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Szene aus

Der doppelte Otello

Wein, Weib und Gesang

„Wir sind wieder da“ jubelt Frank Lindner und stimmt noch vor geschlossenem Vorhang unplugged die Lampenfieber-Hymne an: die dreijährige Corona-bedingte Spielpause der Wanne-Eickeler Amateurbühne ist mit einer fulminanten Inszenierung der Boulevardkomödie „Otello darf nicht platzen“ von Ken Ludwig zu Ende gegangen, die am Samstagabend (12.11.2022) in der Aula der Realschule Crange mit stehenden Ovationen gefeiert wurde.

Als sich zu „Nessun dorma“, der Arie des Prinzen Kalaf in Giacomo Puccinis Oper „Turandot“, der Vorhang öffnet, brandet erstmals Szenenapplaus auf – für die von Thomas Hirschi, Sven Feniger und Uwe Rainer Schulz gebaute Kulisse: die großzügige Suite des Hyde Park Hotels zu Chicago ist ein stilecht ins Jahr 1934 zurückführender Traum in Weiß, Gold und nobilem Rot.

Der ehrgeizige Operndirektor Henry Saunders (Uwe Rainer Schulz) kennt weder Freunde noch Verwandte, wenn es um das Wohl seines Hauses geht. Was sowohl seine Tochter Maggie (Sabrina Moskei) als auch sein Assistent Max (Jerry Lewis auf Crange: Michael Hirschi) handfest zu spüren bekommen, als der Stargast der abendlichen Vorstellung ausbleibt: Tito Merelli (Thomas Hirschi), der größte Tenor seiner Zeit, soll die Titelpartie in Giuseppe Verdis „Otello“ singen – im naturgemäß ausverkauften Theater.

Zahllose Affären

Als dieser endlich, von seiner so temperamentvollen wie durch zahllose Affären des umschwärmten Sängers gebeutelten Gattin Maria (Conny Hirschi) begleitet, auftaucht, wird er von argen Magenproblemen geplagt. Ausgerechnet Max, der sich seit drei Jahren vergeblich um Maggie bemüht, soll diese und andere erklärte Fans wie dessen heimische Bühnenkollegin Diana (nomen est omen: Simone Käseler) und die forsche Operngilde-Vorsitzende Julia Leverette (Andrea Koch) von Tito fernhalten. Und überhaupt dafür sorgen, dass sich der Star in aller Ruhe auf seinen Auftritt vorbereiten kann.

Der Hotelpage Frank (Michael Zimmermann), Henrys Tochter Maggie (Sabrina Moskei) und Julia (Andrea Koch), die Vorsitzende der Operngilde, würden alles tun, um Tito Merelli vor seinem Auftritt zu treffen.

Wein, Weib und Gesang: Nachdem der Hotelpage (kleine, feine Paraderolle für Publikumsliebling Michael Zimmermann), „La donna è mobile“ aus Giuseppe Verdis Oper „Rigoletto“ schmetternd, auch noch Champagner gebracht hat, nachdem Max und Tito bereits die Flasche Chianti aus dem Koffer des Heldentenors geleert haben, sind alle guten Vorsätze dahin. Und der abendliche Auftritt des Stars endgültig geschmissen, als Maria eine folgenreiche Entdeckung im Schrank ihres Schürzenjägers von Gatten macht. Was tun? Die „Otello“-Vorstellung darf einfach nicht platzen, denn mit Vito Corleone (Urgestein Jürgen Maasjost) sitzt ihm der „Pate“ Chicagos im Nacken…

Fulminante Verwechslungskomödie

Der am 6. März 1986 im Londoner West End Theatre uraufgeführte Zweiakter „Lend Me a Tenor“, das überaus erfolgreiche, in der ganzen westlichen Welt gespielte Debüt des US-amerikanischen Dramatikers Ken Ludwig, kommt mit reichlich (Musik-) Theater auf dem Theater daher. Conny Hirschi hat die deutsche Übersetzung von Ursula Lyn für die Wanne-Eickeler Amateurbühne Lampenfieber bearbeitet und zusammen mit Andrea Koch inszeniert. Die eher konventionelle Backstage-Comedy entwickelt sich nach der Pause zur fulminanten Verwechslungskomödie: Zweieinhalb Stunden unbeschwerte Strapazierung der Lachmuskeln, vom restlos begeisterten Premierenpublikum mit stehenden Ovationen gefeiert.

Karten für die weiteren Vorstellungen am Freitag, 18. November, und am Samstag, 19. November 2022, mit anschließender Abschlussfeier samt DJ und Sänger Frank Lindner, jeweils um 19 Uhr in der Aula der Realschule Crange, Semlerstraße 4, über den Verein unter Tel 0176 – 745 95875 (10-18 Uhr) und an der Abendkasse. Einlass ist jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, da im Foyer Brezel, Currywurst und Getränke offeriert werden. Parkplätze sind ausreichend auf dem Schulhof vorhanden.

Vergangene Termine (2) anzeigen...
  • Freitag, 18. November 2022, um 19 Uhr
  • Samstag, 19. November 2022, um 19 Uhr
Montag, 14. November 2022 | Autor: Pitt Herrmann