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Gabriele, Marcel und Juergen Ludwig.

Kinder werden flügge

Kofferpacken ist seit Wochen das große Thema für Marcel Ludwig. Er freut sich auf seinen Einzug in das neue Wohnhaus der Diakonischen Stiftung Wittekindshof an der Burgstraße in Herne-Eickel. Noch erledigen Handwerker die letzten Details am Neubau.

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Kofferpacken, darauf freute sich Marcel schon.

Marcel Ludwig ist mit seinem ersten Koffer schon vor ein paar Tagen ins neue Haus gekommen. Der 25-Jährige weiß genau, wo er hin will. Sein Zimmer ist in der ersten Etage. Noch wohnt er bei seinen Eltern ganz in der Nähe des Neubaus. Der junge Mann hat die Baustelle seit dem ersten Spatenstich im November 2013 durch viele Besuche genau beobachtet. „Wir haben viele Fotos von den Bauarbeiten, aber auch von unserer Familie gemacht. Wir kleben sie in ein großes Album. Marcel kann nicht sprechen, aber mit dem Album zeigen, was ihm wichtig ist“, berichtet seine Mutter Gabriele Ludwig.

Das neue Wohnhaus der Diakonischen Stiftung Wittekindshof an der Burgstraße.

Marcel Ludwig wurde mit Down-Syndrom geboren, arbeitet in der WfB Herne und kommuniziert mit vielen Gesten und wenigen Worten. Stolz zeigt er seine Kette, mit einem silberfarbigen Anhänger, auf dem sein Name, seine Adresse und Telefonnummer stehen. Ein Blick zum Vater reicht. Der beruhigt ihn: „Ja, du bekommst einen neuen Anhänger, mit deiner neuen Adresse.“ Jürgen Ludwig ist zuversichtlich, dass sein Sohn sich in kürzester Zeit im neuen Haus wohl fühlen wird. „Ich bin froh, dass meine Frau und ich diesen wichtigen Entwicklungsschritt begleiten können. Irgendwann können wir das nicht mehr. Dann wissen ihn hier gut aufgehoben!“

Marcel Ludwig weiß schon ganz genau, wo in seinem Zimmer der Schreibtisch mit seinem Computer stehen soll.

Das Ehepaar Ludwig hatten sich schon vor Jahren gemeldet, als sie von den ersten Bauplänen des Wittekindshofes in Eickel gehört hatte: „Marcel soll so leben wie jeder andere auch. Irgendwann kommt das Alter, wo Kinder flügge werden. Marcel soll nicht sein ganzes Leben lang bei uns zu Hause wohnen“, erklärt die Mutter. Auch ihr Mann steht voll und ganz hinter den Umzugsplänen seines Jüngsten, aber er gibt zu, dass ihm dieser Schritt nicht leicht fällt: „Wir haben uns 25 Jahre lang fast rund um die Uhr um ihn gekümmert. Es ist ideal, dass er jetzt gleich um die Ecke dieses Wohnhaus gibt. Trotzdem ist sein Auszug etwas ganz anderes als der seiner großen Schwester. Sie ist selbständig“, erklärt der Vater, der schon Pläne hat für die Zeit nach der ersten Eingewöhnungsphase. „Wir wollen mit Marcel den Weg von der Burgstraße zu uns nach Hause üben, damit er alleine kommen kann.“

Marcel Ludwig packt mit Mutter Gabriele die ersten Wäschestücke aus.

Schon während des Gespräches hat Marcel Ludwig manchmal sehnsüchtig zu seinem großen Koffer geschaut. Jetzt ist es endlich soweit, um in sein neues Reich zu gehen. Er gibt deutlich zu verstehen, dass er seinen Koffer alleine auspacken will. Einen Stoffhasen setzt er in sein Bett. Spiele legt er in den Nachttisch. Erst beim Einräumen des Kleiderschrankes darf seine Mutter ihm T-Shirts und Hosen anreichen und ihn mit Worten unterstützen. So ist er es bei vielen Alltagsabläufen gewohnt ist, die er alleine ausführen kann, wenn er mündliche Anleitung bekommt. Zum Schluss sucht er für die ersten drei Motorrad-, Fußball- und Truckerzeitschriften einen Platz im Regal über seinem Bett. Mit einem prüfenden Blick kontrolliert Marcel Ludwig die Steckdosen für seinen Computer, die Spielekonsole und den Fernseher. Mit großen Gesten erklärt er, wo alles stehen und wo noch ein Teppich ergänzt werden soll. Noch sind ein paar Tage Zeit, um alles einzurichten, denn Marcel Ludwig gehört nicht zu den ersten, die am Montag einziehen.

Thorsten Thieme leitet das neue Wohnhaus Burgstraße zusammen mit seiner Stellvertreterin Monika Krawietz.

Ab Montag, 20. Juli, werden die ersten Frauen und Männer mit Behinderung in die zwei Wohngemeinschaften und die Einzel- und Doppelappartements einziehen: „Wir wollen für jeden einzelnen und zum Kennenlernen Zeit haben. Deswegen haben wir die Umzüge auf die nächsten Wochen verteilt“, erklärt Thorsten Thieme, der für das Wohnhaus verantwortlich ist.

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Zu seinem Team gehören 20 Erzieher, Heilpädagogen, Pflegekräften und weiteren Mitarbeitenden in Voll- und Teilzeit. In den letzten Tagen haben sie alles für den Erstbezug vorbereitet: „Wir haben eingekauft, ausgepackt, eingerichtet und Einführungen für den Umgang mit Hilfsmitteln, Telefonanlage, elektrischen Türen und Haustechnik bekommen und sind als Team zusammengewachsen“, berichtet Thieme.

| Quelle: Wittekindshof
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