gibt es einfach einen Bedarf, Dinge für ein Zusammenleben zu regeln", sagte Stadtrat Dr. Frank Burbulla.

| Autor: Björn Koch
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