
„Bildgeschichten“ auf Unser Fritz
Von heiter bis wolkig
Wenn die so toughe wie eloquente Dr. Christine Vogt auf der Vernissage der Ausstellung „Bildergeschichten – Von heiter bis wolkig“ am Samstag, 10. Mai 2025, um 17 Uhr in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 die Einführungsrede hält, dann dürfen sich die Besucher nicht nur auf fachlich Fundiertes freuen, obwohl das naturgemäß im Vordergrund steht, handelt es sich bei ihr doch um die inzwischen langjährige Direktorin der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen.
Auf ihre Expertise ist auch die Einladung der in Bayreuth geborenen Kasseler Künstlerin Daniela Heller zurückzuführen. Sie hat nicht nur Visuelle Kommunikation mit Schwerpunkt Comic und Illustration an der Kunsthochschule Kassel als Meisterschülerin bei Prof. Hendrik Dorgathen studiert, sondern auch urgeschichtliche Archäologie und ist mit einer Installation im Westfälischen Museum für Archäologie in Herne vertreten. In der Schwarzkaue auf Unser Fritz ist sie mit einer Soundinstallation vertreten, die man über Kopfhörer auch liegend in einem kleinen Zelt genießen kann. Die dazugehörenden Comics hängen an der Stirnseite.
Normaler Wahnsinn des Alltags

Comics sind im Übrigen mehr als nur (zumeist) lustige Bilder mit und ohne Sprechblasen. Sie erzählen Geschichten, manchmal heiter, manchmal nachdenklich, oft beides zugleich. In den Bildgeschichten werden komplexe Gefühle, gesellschaftliche Missstände oder einfach nur der ganz normale Wahnsinn des Alltags ausgedrückt. Ob in bunten Panels oder fast ganz ohne Worte wie bei den Pinguin-Cartoons der Bochumer Diplom-Grafikerin und Designerin Wibke Brandes – Comics sprechen eine eigene Sprache. Sie machen Unsichtbares sichtbar, sagen mit einer Zeichnung oft mehr als viele Worte und treffen idealerweise genau den Punkt.
Die von der Künstlerzeche-Atelieristin Marijke Brauckmann, die selbst mit drei Acryl-Gemälden in der Schwarzkaue vertreten ist, ko-kuratierte Ausstellung nimmt die Besucher an Hand von insgesamt acht höchst unterschiedlichen künstlerischen Positionen mit auf eine Reise durch den vielfältigen Kosmos der Comics und Illustrationen: von humorvollen Alltagsszenen auch aus speziell weiblicher Sicht wie von der nun in München lebenden Beuys-Schülerin Angelika Luise Stephan bis hin zu ernsten Themen aus Politik und Gesellschaft.
Zwei Videoarbeiten

Zwei Videoarbeiten ziehen die Aufmerksamkeit in der Weißkaue an sich. Zum einen der Kurzfilm „Brewberry Spell“ der jetzt in Köln lebenden gebürtigen Hernerin Annika Nimz in voller Länge, welcher für den „Goldenen Spatz“, das jährlich in Gera und Erfurt ausgetragene größte deutschsprachige Kinder Medien Festival, nominiert war und beim Australia Animation Film Festival den Zuschauerpreis gewann. Annika Nimz arbeitet neben eigenen Projekten vor allem für den Westdeutschen Rundfunk („Löwenzahn“, „Die Sendung mit der Maus“).
Zum anderen „Good Cooking“ des Düsseldorfers Fabian Rougk, der im 7. Semester an der dortigen Kunstakademie bei Prof. Ellen Gronemeyer studiert und Kandidat für den Förderpreis 2024 der Künstlerzeche Unser Fritz gewesen ist. Im Durchgang zwischen Weiß- und Schwarzkaue hängt ein Gemälde von ihm, mit dem er der Unser Fritz-Location, die er vorher nicht kannte, seine Reverenz erweist – mit Helmut Bettenhausens „Triumphbogen“ und einem Kohlenzug. In einer der Vitrinen in der Schwarzkaue können überdies seine gefakten Ikea-Kataloge bewundert werden.

Der in Münster geborene Berliner Cartoonist, Zeichner und Kolumnist Lo Graf von Blickensdorf dürfte mit seinen heiter-ironischen Arbeiten („Die Eichel von Wanne-Eickel“) zum Publikumsliebling avancieren. Der einstige Filmstudent von Prof. Adolf Winkelmann arbeitet u.a. für das Satiremagazin „Eulenspiegel“, das den Untergang der DDR ebenso überlebt hat wie das Festival „Goldener Spatz“.
Talk & Torten

Wer zuerst lacht, bekommt das größte Stück Sahne: Der „Tortengraf“, dessen Werke auch in der Ausstellung zu sehen sind, lädt zu Talk & Torten am Sonntag, 25. Mai 2025, ab 14 Uhr in die Schwarzkaue der Künstlerzeche ein. Im Gespräch mit dem Moderator und Entertainer Martin Quilitz will er scharfzüngig, schokoladig und schonungslos Einblicke in das Leben eines Selfmadeadeligen geben, der Eintritt ist frei.
Vortrag

Zuvor lädt der Herner Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann am Mittwoch, 14. Mai 2025, um 18 Uhr bei freiem Eintritt an den gleichen Ort zu einem Vortrag über Karikaturen ein (halloherne berichtete). Sie sind lustig und verspotten, können aber auch verletzend sein. Die ersten Karikaturen finden sich in der Antike: Auf griechischen Vasen oder Wänden in Rom werden Menschen in übertriebenen und zugespitzten Situationen gezeigt. Von den Flugblättern der Reformationszeit, satirischen Grafiken in den Niederlanden bis zu gesellschaftskritischen Druckfolgen in Großbritannien des 18 Jahrhunderts sind die Blätter ein beliebtes Mittel, um politische Gegner bloßzustellen. Im 19 Jahrhundert werden die ersten Zeitschriften gedruckt, die ganz aus satirischen Bildern bestehen. Heute nutzt fast jede Zeitung – und nicht zuletzt halloherne – Karikaturen als Kommentar zum Tagesgeschehen.
Kommste vorbei
„Kommste vorbei“: Zudem wird das neue Format „Schichtwechsel – Treffen mit Kunst“ am Freitag, 23. Mai 2025, um 18 Uhr fortgesetzt: Kunst nach Feierabend zu Getränken und Knabbereien.
„Bildgeschichten – Heiter bis wolkig“ läuft vom 10. Mai bis zum 8. Juni 2025 in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3, Zur Künstlerzeche 10 in 44653 Herne.
Die Öffnungszeiten: Mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr. Zur Eröffnung der Gruppenausstellung am Samstag, 10. Mai 2025, um 17 Uhr sprechen Jürgen Hausmann vom Förderverein Unser Fritz 2/3 und Dr. Christine Vogt, Direktorin der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen.
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- Mittwoch, 14. Mai 2025, von 15 bis 18 Uhr
- Samstag, 17. Mai 2025, von 14 bis 18 Uhr
- Sonntag, 18. Mai 2025, von 14:07 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 21. Mai 2025, von 14 bis 18 Uhr
- Samstag, 24. Mai 2025, von 14 bis 18 Uhr
- Sonntag, 25. Mai 2025, von 14 bis 17 Uhr
- Mittwoch, 28. Mai 2025, von 14 bis 18 Uhr
- Samstag, 31. Mai 2025, von 14 bis 18 Uhr