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Channa Birnfeld 2005 bei einer Gedenkveranstaltung in Herne.

Channa Birnfeld verstorben

Am Mittwoch (3.9.2014) verstarb in Hamburg die Auschwitz-Überlebende Channa Birnfeld im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Sie war die letzte bekannte Herner Zeitzeugin für die Verbrechen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nazis. Der Herner Historiker Ralf Piorr schreibt über Channa Birnfeld:

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"Channa Birnfeld war 1944 von den Nazis aus Ungarn nach Auschwitz deportiert worden. Sie überlebte die Shoah und kam 1946 nach Herne. Gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Max Cohn betrieb sie eine kleine Schneiderei in der Bahnhofstraße. 1959 verließ sie das Ruhrgebiet und ging nach Hamburg. Viele Jahrzehnte sprach sie nicht über ihre Erfahrungen im Konzentrationslager.

Channa Birnfeld 2011 auf dem jüdischen Friedhof am Hoverskamp.

Erst Mitte der 1990er Jahre brach Channa Birnfeld ihr Schweigen. Im Jahr 2000 kam sie wieder in engeren Kontakt mit ihrer einstigen Heimatstadt. Mehrmals war sie Gast der Stadt Herne und berichtete auf Gedenkveranstaltungen und vor Schulklassen eindrucksvoll über ihre Erfahrungen.

Im Jahr 2009 war sie als Jury-Mitglied an der Gestaltung des Shoah-Mahnmals auf dem Willy-Pohlmann-Platz beteiligt. Bis kurz vor ihrem Tod verfolgte sie die hiesige Debatte um die Anschläge auf das Mahnmal und war gewillt, sich zu positionieren. Aus diesem Grund hatte sie trotz ihres hohen Alters vor, am 27. Januar 2015, dem 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, an der Gedenkveranstaltung in Herne teilzunehmen. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

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In einem Gespräch mit mir bekannte sie unlängst: „Jetzt ist es bald 70 Jahre her, das Auschwitz befreit wurde. Manchmal schaue ich zurück und denke: ‚Nein, das hast du nicht erlebt. Das ist gar nicht wahr.‘ Manchmal aber kommt mir das Lager wie gestern vor.“

| Autor: Ralf Piorr
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